Cyclopaedia
Neuer Hafen der Zyklopenflotte

Hylailos. In der Bucht von Rethis steht die Eröffnung des größten Marinehafens der ganzen Westküste bevor. Wir fühlen uns geehrt, hier einen Bericht von Aphÿolann dyll Dêlos veröffentlichen zu können, der die gewaltige Anlage bereits besichtigen durfte.

"Unheilvoll ragten bei unserer Einfahrt die zahllosen Felsen aus dem Wasser, wie titanische Zähne rund um die natürliche Bucht verstreut. Selbst aus nächster Nähe konnte man nicht sicher sein, welche der bis zu 15 Schritt hohen Wellenbrecher mit verborgenen Wachkammern und mörderischen Geschützen bestückt waren. (...)
Die Anlage erinnerte mich weniger an Wehrheimer Kasernen als vielmehr ein überproportioniertes Theater, waren die Gebäude doch halbkreisförmig um die eigentlichen Hafenanlagen gruppiert, wobei die mehrstöckigen Gebäude stets weiter hinten standen. Auch waren die Bauten nicht von der ausgesucht abstoßenden Häßlichkeit, die neureichischen Kasernen so oft zu eigen ist. (...)
Gewaltige Menschenmassen mochten hier beherbergt werden, doch die stumm aufragenden Mauern wirkten wie ausgestorben - selbst die 200 Rojer der Galeasse wirkten in dieser Umgebung wie eine kleine Gruppe schaulustiger Passanten. (...) In Wahrheit zweifle ich ernsthaft daran, daß dieser Hafen jemals die ihm zugedachten Einheiten vollständig beherbergen wird, sind doch die Flotillen der Zyklopenflotte mit ihren über 60 (sic!) Schiffen nur auf dem Papier vorhanden. Doch abgesehen von der Bestrebung, mit der Verlegung des Heimathafens in einen eigenen Flottenstützpunkt den Hafen von Rethis zu entlasten, soll dieses groß angelegte Projekt, das auf die persönliche Initiative Staats-Admirals Gilmon Quent zurückzuführen ist, wohl vor allem die feste Überzeugung ausdrücken, die geplante Größe der zyklopäischen (ergo auch der horasischen) Marine tatsächlich in absehbarer Zwit zu erreichen. Könnte es sich dabei gar um den Beginn eines offen ausgetragenen Wettstreits mit Staats-Mareschall Folnor Sirensteen handeln? Jedenfalls soll die diesjährige Regatta der Sieben Winde am 29. Peraine in diesem neuen Hafen ihr Ziel haben, womit dem Volk zur Einweihung gewiß ein fulminantes Schauspiel geboten wird."


Der Horaskaiserlich-Cyclopeische Flottenstuetzpunkt bei Rethis

Lage: Unweit der Straße von Rethis nach Garèn direkt am Fuße des Kalkgebirges und eng an die Klippen geschmiegt (zu Land sechs Meilen, zu See drei von Rethis entfernt, zehn Meilen zu Land von Garèn).
Garnison/Bewohner: Anlage und Hafen sind angelegt für die Unterbringung und Versorgung von 18 Galeeren, 20 kleineren Schiffen sowie etwa 350 Matrosen, 1700 Rojer, 650 Schiffsschützen und 500 Seegardisten/-söldner, dazu etwa 150 Bedienstete der Admiralität und 200 Hilfskräfte. Tatsächlich sind nur etwa ein Viertel dieser Kräfte aktiv, das Horasreich könnte die theoretische Stärke im Kriegsfall aber binnen weniger Wochen herstellen.
Befehlshaber: Admiral-Mareschall Praïokles Aleistos und Kommodora Manteïra dyll Garén.
Moral: Bei dieser Truppenstärkeund völlig unterschiedlichen Einheiten auf kleinstem Raum sind kleine Reibereien natürlich unvermeidlich, doch wurde der Hafen bewußt repräsentativ geplant und ist in puncto Ausstattung und Versorgung die modernste Garnison Aventuriens. Wie lange dieses hehre Ideal aber im trüben Licht der Realität bestehen kann, bleibt abzuwarten.

Gebaeude im Hafenbereich
Grundsätzlich besteht die Anlage aus eher wenigen, aber dafür in ihren Ausmaßen wahrhaft zyklopischen Bauwerken.

