Bei dem Workshop "DSA auf dem Handy: Spannender Spielspaß oder unnötiger Blödsinn?" stellte Dr. Stefan Blanck von Chromatrix das Konzept der DSA-Solo-Abenteuer auf den Handys vor und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen:
elkware ist seit rund zweieinhalb Jahren im Bereich der Handy-Spiele aktiv, und gemeinsam mit der Firma Chromatrix hat man sich erstmalig im Oktober 2002 zusammengesetzt, um zu überlegen inwiefern man dahingehend etwas erarbeiten kann.
Insgesamt hat es sieben Monate an Zeit (für zwei Personen) gekostet die Grundlagen für die Handy-Abenteuer zu erstellen. Dazu mußten ein Editor entwickelt, grundsätzliche Gestaltungsrichtlinien festgelegt und vielerlei andere Dinge geregelt werden.
So gibt es für die Entwicklung der Handy-Spiele drei wichtige und restriktive Größen: So gibt es eine Höchstgrenze für die Downloadgröße von Programmen, maximale Größe von Applikationen und auch noch bei den Telekommunikationsprovidern Beschränkungen im Gateway, so daß man bei der Entwicklung nicht nur auf die Kompatibilität der einzelnen Handy-Modelle achten muß, sondern auch diese Restriktionen im Auge behalten muß - da es sonst zu Inkompatibilitäten kommt.
Am Beispiel des Abenteuers Geheimnis der Zyklopen zeigte Dr. Stefan Blanck auf, inwiefern der Textumfang des eigentlichen Soloabenteuers für das Handy angepasst wird. So hat das Original-Soloabenteuer zum "Drumrumblättern" insgesamt 162 KB an Text. Die Handy-Version selber benötigt nur noch 90 KB an Text - alleine dadurch, daß gewisse Texte eingespart werden können, da diese in der Handy-Version nicht benötigt werden (z.B. Angaben wie man würfeln soll).
Besonderen Augenmerk wurde auf das Regelwerk gelegt, denn die Regeln auf dem Handy sollten den "echten" DSA-Regeln entsprechen. Und so findet man auf dem Handy ein DSA 4-Regelsystem, welches jedoch dennoch nicht ganz vollständig ist. Dies erfolgte jedoch aufgrund der Prämisse, dass möglichst alles so transparent und selbsterklärend wie möglich sein solle, so daß z.B. glückliche Attacken oder Patzer weggelassen worden sind. Ansonsten bietet das Regelwerk auf dem Handy aber genau das, was DSA-Spieler kennen und für Einsteiger verständlich ist. So kann man gemäß der DSA 4-Regeln im Abenteuer steigern, die Kämpfe laufen nach dem bekannten Schema ab, es gibt Talentproben usw.
Seit Mai 2003 gibt es die Handy-Spiele, und sie haben sich inzwischen schon auf dem Markt etabliert. Die meisten Umsätze werden jedoch gar nicht direkt über www.dsa-mobile.de erzielt, sondern über die großen Portale (z.B. Jamba) oder die Provider (z.B. Vodafone). In Deutschland ist z.B. O2 (ehemals VIAG Interkom) der große Vorreiter - teilweise konnte man dort sogar, als Kunde mit einem bestimmten Handy-Typ, zwei DSA-Abenteuer kostenlos herunterladen. Und wenn in der Werbung direkt bei Franz Beckenbauer und Anke Engelke auch Das Schwarze Auge auftaucht, dann ist das sicherlich auch nicht schlecht.
Seit Ende August 2003 bietet auch Vodafone (ehemals D2 Mannesmann) die Handyspiele an, was sicherlich der weiteren Verbreitung zuträglich sein wird, hat doch der ehemalige Marktführer eine hohe zweistellige Millionenzahl an Kunden.
Am Rande erwähnte Dr. Stefan Blanck dann auch über den bisherigen Erfolg der Handy-Abenteuer in Österreich: Über die österreichische Mobilkom (die nichts mit der deutschen Mobilcom zu tun hat!) wurden mit dem ersten Handy-Abenteuer Nedime - Die Tochter des Kalifen innerhalb kürzester Zeit vierstellige Verkaufszahlen erzielt!
