Bosparanisches Blatt
Friede und Fehde in Mantrash

Hohe Gäste aus eigenen Landen und dem Mittelreiche hatte Seine Wohlgeboren Vascal ya Berîsac de Mantrash anläßlich seines 28. TSAtages in das Castello d'Alricio zu Coriolenne geladen. Bereits in den ersten Morgenstunden wurden liebfeldsche Gäste, wie Signore Erlan Sirensteen von Irendor, Signora Cundabeth Oradella, Signore Tilfur Sâl della Trezzi, Maestra Hesindiane Gilindor, Signore Horasio della Pena von Kullbach-Marvinko sowie Esquirio Jolion von Lunar-Marvinko auf dem Gut der Berîsac willkommen geheißen. Bei einem leichten Frühstücksbufett parlierte man angeregt über die erfreulichen Nachrichten aus Oberfels sowie die gut fortschreitenden Arbeiten am ZWÖlfgötter-Monument der Mönche von Mantrash'Mor. Ein Rabenkopf als Sinnbild BORons sei schon recht deutlich erkennbar. Von der PRAiosscheibe Segen unterstützt hielt sich die gute Laune trotz der Skepsis gegenüber den noch erwarteten Gäste wacker.
Diese Vorsicht galt fürwahr nicht der im Laufe des Vormittages angereisten Comtessa Yanis von Felsfelden oder gar dem Baronet Alricilian von Treuffenau-Veliris, der seinen Vater zu vertreten erschienen war, sondern vielmehr den beiden almadanischen Persönlichkeiten, die gemeinsam nach der ersten RAHjastunde in Mantrash eintrafen. Nebst Baron Isonzo von Phexhilf-Phexhilf war besonders auf den Edlen Khalid ben Chabun von Brîndal das Augenmerk gerichtet, wußte doch jeder um die immer noch angespannte Situation zwischen dessen Vater und Signore Vascal, der von Gareth aufgrund einer angeblich aufgetragenen Fehde unter Reichsacht gestellt worden war. Doch nachdem Signorina Lysandra Berîsac die Neuankömmlinge ausgesucht freundlich begrüßt hatte, brach der Signore von Kullbach sofort das Eis, indem er bei den Mittelreichern Anschluß suchte, die sich nur in seltensten Fällen von der Seite wichen. Der ganz in schwarz gekleidete Baron Isonzo wurde nur kurzzeitig von der Signorina beiseite genommen, daß die übrigen Gäste sich verwundert fragen mußten, was beider schnell erschallendes Lachen wohl zu bedeuten hätte.

Erst beim abendlichen Umtrunk nahm der Signore de Mantrash die Gratulationen und zahlreichen stilvollen Geschenke seiner Nachbarn und Freunde entgegen. Für Erheiterung sorgte die Übergabe einer Auswahl der besten Weine und edlen Bosparaniers aus Felsfelden durch Comtessa Yanis, weil Signore Vascal sie für einen angemessenen Tag aufzuheben versprach, um sie sodann unter allgemeinem Gelächter der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Nur ein einziges Mal fand der gutgelaunte Jubilar keine warmen Dankesworte, als ihm Baronet Alricilian einen helanischen Dolch übergab, der von den Mittelreichern leicht als Beleidigung hätte aufgefaßt werden können. Doch ergriff der Sohn Baron Chabuns und der Wüste die Gelegenheit, um ein Schreiben seines Vaters verlesen zu lassen. Zur großen Freude der Anwesenden taten seine Hochwohlgeboren darin kund und zu wissen: "Sehet also Signore, daß Chabun ben Nafiref nicht zu stolz ist, um einzugestehen, daß er einem Trugschluße aufgesessen war, und daß er von nun an keinerlei Groll mehr gegen Euch oder einen Angehörigen Eurer Familie hegt". Ferner versprach er, die Reichsacht umgehend aufheben zu lassen und zeigte seine Wertschätzung mit "dem schönsten und prächtigsten Geschenk", das der Signore diesen Tages annehmen durfte: Voller Stolz übergab der Edle Khalid ihm das Zaumzeug des zugerittenen Shadifhengstes Carrass aus der edlen Zucht zu Mherwed. Selbstredend ließ es sich der Signore als passionierter Reiter nicht nehmen, stante pedes zumindest einen Blick auf das Tier zu werfen. Er war gegenüber seines einstigen Widersachers Sohn des Lobes voll und drückte jenem mit strahlenden Augen und freundlichem Lächeln kameradschaftlich die Hand.

