Märkische Postille
Periodicum der Alten Mark - Gazette der Chababischen und Drôler Lande
Golodion ya Gallisini in der Stadt des Roten Goldes
von
Hesindio di Querek-Sindarjan
mit untertänigstem Dank an Iocando Cosseira

Drôl. Einer der berühmtesten Söhne unseres Lieblichen Feldes stellt seine blühende Schaffenskraft in den Dienst der Schwarzen Allianz. Die traurige Kunde zieht von der königlichen Rosenstadt aus ihre Kreise in der Welt der Wissenschaft: Golodion ya Gallasini, vormals Universalkünstler am Pavonischen Hofe, hat sich mit seinem neuen Brotherrn di Balligur, dem Wahrer der Ordnung, nach wenigen Monaten überworfen. Drei Gründe werden für das Zerwürfnis genannt, ein vorgeschützter, ein möglicher und der wohl wahre.
Erstens habe sich der Kirchenfürst plötzlich Gallasinis Traktats De Lumine et Luce entsonnen, das die Erleuchtete zu Methumis verurteilt hatte; allein war solche praiologische Empfindlichkeit vom Hof des eher weltlichen Wahrers bislang nicht geläufig. Zweitens verwandte der talentierte Mechanicus Gallasini seine freien Stunden auf die Konstruktion eines Perpetuum Mobile, das ist eine sich selbst bewegende Maschine, die ohne Kraftzufuhr von außerhalb auskommt; darin erblickt die Gemeinschaft des Lichts allerdings den frevlerischen Versuch des Menschen, sich in den Götterhimmel zu erheben: Nur die Unsterblichen ziehen Kraft aus sich selbst, während wir Sterblichen auf die geschenkten Kräfte von Efferds Wasser, Rondras Wind, Ingerimms Feuer und Praios' Sonne angewiesen seien. Drittens aber war Gallasini beauftragt, eine bronzene Büste des Wahrers zu gießen und entledigte sich dieses Auftrages allzu gut: Sein strikter Realismus in allen Details war nicht dazu angetan, den Betrachter zu blenden.
Golodion ya Gallasini hat mittlerweile das Wiedergeborene Reich des Horas verlassen und einen Lehrstuhl an der Universität von Al'Anfa angenommen. Die Granden der Stadt des Roten Goldes, die auch weniger edle Beinamen führt, wetteifern miteinander, den Universalgelehrten bei ihren Orgien am Silberberg vorzuführen. Es heißt, daß Gallasini mit dem Munde seine Vorlesungen hält und mit der Hand die Porträts malt, mit denen ihn Sklavenhändler und Boronpriester der Stadt beauftragt haben - unter gleichzeitiger Anwesenheit von Modell und Studenten.

Michael Hasenöhrl