Angesichts des Erfolgs der Handy-Spiele wird es wohl auch noch dieses Jahr die Handy-Spiele als Adaption für The Dark Eye, also auf englisch, geben.
"Wie spielt man Doom auf dem Handy?"
- nicht ganz ernstgemeinte Frage beim Workshop zu den Handyspielen
"Am besten gar nicht..."
- mit einer guten Antwort
Natürlich wurde auch die Chance genutzt, um bei diesem Workshop auf kommende, neue Abenteuer hinzuweisen und diese vorzustellen:
Die Grabräuber
Schon zu rund zwei Dritteln ist das fünfte Handy-Abenteuer fertig - und Mitte Oktober wird dann die Reihe der bisher vier DSA-Abenteuer erweiterte. Bisher handelte es sich bei den Abenteuern um Adaptionen von schon existierenden DSA-Soloabenteuern, doch mit dem fünften Abenteuer gehen elkware und Chromatrix neue Wege - denn Die Grabräuber wird extra für das Handy geschrieben, und dürfte somit optimal darauf abgestimmt sein.
Geschrieben wird das Abenteuer von Dr. Stefan Blanck (von Chromatrix), der ja auch in DSA-Kreisen kein unbekannter Autor ist (siehe dieses Interview bei Vinsalts DSA-Service).
In diesem Abenteuer wacht der Held am Anfang auf - und weiß gar nicht wo er ist... er weiß nur, daß er auf dem Yaquir gereist ist, die stolze Pfalz Cumrat sah - und eigentlich nach Gareth wollte. Doch hat er die Capitale des Raul'schen Reiches erreicht? Kam er überhaupt noch in Ragath an?
"Wer zu spät kommt, den bestraft der Streitkolben!"
- ein Teilnehmer des Workshops zu der Ankündigung, daß es mehr zeitbezogene Aktionen geben wird
All diesen Fragen muß sich der Held in diesem Abenteuer stellen, welches z.B. im Gegensatz zu den ersten beiden Abenteuern auch mehr interaktive und auch zeitbezogene Elemente bieten wird.
Drachenfeuer
Unter diesem Arbeitstitel arbeitet derzeit Thomas Finn am sechsten DSA-Abenteuer für das Handy, und mit diesem Abenteuer will er sich einen Wunschtraum verwirklichen - es scheint sich dabei um größere Kreaturen zu drehen... 
Dieses Abenteuer wird am Rande des Mittelreiches spielen und soll nach den Planungen vom Plot her auch in das offizielle Aventurien integriert werden - es geht also nicht darum in einem Soloabenteuer mal eben die Heptarchien zu vernichten. Statt dessen soll in diesem klassischen Abenteuerplot der Held einen Drachenangriff abwenden, dabei wird er jedoch einige Überraschungen erleben, die man so gar nicht erwartet hätte...
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Kommentar
"Und wieder gelingt es FanPro, aus Scheiße Gold zu machen. [...] Die Kreativität dieser Firmen, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen, scheint keine Grenzen zu kennen! Wieviel besser wäre es, dieses Potential für bessere Produkte einzusetzen. [...] DSA auf dem Handy - Ihr spinnt!!!"
- Aussage aus einem Forum als die Handy-Spiele angekündigt wurden
Man muß ja nicht jede technische Entwicklung für gut befinden, man muß auch kein Freund von Handys sein und man kann auch ruhig der Meinung sein, daß die Handy-Spiele nicht die Zukunft des Rollenspiels darstellen.
Aber fair sollte man schon bleiben - und vielleicht auch tolerant, eine Eigenschaft die ansonsten gerne Rollenspielern zugeschrieben wird. Dann müßte man auch nicht solche Bezeichnungen wie "scheiße" für eine Art von Spielen wählen, die einem persönlich nicht zusagen. Das den Großteil der durch diese Spiele eingenommenen Gelder keineswegs FanPro erhält, sei da nur am Rande erwähnt.
