Bosparanisches Blatt
Unruhe im Haus Veliris

Grangoria/Veliris. Nachdem man die bewaffnete Auseinandersetzung um Shumir glimpflich beilegen konnte, steht dem Haus Veliris nun neuer Ungemach ins Haus. Zwar konnte der Schwager des Barons, Horasio della Pena, durch des Herzogs Canzler Chiranor Tegalliani für eine nicht näher bestimmte Summe aus der Geiselhaft durch Signor Rendariell de Millenis ausgelöst werden, und auch der Sohn des Baronspaares Gareno scheint nicht unter den geborgenen Opfern der Dämonenschlacht gewesen zu sein.

Dennoch ließ Comto Chiranor bereits durchklingen, daß der Herzog sich wegen des Lösegeldes bei Baron Ariano schadlos halten werde und daß Herzog Cusimo den Baron in seine Residenz Teffalura hat zitieren lassen. Daß es sich dabei wohl kaum um einen Freundschaftsbesuch handeln wird, dürfte jedem einsichtig sein. Zudem brennt der Konflikt mit Erbprinz Ralman weiter. Zur Zeit zwar nicht offen, aber es gärt unterhalb des Bosparanjerdeckels weiter. So ließ der Prinz einen Verwandten des Barons, Alricilian von Veliris-Carinto, 1ter Schatzmeister des Königreiches, brüsk abweisen, als dieser eine Festlichkeit in Horasia uneingeladen besuchen wollte. Für die vielen, die sich nicht mit jeder Einzelheit der Yaquirischen Etikette in jahrelangen Studien auseinandergesetzt haben, sei erklärt, daß die Mitglieder der Cron-Regierung das ungeschriebene Privileg genießen, unangemeldet und uneingeladen jedes Fest des Landes besuchen zu dürfen. Zumal der Glanz der Krone dadurch auch auf den Gastgeber fällt. Diese grobe Unhöflichkeit läßt doch erahnen, daß die Nerven bei den Beteiligten blank liegen. Darüber täuscht dann auch nicht mehr hinweg, daß der Erbprinz am nächsten Tage einen Präsentkorb mitsamt seiner Entschuldigung in die Schatzkanzlei schicken ließ. Das alles macht sich aber recht harmlos für das Haus Veliris aus im Vergleich zu dem, was sich im Osten des Kontinentes abgespielt haben mag. Der geneigte Leser wird sich gewiß daran erinnern, als der Thronfolger Baron Arianos gegen den erklärten Willen seines Vaters in den Krieg gegen den Dämonenmeister zog. Vielen wird das eisige Zusammentreffen der beiden auf Burg Praske noch lebhaft im Gedächtnis geblieben sein. Doch trotz der Verstimmungen zwischen Vater und Sohn sorgte sich der gesamte Hof um den Verbleib des jungen und tapferen Gareno, der schon immer als ein ungestümer, aber liebenswerter Schwärmer galt. War man zunächst noch erleichtert, den Sprößling nicht auf der Gefallenenliste des Neuen Reiches gefunden zu haben, macht sich nun die Angst breit, der junge Held könnte in die düsteren Klauen des Dämonenkaisers Galotta gefallen sein. Es gibt einige Augenzeugen, die die roten Lilien des Hauses Veliris am Hofe von Yol-Ghurmak gesehen haben wollen. Ob diese Wahrheit ungetrübt den weiten Weg durch die Mittellande genommen hat, darf zwar getrost bezweifelt werden, dennoch lähmt alleine der Gedanke, der Baronet könnte - freiwillig oder unfreiwillig - ein Scherge der Heptarchen sein, die gesamte Baronie. Noch ist man in Veliris hin und her gerissen zwischen Hoffen und Bangen um das Schicksal des blonden Jünglings, der dereinst seinem Vater als Träger des Lilienschwertes nachfolgen soll. Der freiherrschaftliche Hof zu Schloß Velirial gibt daher auch weiterhin folgende offizielle Erklärung ab: Erbbaronet Gareno Reon Torvon Dracorio von Treuffenau-Veliris, Signor von Treuffenau gilt als verschollen.

Andree Hachmann