Bosparanisches Blatt
Seekönig beider Hylailos

Ein Brief des Gesandten der liebfeldischen Krone, des Signors Alricio v. Firdayon-Schelf u. Altovinza, der die Ereignisse in Rethis protokollierte.

"An Ihro Kaiserliche Hoheit, die Cron-Prinzessin zu Horasia und Yaquiria,
wie mich Euer Hoheit erbat, sende ich Ihr einen umfassenden Bericht der Croenungsfeiern auf Cyclopea.
Schon am 28. Tag der Frau RAHja war ich in Rethis gemeinsam mit einigen anderen Adligen aus Khadan's Reich angekommen. Die größte Delegation der einzelnen Herzogtümer, war die Grangorias, denn hier war Herzog Cusimo mit zahlreichen Edlen seines Lehens erschienen.
Schon am Tage unserer Ankunft waren die Vorbereitungen für die Festlichkeiten beendet, denn über die Namenlosen Tage gedachte man zu Ruhen und die Götter zu ehren. Trotz dieses Vorsatzes begannen bereits mehrere Edle über die verfluchten Tage hinüber zu feiern. Als nun endlich der l. Tag des Götterfürsten PRAios anbrach hatten sich die Adligen des Königreichs Beider Hylaîlos im PRAiostempel, welcher auf einem Hügel nahe der Stadt liegt, versammelt.
Aber am Kopf der Versammlung stand nicht der Herzog zu Teremon oder die Grafen, nein, wie bei Croenungsfeiern üblich, standen die höchsten Geweihten der Inseln an der Spitze. Rahjamanda aus Teremon, welche von den Adeligen mehr ehrfurchtsvoll als schimpfhaft 'Nymphe von Pailos' gerufen wurde, vertrat die, auch auf den Inseln mächtige Gemeinde der Freude. Zwischen ihr und dem Erleuchteten zu Baltrea stand die Hochgeweihte des Herrn EFFerd, die den hohen Würdenträger der Gemeinschaft des Lichts um mehr als einen Kopf überragte.

Zur achten Stunde des Tages (denn acht mal zehn Götterläufe war der Seekönig verschollen), also zur Stunde der Wiedergeburt, betrat der Herr Palamydas den Saal. Begleitet von mehr als einem Dutzend Leibwachen schritt er würdevoll durch die Gasse, die die Adligen für ihn öffneten. Beim Standbild des Götterfürsten sank der 'neue' alte Seekönig auf die Knie und küßte sanft den Fuß der Statue. Hernach sprach der Erleuchtete Baltreas den alten Segen über den Herrn und gebot ihm wieder aufzustehen.
Als der Herr Palamydas nun auf dem Pinienthrone Platz genommen hatte, trat die Hochgeweihte Herrn EFFerds mit einem Kelch an ihn heran. "Wirst Du den Herrn des Meeres, der auch die Geschicke deines Reiches lenkt, ehren und ihr dienen?"
Der Herr Palamydas nickte und die Geweihte benetzte sein Haupt mit dem Wasser des siebenwindigen Meeres, daß zwölfmal gereinigt war vor dem Antlitz des Herrn EFFerd. Jetzt traten die Hochgeweihte Rahjamanda und der Erleuchtete gemeinsam vor den Thron. Beide trugen gemeinsam die Delphinkrone Cyclopeas. Langsam näherten sie sich dem seeköniglichen Haupt. "Von des PRAios Gnaden und ..." Nun war es an der RAHjageweihten den Satz fortzusetzen "... im Zeichen des AVEs bist du wieder Seekönig!"
Einige Adlige blickten verdutzt aufgrund des eigenartigen Wortspiels Rahjamandas, war es doch ein Bruch mit dem alten Zeremoniell. Doch der Seekönig lächelte nur, als die Krone auf seinen edlen Haaren gebettet war.
Die Zeit war gekommen, die Adligen vortreten zu lassen um die Lehnseide zu empfangen. Der erste der Adligen war niemand anderes als Herzog Berytos Cosseïra von Teremon, dem auch die anderen folgten.
Ihro Kaiserliche Hoheit darf es schwer fallen, die Kürze dieses Zeremoniells zu verstehen. Doch wird dem scharfen Geist Ihrer Hoheit nicht entgangen sein, daß Palamydas schon zum Coenig gesalbt und gekrönt worden war. Diese wiederholte Croenung diente also nur dazu, die Lehnseide der Adligen einzufordern.
Nachdem der Coenig vor den Tempel getreten war und die Geschenke der einzelnen Insulae entgegen genommen hatte - am Interessantesten finde ich den Vorschlag cyclopischer Maurer, die ihrem Coenig zu Ehren eine 'Capella Palamydia' erbauen wollen - begab man sich zum alten Schloß der Thalossokraten.
Ihro Kaiserliche Hoheit nun ganz von dem Ball auf A'Layais Hiphon und auch den anderen Festlichkeiten zu berichten, würde zu weit führen und den Rahmen dieses Briefes sprengen. Es sei Ihrer Hoheit nur gesagt, daß der ansonsten so arme cyclopische Adel sich hier in Pracht und Anmut nichts von den Liebfeldern gefallen ließ und selbst in den schönsten Gewändern erschien.
Interessant aber auch, daß ich nach der Cuslicana am Speisentisch den ehemaligen Horas-Secretario Helan von Firdayon-Schelf, Ihr wißt ein Vetter Dritten Grades von mir, in ein angeregtes Gespräch mit dem Prinzen Haridiyon vertieft sah.
Wenn ich meine Gedanken schon auf den Cron-Prinzen Cyclopeas richte, kommt es mir in den Sinn, daß der Herr Haridiyon seinen Anspruch auf den Thron des Thalossocraten (Der Herr Haridiyon galt immerzu als nächster Seekönig - nach seinem Vater, regierte die Mutter Ihrer Kaiserlichen Hoheit die Inseln doch nur als Vormund des Prinzen!) verloren hat und auch sein Erbe des Inselreiches verlieren würde, sollte Palamydas einen Erben zeugen.
Ist es vielleicht möglich, daß er sich auf die Seite des Bruders Ihrer Kaiserlichen Hoheit ziehen lassen könnte, hat doch beide das gleiche Schicksal ereilt und stehen nur an zweiter Stelle in der Thronfolge?
Gegeben am zweiten Tage des Götterfürsten, 2512 Götterläufen nach des Herrn HORas Heilig Erscheinen, im Gesandtenhaus des Cron-Conventes Yaquiria. Gehabe sich Ihro Kaiserliche Hoheit wohl.

post scriptum: Auf Bitten des Comto von Hohenstein-Corden soll ich Ihro Kaiserliche Hoheit besonders grüßen. Er läßt ausrichten, daß er sich persönlich sehr freuen würde, solle die Cron-Prinzessin einmal Cyclopea bereisen wollen.

Felix Füzi