Außerdem sollte man sich erst einmal von dem Irrglauben trennen, daß die Handy-Spiele irgendwie das Potential für andere, bessere DSA-Produkte stehlen. Die Handy-Spiele werden nicht von FanPro erstellt, sondern von der Firma Chromatrix. Das heißt also die Arbeit an z.B. der Box Götter & Dämonen leidet nicht darunter, daß es DSA auf dem Handy gibt. Würde es die Handy-Spiele nicht geben, hätte dies keinerlei direkten Einfluß auf andere DSA-Produkte.
Jedoch gibt es mehr als einen positiven Effekt durch diese Spiele: Schließlich gibt FanPro die Erlaubnis solche Spiele herauszubringen nicht einfach aus Sympathie heraus - Chromatrix zahlt für die Lizenz, und insofern kommen die Handy-Spiele unmittelbar FanPro und damit mittelbar DSA zugute.
Ob die Handy-Abenteuer einem "das Geld aus der Tasche ziehen" ist auch diskussionswürdig - bei den meisten Portalen/Providern kosten sie 2,99 Euro bis 3,99 Euro, und selbst der Preis von 4,99 Euro, den man direkt beim Hersteller zahlt, ist nicht unbedingt sehr hoch, wenn man ihn mit den ursprünglichen Preisen für die damaligen Soloabenteuer in Papierform bedenkt - selbst wenn man die Preissteigerung weglässt.
Schlußendlich sollte man einen gewichtigen Punkt nicht vergessen: Die Handyspiele sorgen für ein wachsendes Interesse an DSA, gerade auch in der marktrelevanten Altersgruppe. Wenn man bedenkt, daß zum jetzigen Zeitpunkt, wo die technische Basis noch recht gering ist (da schätzungsweise nur 15 % der Handys auf dem Markt schon die notwendigen Standards wie Java unterstützen), schon alleine in einem nicht ganz so großen Land wie Österreich vierstellige Verkaufszahlen erreicht werden - dann zeigt das doch deutlich das Potential.
Wenn man sich die technische Entwicklung im Handy-Bereich anschaut, dann noch bedenkt wie beliebt Spiele auf dem Handy sind (so soll es ja Leute geben, die ihr Handy-Modell nach den installierten Spielen aussuchen), dann ist die Prognose, daß in vielleicht ein, zwei Jahren mehr Leute DSA auf dem Handy als so, wie wir es bisher kennen, spielen gar nicht mal gewagt.
Für die Anhänger der "reinen Lehre" ist natürlich ein Handy-Rollenspiel kein richtiges Rollenspiel. Diesen Anspruch erhebt sicherlich nicht mal Chromatrix selber, denn die Leute dort wissen schon, was ein richtiges Rollenspiel ist.
Aber man darf nicht die Sogwirkung ignorieren - wenn nur ein kleiner Teil der Handy-Spieler sich genauer für DSA interessiert und dafür begeistert werden kann, dann kann das nur im Interesse der DSA-Spielerschaft sein. Und selbst wenn jemand auf einem Con zu einer Spielrunde keinen Heldenbogen mitbringt, sondern einen Archetypen präsentiert, der diverse Handy-Abenteuer durchstanden hat, dann ist das doch im Grunde ein positives Zeichen - und von den Vorteilen eines nicht-elektronischen Heldenbogens kann man ihn sicherlich auch noch überzeugen...
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich schließlich auch bei den DSA-Computerspielen der Nordlandtrilogie. Nicht wenige alteingesessene DSA'ler heulten auf, als es plötzlich hieß, daß es DSA auf dem Computer geben soll, nach dem Motto: "Verrat an der Idee und den Idealen des Rollenspieles!" Doch die positive Wirkung zeigte sich daraufhin, denn viele Spieler der Computerspiele interessierten sich in der Folge auch für das eigentliche Rollenspiel namens Das Schwarze Auge - und werden so zu Rollenspielern.
So gesehen können die Handy-Abenteuer eine wirklich positive Auswirkung auf Das Schwarze Auge insgesamt haben - und Spaß machen sie obendrein!
Jens Matheuszik
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