In heiterer Stimmung fand man sich zum festlichen Bankett mit Bosparanier und auserlesenen Köstlichkeiten horasischer Küche ein, die zu Beginn kurz von einer unangenehmen Situation unterbrochen wurde. Als nämlich das Essen aufgetragen war, erhob sich der Baronet von Treuffenau-Veliris, den man aufgrund seiner Gewandung deutlich als den Vice-Dominus des PRAios' geweihten Sanct-Aldigon-Ordens erkennen konnte, um einen Segen zu sprechen. Da richtete sich auch der Gastgeber seinerseits auf, der zuvor wohl durch den neben ihm sitzenden Baron von Phexhilf abgelenkt worden war. Überrascht trafen sich die Blicke der beiden Herren, bevor der PRAios-Geweihte sich zögerlich setzte, und nun der Signore de Mantrash als Geweihter vom Bund des wahren Glaubens ein Dankgebet an die ZWÖlfe richtete.
Danach jedoch speiste und unterhielt man sich vorzüglich, ja selbst die ausländischen Gäste wurden nicht außen vorgelassen. Konnte man sich schon ob der Beilegung des häßlichen Zwistes mit dem Novadi freuen, so setzte Baron Isonzo am Ende des Festmahls mit der Übergabe einer unscheinbaren Flasche dem vergnügten Treiben noch die Krone auf. "Als ein Zeichen meiner ganz besonderen Wertschätzung und unserer jüngst entdeckten besonderen Beziehung, möchte ich Euch Lyssa überantworten, eine Luftdschinni, die Euch so manchen Wunsch erfüllen mag, mein lieber Cousin." Ein Raunen und aufgeregtes Tuscheln liefen durch den Saal, als der Angesprochene seinerseits selbst zu sprechen anhob: "Meine hochwohlgeborenen und wertgeschätzten Gäste, ja, Ihr habt es richtig vernommen. Dieser Stammbaum aus der kunstfertigen Hand der Ingerimmke D'Efferdhûs, den ich Euch hiermit schenken möchte, zeigt unsere gemeinsame Abstammung von Urgroßvater Baron Alrik von Phexhilf-Phexhilf 'dem Helden'. Möge er Euch, mein Cousin, und allen anderen ein deutliches Zeichen zum Frieden und Bande unser beider Reiche sein, wie er in Oberfels wider den verfluchten Bethanier gestiftet wurde." Obwohl einige nur zögerlich damit einsetzten, brandete doch Applaus ob dieser Überraschung und der wohlgesetzten Rede für die beiden Vettern auf.

Anknüpfend an die Erwähnung blieb es natürlich nicht aus, daß man auf die Bedrohung in Tobrien zu sprechen kam, wodurch besonders der Novadi in den Mittelpunkt des Geschehens rückte, weil dessen Vater erst vor wenigen Tagen dorthin aufgebrochen war, und der Edle Khalid vieles "von der Front" zu berichten wußte. So mancher konnte die Frage nicht unterdrücken, ob der Sohn Baron Chabuns vielleicht etwas von seinen Anverwandten gehört habe. Nur der Vice-Dominus hielt sich zurück, gab sich aber zuversichtlich, daß Erb-Baronet Gareno von Treuffenau-Veliris noch aus den fernen Landen zurückkehren werde.
Auch Esquirio Feriano A'Bandor dylla Millenia, der Sohn des vielgerühmten Streiters und Cavalliere der Horas Barran A'Bandor, der gemeinsam mit seinen Gefährten gen Tobrien aufgebrochen war, entzog sich dezent dem Gespräch, um den Schönheiten des Abends, der Comtessa Yanis und seiner Frau Lysandra, beizustehen, die bereits von einigen anderen Herren in Beschlag genommen worden waren. Zerknirscht nahm Esquirio Jolion von Lunar-Marvinko, der Cousin Signore Horasios, ihn in die Runde auf.
"Ah, der Herr Leutnant gesellt sich zu uns. Sagt, wie konnte es Euch gelingen, das Herz dieser liebreizenden Dame zu gewinnen, die jedem RAHja-Tempel zur Ehre gereichen würde."
"Vermutlich liegt dies an meinem ehrenhaften und aufrichtigem Verhalten, wie es sich eines Leutnants der Horas geziemt. Ich könnte mir vorstellen, daß die Dame keinen Wert auf die Gesellschaft von Lügnern und Erpr...lich belasteten Schurken legt?" Mit einem bezaubernden Lächeln bestätigte die Signorina, wie recht er da sprach, so daß Esquirio Jolion leise fluchte. Die Umstehenden konnten jedoch nur ein paar Worte wie "Auftrag" und "nicht schuld" aufschnappen. Ein gezwungenes Grinsen auf den Lippen, suchte er dann schnell das Weite. Verschwörerisch wandte sich Comtessa Yanis an die Frau an ihrer Seite.
