Bosparanisches Blatt
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Neuer Signor in Nupercanti

Die Gesellschaft von Rohal zieht in Schloß Azay ein

von Damiano Teras Malatesta, erster Secretario auf Nupercanti

Nachruf:
Seine Wohlgeboren, der Signor von Nupercanti und Cavaliere von Löwenhag, Ritter der Göttin und Träger der König-Khadan-Schärpe, Alonso Amando Tristano Rondrian von Löwenhag und Nupercanti, ist tot. Seine Wohlgeboren starb im hohen Alter von 89 Lenzen im Vinsalter Perainetempel.
Wir haben einen treuen Freund verloren, einen wackeren Kämpfen und einen treuen Diener unseres Landes,
mögen Deine Gebeine auch zerfallen wir werden Dich vermissen.
Mein Vater starb nach einem erfüllten leben in inbrünstigem Glauben an seine Bestimmung und an seine Göttin! Möge die Ewige Löwin ihn an seine Tafel gebeten haben! Boron führe ihn!

Nupercanti, den 3. Ingerimm des Jahres 2512 Horas.
Tiro Tristano von Löwenhag und Nupercanti.

NUPERCANTI/BARONIE SEWAMUND. Nach dem Tod seines Vaters, seiner Wohlgeboren wurde nun der rechte Erbe des Lehens zum Signor ernannt: Tiro Tristano von Löwenhag und Nupercanti ist seit dem 1. Rahja des Jahres 2512 Horas Signor von Nupercanti. Der älteste Sohn des Signors ist ein erfahrener Kämpe, ausgebildet im Umgang mit Waffe im fernen Bornland und Vinsalt. Die offiziellen Feierlichkeiten werden wegen familiärer Angelegenheiten in den Monat Travia des Jahres 2513 verschoben.
Zwei Tage nach der Bestätigung Tiros durch den Baron von Sewamund, erreichte die Gesellschaft Rohal, ein Magierorden, das Schloß Azay im Norden unserer Signorie. Tiro hatte dem Orden das Schloß und 15 Acker Land abgetreten, da es seit dem Tod der großen Travine von Greifenklau leer stand, und in einem schlechtem Zustand war. Die Gesellschaft Rohal hat sich verpflichtet das Schloß zu renovieren. Der Prior der Gesellschaft, Praias Marcellus de Torquemada, nahm den Schlüssel vom Signor entgegen, der sich besonders für die Förderung des Ordens eingesetzt hatte.
Der Orden, der noch recht unbekannt ist, erhofft sich in nächster Zeit mehr Mitglieder zu bekommen, Praias de Torquemada bittet alle Interessenten nach Azay, sie werden dort gerne aufgenommen. Der Orden charakterisiert sich selbst als aufgeklärter, forschender Orden, der im Sinne der Forschung und der Wissenschaft nach einer Philosophie der Toleranz und Freiheit lebt. Freiheit und Gleichheit, nicht nur im Gebiet der Wissenschaft werden gewaltlos angestrebt. In nächster Zeit wird auch Magus de Torquemada eine Erklärung abgeben, offiziell vorgestellt wird die Gesellschaft Rohal bei besagtem Fest im Travia 2513 Horas.
Magus de Torquemada will dann auch die Ehrenmitgliedschaften des Ordens verleihen. Verliehen werden sie an ihre Wohlgeboren, den Signor von Nupercanti, Tiro Tristano von Nupercanti und Löwenhag, und den anerkannten Arcomagus Taliesin vom Madasee. Beide werden im Travia 2513 nach Burg Nupercanti geladen, und dort mit einer Auszeichnung der Gesellschaft Rohal geehrt.
Interessenten für den Orden der Gesellschaft Rohal (Ordo Societas Rohal) mögen bei Magus Praias Marcellus de Torquemada auf Schloß Azay vorstellig werden. (Irdische Adresse: David Riedel, Traubenstraße 6a, 33803 Steinhagen, bitte mit RP!)