Die zweistöckige Admiralität beherbergt in ihrem Haupttrakt die Verwaltung des Stützpunktes Rethis (im Erdgeschoß) sowie der ganzen Zyklopenflotte (im Obergeschoß). Die kleineren Seitenflügel dagegen enthalten die Wohnräume von Admiral-Mareschall Praïokles Aleistos und Kommodora Manteïra dyll Garénsowie Kartenräume, Bibliotheken und Archive.
In der Offiziersmesse finden sich Cantine, Casino und Cabinett für etwa 100 Offiziere, die in der benachbarten, zweistöckigen Offizierskaserne untergebracht sind. Zu ebener Erde liegen Quartiere für 50 Leutnants zur See sowie Medici und Magi im Leutnantsrang, im oberen Stock dagegen - mit Blick auf den ganzen Hafen - die Unterkünfte für fünf Kommodore und 25 Kapitane.
Die ebenfalls zweistöckigen Kasernen bieten in separierten Blöcken Platz für 1000 Matrosen und Schiffsschützen, während die Rojer in zwei dreistöckigen Baracken untergebracht sind.
Die ebenerdige Mensa ist das zentrale Gebäude der Anlage und bietet neben großen Speisesälen auch einige Unterhaltungsräume (vom Ambiente schummriger Kneipen bis zu Spielsalons ist alles vorhanden), die allerdings unter ständiger Bewachung stehen.
Das außergewöhnlich gute Essen ist auf die bevorzugte Unterbringung der Smutjes (von denen stets zumindest ein Dutzend vor Ort ist) zurückzuführen, die im Obergeschoß des benachbarten Gebäudes untergebracht sind, in dessen Erdgeschoß Vorratsräume und Küchen liegen. Dahinter ist der dreistöckige Bedienstetentrakt zu finden, der unten Vorratsräume und Werkstätten sowie in den oberen Stockwerken Kammern für das Personal enthält.
Die direkt am Kai liegende Werft mit ihren vier Trockendocks wird als 'Zweigstelle' der seeköniglichen Werft zu Rethis geführt, ist aber auf Galeeren und Galeassen spezialisiert.
Die gewaltige Hafenanlage selbst bietet regulären Platz für 18 Galeeren und 20 kleinere Schiffe, könnte aber derzeit die gesamte aktive Zyklopenflotte aufnehmen. Sechs Liegeplätze sind mit gewaltigen Kränen bestückt, die durch große Dachluken auch die beiden großen Lagerhallen erreichen können, welche aber meist leerstehen.

Befestigungen
Das Hafenbecken ist geschützt von einem Halbrund natürlicher Felsen (mit einem Radius zwischen 150 und 250 Schritt), die bis zu 30 Schritt dick und 15 Schritt hoch sind und einen Abstand von 15 bis 50 Schritt haben. Ein Viertel der zwei Dutzend Felsen enthalten Wachkammern und Geschütze (je vier überschwere Rotzen und Aale), in der größten Felsnadel wurde ein Leuchtturm installiert. Alle folgenden Bauwerke sind direkt an die Flanke der Berge gebaut (deren Kalkstein zur Errichtung des ganzen Hafens diente). Sie bilden damit einen deutlich abgegrenzten und eigens befestigten Komplex, der im Notfall als letzte Bastion das gesamte Hafenpersonal aufnehmen und über ein geheimes Tunnelsystem auch längerfristig versorgen kann.
Die Kasernen des Seeköniglich Hylaïschen Seegarderegiments sind offiziell für das komplette Regiment König Dirimethos ausgelegt und umfaßt ein Verwaltungsgebäude, getrennte Unterkünfte für Offiziere und Gemeine sowie eine eigene Mensa. Tatsächlich ist aber zumeist ein Großteil der Einheit als Teil der Horaslegion an anderen Orten der Zyklopeninseln verpflichtet.
Ständige Reibereien gibt es mit den Bewohnern der gegenüberliegenden Kaserne der Hylaïler Seesöldner, ausgelegt für jene drei Banner, die ständig in horasischen Diensten stehen. Auch diese ist aber selten voll, da die 'Garèner' bevorzugt eingesetzt und somit meist auf See sind.
Das weitläufige Arsenal beherbergt Unmengen an Munition für alle Geschütztypen, fertige Ersatzgeschütze (repariert werden sie in der Werft) und - in einem eigens abgesicherten Trakt - Brandmunition.
Unverhältnismäßig viel Raum nehmen die Unterkünfte und Labors der Alchimisten ein. Drei 'Giftmischer' stehen mit einem Dutzend Gehilfen in ständigem Dienst der Flotte. Neben der Herstellung 'echten' Hylaïler Feuers wird aber auch viel Zeit und Geld in die Forschung - etwa nach feuerfestem Segeltuch - investiert.
In den Stallungen werden ein Dutzend genügsame Thegûner Goldfalben gehalten, die einigen Offizieren und bei Bedarf als Botenpferde zur Verfügung stehen.

Gregor Rot