"Woher die Abneigung Eures Gemahls gegen diesen charmanten jungen Mann? Mir scheint, jedes Mal, wenn er seiner angesichtig wird, huscht ein Schatten über sein Antlitz als würde ein Wolke die PRAiosscheibe bedecken." Schnell mischte sich der Gatte selber ein.
"Auch Euer Gesicht verliert sich bisweilen in Trübsal, verehrte Comtessa, welches Leid plagt Euch?" Mit einem tiefen Seufzer rang sich die Herrin von Felsfelden zu einer längeren Erklärung über die Unternehmungen ihrer Cousine Tanit, erfolgreiche Adeptin der Akademie von Shenilo, durch.
"Und so liegt der letzte Brief aus Thorwal schon eine ganze Weile zurück, so daß ich mir mitunter ernsthafte Sorgen mache. Bisweilen erscheinen mir darüber politische Angelegenheiten geradezu nichtig."
"Ihr ahnt nicht, wie gut ich Euch verstehen kann, denn auch ich habe zwei Götterläufe um das Leben Vascals gebangt, während er auf Maraskan weilte. Kein Schreiben, keine Nachricht drang bis in das heimatliche Mantrash vor, so daß meine Eltern vor Kummer bald vergingen. Besonders weil es Vater zunehmend schlechter ging... Aber er kehrte gesund und wohlbehalten zurück, auch wenn er schlechte Kunde mitbrachte."
"Wo ist denn überhaupt Eure Mutter, Signorina?" mischte sich der Signore della Trezi ein. Für einen kurzen Moment verzog die Adepta schmerzerfüllt das Gesicht und ihr Mann griff helfend nach ihrer Hand.
"Sie... weilt derzeit auf Burg Alveransehr, da sie sich nicht besonders wohl fühlt. Aber unser Medicus ist ständig bei ihr."
"Oh, verzeiht, richtet Ihr mein Bedauern und die besten Genesungswünsche aus. Ich war immer von ihrem sprühenden Elan und ihren mitreißenden Jagden begeistert." Erneut zuckte die Schwester des Signores zusammen, so daß der Herr della Trezzi es vorzog, sich ebenfalls in andere Gesellschaft zu begeben.
"Steht es denn so schlimm?" Esquirio Feriano antworte für seine Frau, indem er ihre Hand drückte. Geistesgegenwärtig gab Cancellario Cindran Sirensteen-Berîsac zum Besten, was ihm vom Vice-Dominus zugetragen worden war, um die Umstehenden auf andere Gedanken zu bringen.
"Habt Ihr auch schon von der beschämenden Nachricht gehört, daß die Dame Lutisana ay Oikaldiki ihren Gemahl in einem Turm gefangen halten soll? Natürlich ist es nur ein Gerücht - aber wer will einem Geweihten PRAios' schon eine Lüge nachsagen?" Lachend fand auch die Signorina ihre Fröhlichkeit wieder und einige andere Gäste schlossen sich durch die Heiterkeit ermuntert dem Grüppchen an.

Derweil hatten Signore Vascal und sein Bruder Ravelian vom Orden zum Grabe der Heiligen Lutisana von Kullbach sich gemeinsam mit dem Baron Isonzo, Baronet Alricilian und Signore Erlan auf die Terrasse begeben. Der Gastgeber räusperte sich.
"Vielleicht ist es besser, wenn wir uns ein wenig hier draußen unterhalten, die Luft ist deutlich besser und man kann einen Blick auf den See werfen, Baronet."
"Und Eure schönen Gartenanlage, Wohlgeboren. Ich muß gestehen, daß er jede Beschreibung mit Leichtigkeit zu übertreffen vermag. Das gleiche träfe jedoch zu, wenn ich die Flugblätter, die jüngst im Norden des Reiches umgingen, als eine lapidare Angelegenheit bezeichnen würde." Der Baron Isonzo verzog seinen Mund kaum merklich zu einem beinahe spöttisch anmutendem Lächeln.
"Vielleicht hättet Ihr dann Seiner Wohlgeboren Garten als ungemein häßlich bezeichnen sollen?"
"Ehrlich gesagt ist mir nicht zum Scherzen zumute. Wenn es stimmt, was mir Euer Cancellario eben anvertraut hat..."