David Riedel

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Schrecklicher Unfall bei Turnier

SIGNORIE ARINKEN/DOMÄNE PERTAKIS. Es sollte das freudigste Ereignis der letzten und folgenden Jahre in der Signorie werden. Aber die erste Turnei zu Banquirfels, die zu Ehren der und des Horas abgehalten wurde, erhielt einen bitteren Beigeschmack. In Anwesenheit des Pertakiser Adels und vieler Brüder und Schwestern des Stab-und-Schwert-Ordens, darunter die Großmeisterin Horaja Hela von Taresellio, verunglückte der 62-jährige Signor Coccerano de Matienna von Arinken-Taberasco im Laufe der Tjoste tödlich. Während des Wettkampfes zerbrach die Lanze seines Kontrahenten und drang in den Sehschlitz des Signors ein.
Trotz dieses Vorfalls wurde die Turnei nicht abgebrochen, so ordnete es der Sohn des Verstorbenen an: "Es war seit längerem sein Wunsch gewesen, endlich wieder einmal die Burg und die Stadt mit gesellschaftlichem Leben zu erfüllen. Ich glaube nicht, daß er gewollt hätte, das Turnei aufgrund seines Todes zu beendigen. Vielmehr sollten wir es in seinem Gedenken fortführen!", erklärte Benedict, der neben den Titel eines Komturs von Ruthor und Hochlegat des Stab-und-Schwert-Ordens, wohl bald auch den eines Signors von Arinken tragen wird. t BORon möge den alten Signor wohlbehütet in seine Arme aufnehmen.

Tobias Kinzner

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Was geschah mit Kusmina?

ARIVOR. Wir schrieben das Jahr 1020 nach Bosparans Fall. Als mit dem Monat Phex der Frühling begann, versammelten sich die Stände des Lieblichen Feldes zum Kronkonvent. Und Lutisana ay Oikaldiki, die Gräfin von Thegûnien, sprach:
"Eure Majestät, Schwestern und Brüder. Gerecht sind wir, oder versuchen es. Hier im Theater von Arivor ist vor einem guten Jahr die Fürstin Kuslik tief gefallen; enthüllt ihr Verrat, beschlossen ihr Tod.
Es war dieser Kronkonvent, der das Urteil über Kusmina von Galahan fällte: Der Richter aber hat allemal zu wissen, was mit dem Verurteilten geschieht. Es gebietet das Recht, daß wir erfahren, ob Frau Kusmina lebt oder starb, und wie, und wann, und wo. Dies zu verlangen, stelle ich den Antrag.
Wenn Frau Kusmina gerichtet ist, dann muß ihr Tod öffentlich verkündet werden; das gebietet das Recht. Was auch immer ihre Taten waren: Sie stammte aus einem alten und edlen Haus. Ihr gebührte, einen letzten Willen zu hinterlassen, mit einem Geweihten zu sprechen, durch das Schwert zu sterben oder nach eigener Wahl.
Frau Kusminas Leichnam muß ihrer Familie überlassen werden; das gebietet das Recht. Oder soll die Strafe des Gottes der Toten über uns kommen? Ehrenhaft soll sie begraben werden, denn wir halten Frieden mit den Toten. Geben wir die Seele des anderen frei, damit unserer Seele Gleiches widerfahre. Erneuern wir nicht das Verhängnis des Hauses Galahan, sonst kommt sein Fluch über uns und unsere Kinder. Sähen wir keinen neuen Haß zwischen den Familien, ersparen wir denen Schimpf, die von unsrem Blute sind. Wahrt Maß in Eurem Triumph, Majestät! Je edler Ihr am Hause Galahan handelt, Majestät, desto mehr gereicht es Euch zur Ehre. Zeigt Euch kaiserlich, beschämt Eure Feinde, vergeltet nicht Unedles mit Unedlem!
Aber auch die Klugheit lehrt uns, Frau Kusmina nicht zur Märtyrerin zu machen. Das Geheimnisvolle facht die Phantasie der Menschen an. Solange Kusminianer vermuten können, ihre Herrin sei am Leben, werden sie auf Befreiung sinnen. Darum offenbart das Schicksal dieser Frau, Majestät, zieht den Schleier fort. Was ficht Euch an deswegen? Seid Ihr edel mit Eurer Feindin verfahren, so wisse es die Welt, wäret Ihr es nicht, so käme es doch noch eines Tags ans Licht.
Eure Majestät, Schwestern und Brüder. Laßt uns die Wahrheit vernehmen. Bei den Guten Göttern!"