"Der Signore unterhält äußerst gute Beziehungen zum Grafen und hat ihn gar zum Protege des Ordens zum Grabe der Heiligen Lutisana von Kullbach gekürt. Einer seiner Vertrauensmänner deutete schon an, daß er nun nicht nur die Wahl zum Connetabel anstreben würde und schon einige Arrangements getroffen hätte." Signorino Ravelian reichte jedem ein Exemplar eines Flugblatts, bevor er fortfuhr.
"Egal, was er danach vorhat, ich bin überzeugt, er wird tatsächlich nach der Grafenkrone greifen. Wer weiß, wessen Feder diese Schrift tatsächlich entstammt?"
"Vermögt Ihr, Eure Quelle zu offenbaren? Dies ist alles zu prekär, als daß ich mich dazu verbindlich äußern könnte." Signore Erlan, der treue Freund des Jubilaren, lachte verhalten, während die beiden Berîsac jeder ungläubig eine Augenbraue hoben.
"Euch müßte doch klar sein, daß wir äußerste Vorsicht walten lassen müssen, aber dringender Handlungsbedarf besteht. Wie steht es denn mit den Ambitionen Eures Hauses?" Nun war es an dem Baronet zu schmunzeln.
"Signore, seid versichert, daß mein Bruder weder anstrebt Connetabel, noch Graf zu werden, was in Anbetracht des Vergangenen auch ratsam scheint. Und eigentlich mache ich mir um Euren 'Bruder' auch wenig Sorgen." Der Signore de Mantrash gab sich so leicht nicht geschlagen und versuchte, noch einmal nachzuhaken.
"Was ist mit den anderen Kandidaten, man hört, die Comtessa Findualia Aralzin von Yaquiria-Illstan und Bethana, Signora Elanor Morena von Veliris-Carinto, der Signore - Schande! - Arralin Aldubhor von Estoria würden sich gleichermaßen bemühen."
"Kein Kommentar. Ich glaube aber, diese Problematik wird sich unter den Augen PRAios ohnehin bald zum Rechten wenden." Damit schielte er bedächtig zur Terrassentür, durch die soeben der Signore della Pena mit dem Großteil der anderen Gästen trat.
"Ah, da seid Ihr ja, Bruder Vascal. Ich muß schon sagen, dies ist wirklich eine ganz wunderbare Feier. Vergeßt keinesfalls, Eurem Küchenmeister meine Hochachtung zu dem gelungen Mahl auszurichten. Aber eigentlich wollte ich Euch noch persönlich zu den verwandtschaftlichen Banden gratulieren, die Euch nun mit dem Mittelreiche verknüpfen. Euer Hochwohlgeboren, seid versichert, und ich hoffe, daß Ihr meinen Worten Glauben schenkt, auch wenn wir bislang noch nicht das Vergnügen hatten, uns näher kennenzulernen, Euer Cousin ist wirklich ein ehrenhafter und göttergefälliger Mann." Wieder einmal bildeten des Barons Lippen jenes halb amüsierte, halb spöttische Lächeln, das ihm ständig anzuhaften schien.
"Euer Wohlgeboren, Eurer Rede bedarf es nicht. Seit den Ereignissen zu Phexenstein bin ich mir der Aufrichtigkeit meines Cousins durchaus bewußt. Andererseits würde ich mich freuen, mit Euch ein paar Worte wechseln zu können. Ich wollte soeben durch den prächtigen Garten flanieren, vielleicht möchtet Ihr mir Gesellschaft leisten?" Beflissen nickte der ambitionierte Signore und folgte dem schwarzgekleideten Mann.
"Phexhilf-Phexhilf zu Phexenstein? Euer Cousin ist wahrhaftig ein schlauer Fuchs." Der Angesprochene grinste. "Khalid, da habt Ihr fürwahr gut gesprochen. Wir können froh sein, daß nicht zuletzt durch sein diplomatisches Geschick Schlimmeres zwischen Eurem Vater und mir verhindert werden konnte und es steht zu hoffen, daß wir vor einem Neubeginn der Beziehungen zwischen Almada und dem Horasreich stehen."

Später am Abend, als die Kapelle unermüdlich zum Tanze aufrief, konnte sich auch der Gastgeber, dessen Künste diesbezüglich nicht gerade rühmlich sind, nicht dem Charme der Comtessa von Felsfelden entziehen und wagte sich unter dem Beifall seiner Gäste auf das Parkett. Danach hielt er sich vorzugsweise an den Felsfelder Wein und ließ sich von keiner der anderen Damen überreden. Natürlich sorgte dieses Verhalten für einiges Gerede, doch wußte Signorina Lysandra, selber eine ausgezeichnete Tänzerin, die Anwesenden zu beruhigen, keinerlei voreiligen Schlüsse daraus zu ziehen. Trotzdem konnte Signore Sirensteen sich eine Bemerkung nicht verkneifen.