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Eslam und Caliane

BELHANKA. Aus der Stadt der Liebe verbreitet sich eine Nachricht, die viele überrascht und froh stimmt. Am Fest der Freuden wurden einander Caliane ay Oikaldiki und Eslam von Efferdas verlobt.
Der Baronet und die Comtessa, fünf und drei Jahre alt, sind der einzige Sohn der Baronin Elanor von Efferdas und die einzige Tochter der Gräfin Lutisana ay Oikaldiki, beide die Oberhäupter ihrer edlen und ehrwürdigen Familien. Wir erinnern uns: Bald nach der Hochzeit auf Eskenderun hatte Donna Lutisana ihrem Gemahl Cedor von Eskenderun ein Mädchen geboren, das den Namen Caliane erhielt. Donna Elanor hatte das Kind ihres Gemahls Marik Slin erst nach dessen tragischem Tod geboren, weshalb der Erbe von Efferdas seinen Vater niemals kennenlernen konnte. Welches Los wird Eslam und Caliane beschieden sein?
Die Verlobung stellt insofern eine Überraschung dar, als Baronin Elanor als strikt horastreu und loyalistisch gerühmt wird, während die Oikaldiken als alte Feinde der kaiserlichen Familie Firdayon gelten. Das Haus der Goldenen Blume und das Haus des Goldenen Adlers haben zueinander gefunden , ein schönes Zeichen, wie Travias Bande alte Gräben überbrücken.
Auf dem Ball, den Baron Ariano von Treuffenau-Veliris im Mond der Peraine gegeben hatte, war der Kontrakt aufgesetzt worden, mit dem das Haus Oikaldiki und das Haus Efferdas ihr Blut verbanden. Über den genauen Inhalt des Vertrages wurde Stillschweigen bewahrt, doch ist von einer speziellen Klausel die Rede, wonach der Besitz beide Familien auch fürderhin getrennt und der Name derer von Efferdas bewahrt werden solle. Denn Baronet Eslam ist das einzige Kind Baronin Elanors, und diese will den Namen derer von Efferdas erhalten.
Am 5. Rahja, gleichzeitig Tsatag der Donna Lutisana, fuhr das kindliche Paar mit der Galeere 'Seestute' auf das Meer der sieben Winde hinaus. In der Umarmung des Ozeans, auf dem Festschiff der Rahjakirche, sollten sie einander das Versprechen geben, hatten die edlen Mütter beschlossen. Dem Haus Efferdas ist natürlich der Gott Efferd heilig; das Haus Oikaldiki ehrt Rahja als seine Göttin von alters her.
An Bord waren daher die Geliebte der Göttin - und die Baronin Delhena-Naila di Visterdi, eine Gläubige Rahjens, mit deren Tochter Tayim-Ildra schon Calianes Halbbruder Tilfur verlobt worden war. Dagegen war Baron Agadir Elmayano, dessen Sohn Alev wiederum Tilfurs Schwester Tilliana versprochen ist, nicht anwesend. Während Don Cedor und Don Agadir Freundschaft halten, dürften die tulamidischen Ansichten des Barons, was Frauen betrifft, der Donna Lutisana mißfallen.
Inmitten des wogenden Meeres, über den Tiefen der See und unter den Höhen der Sphären beschworen Lutisana ay Oikaldiki und Elanor von Efferdas namens ihrer Kinder die kommende Hochzeit, sie nannten einander Schwestern, Blut vom eigenen Blute, und hießen Eslam und Caliane, ihre Hände ineinander zu legen. Aus einer Schale von Augenachat nahmen sie den Verlobungstrunk. Als Opfer an die Schöne Göttin und den Alten Gott zugleich wurden Rosen ins Meer geworfen. Die heilige Zeremonie stand unter der Patronanz der Geliebten der Göttin, die ihren Segen dem jungen Paar und den beiden Familien erteilte.
Getrübt wurde die Freude der beiden Familien nur dadurch, daß der Vater Eslams, Marik Slin, der damals just am Tag der Hochzeit verunglückt, und der Vater Calianes, Cedor von Eskenderun, der noch immer nicht von der Gesandtschaft nach Tobrien heimgekehrt war, die Verlobung ihrer Kinder nicht miterleben konnten. Doch bis zur Hochzeit, die stattfinden soll, sobald die Brautleute das Alter der Volljährigkeit erreichen, werden noch Jahre vergehen. Bis dahin wird nach dem Willen der Guten Götter der Trodinar von Chababien wieder unter uns weilen.
Auf dem traditionellen Ball der erblühten Rose zwei Tage darauf wurde diese neue Verbindung im Hochadel unseres Lieblichen Feldes viel beredet. Comtessa Caliane wird einmal von Contessa Lutisana die Hälfte der Grafschaft Thegûnien erben, während die andere Hälfte als Erbe Conte Cedors an Comto Tizzo und Comto Tilfur fallen wird, die Zwillinge aus seiner ersten Ehe mit Donna Idra, die durch Gift zu Tode kam, ob von eigener oder fremder Hand, ist bis heute ungeklärt. Die Ehen der Erben des Pavonischen Paares mit der künftigen Baronin von Ankram und dem künftigen Baron von Efferdas zeigen jedenfalls eines: Die Oikaldiken erheben sich von ihren großen Niederlagen im letzten Jahrzehnt. Es fragt sich sehr, wen wird das älteste Kind des Trodinars, Tizzo von Eskenderun, freien? Denn unvergessen ist, wie sich das Haus Oikaldiki immer noch nennt: das Haus des Goldenen Adlers.