"Sie ist faszinierend, nicht wahr?"
"Bitte? Oh, Ihr meint die Comtessa, mein Freund? Da habt Ihr recht, sie ist ebenso schön wie gebildet." Er grinste und zwinkerte Signore Erlan zu. "Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut." Der Neffe des Horas-Mareschalls prustete und winkte mit dem Zeigefinger.
"Oh, oh! Im Ernst, Vascal, ich kenne Euren Blick von damals, als..."
"Lassen wir das, der Abend ist zu schön, um über die finsteren Seiten meiner Vergangenheit zu sprechen. Und außerdem sind die Comtessa und ich lediglich gute Nachbarn, ebenso wie..."
"...Horasio?" Signore Vascal verdrehte die Augen und wollte gerade eine schnippische Bemerkung über seines Freundes Blicke für Signorina Lysandra machen, als ihn Baron Isonzos Stimme zurückhielt.
"Ich schnappte gerade 'finster' auf. Parlieren die Herren schon wieder über den verfluchten Bethanier?" Jetzt stieß auch der Sohn Baron Arianos mit Signore Horasio hinzu.
"Ganz im Gegenteil, Euer Hochwohlgeboren, ich glaube, es ging vielmehr um Comtessa Yanis, denn um Borbarad."
"Sagt, es ist mir vorhin bereits aufgefallen, daß Ihr den Namen des Verfluchten stets ungeniert im Munde führt. Fürchtet Ihr nicht, daß sein dunkler Blick Euch treffen wird?"
"Da schützt mich der Herre PRAios, daß mir kein Leid geschehe, durch die Prüfung, die er uns auferlegt hat, denn ich bin reinen Gewissens."
"Als eine Prüfung PRAios' betrachtet Ihr den, der viel zu häufig ein Enkel HESindes genannt wird?" Auch Signore Erlan konnte sich nicht zurückhalten.
"Ihr heißt den Dämonenmeister als von PRAios gesandt?"
"Nun, tatsächlich muß alles Übel als eine Prüfung des Götterfürsten verstanden werden. Hier im Horasreich haben wir sie bislang gemeistert..." Entsetzt fuhr ihn der Edle Khalid ben Chabun an.
"Was soll das heißen, Vice-Dominus?"
"Es scheint als treffe jeden PRAios' gerechte Strafe..." Der Signore de Mantrash war inzwischen hochrot angelaufen.
"Mäßigt Euch in meinem Haus mit Euren Reden, Baronet Alricilian! Oder wollt Ihr den einmal hergestellten Frieden gleich wieder mit Euren kaum den ZWÖlfen gefälligen Reden zerstören. Keiner der Ihren hat mit Sicherheit gewollt, daß der Dämonenmeister über das Dererund wandelt, und ein jeder von Ihnen steht uns im Kampfe bei. Und ich bin mir keiner Verfehlung bewußt, für die PRAios mich dermaßen strafen sollte, wie ich es seit Entdeckung der Rückkehr Borbarads auf Maraskan bin." Der Wohlgeborene hatte seine Stimme nur ein Deut erhoben, doch war sie schneidend kalt und zog aller Aufmerksamkeit auf sich, was vermutlich nicht zuletzt daran lag, daß er ein Stück seines Lebens auf Maraskan offenbart hatte, das allerorten schon für Spekulationen gesorgt hatte. In das peinliche Schweigen, das sich anschloß, warf die Comtessa von Felsfelden ein, daß sie Signore Vascal zustimmen müsse und nicht gewiß sei, daß die yaquirischen Lande verschont blieben. Ja, gar wahrscheinlich sei es, daß der dämonische Rote Tod ein Vorbote des Verfluchten Erscheinens gewesen sei.
Obschon auch der Baron von Phexhilf die Situation zu retten versuchte, war die Stimmung aller Gäste hernach deutlich schlechter und der Baronet von Treuffenau-Veliris zog sich frühzeitig zurück, weil er am nächsten Morgen noch zum Kloster Mantrash'Mor aufbrechen wolle. Auch die restlichen Gäste taten es ihm nach und brachen nach einem reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen gen Heimat auf. Nur die beiden Mittelreicher und Signore Sirensteen blieben noch für einige Tage zur Jagd im urtümlichen Wald von Mantrash.

Mark-Rainer Paffrath