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Von Drachen und Menschen
von Hesindio di Querek-Sindarjan

VINSALT / NEETHA. Die Hochzeit von Prinzessin Aldare mit dem Drachen Shafir führt zu Diskussionen in Adelskreisen. Wird dereinst ein Drachenmensch, ein Mandrake, den Adlerthron besteigen? Entspricht es dem Recht, daß ein Nichtmensch über das Volk des Lieblichen Feldes herrscht? Dazu Elkrad Bosserossi, Ordinarius an der Rechtsschule von Neetha: "Alles Recht geht von den Göttern aus. Die Horaskaiser führen ihre Abstammung auf Praios selbst zurück. Sind aber die Götter Menschen? Nein. Darum ist es rechtens, daß Nichtmenschen Menschen regieren. Die Götter, die Drachen, die Menschen, sie alle sind Kinder des Los."
"Kinder des Los", hielt der Nandusgeweihte Golodion ya Gallasini dagegen, "sind auch die Orks. Wollt Ihr einen von denen, die auf den Feldern um Eskenderun Sklavenarbeit leisten, zum König küren?" Gallasini, der als Dracologe einen gewissen Ruf genießt, hatte er doch erstmals einen Höhlendrachen beim Schlüpfen aus dem Ei gesehen , zeigte sich auch über das Befinden der Prinzessin besorgt: "Wenn Ihre Kaiserliche Hoheit ein Kind von ihrem Gatten, Seiner Erhabenen Hoheit dem Kaiserdrachen, bekommt, kann ich mir nicht vorstellen, wie sie damit zurande kommen wird. Meines Wissens ist das Ei, das sie legen müßte, nicht unter einem halben Schritt groß. Und wer weiß, wie lange Ihre Hoheit brütend darauf hocken müßte?"
Von Alessandero vom Eisen, dem Ersten Justizrat der Kaiserin, wird folgende Meinung kolportiert: "Da primo eine Eheschließung erst Geltung erlangt, sobald sie vollzogen ist, secundo dieser Vollzug aus anatomischen Gegebenheiten im gegenständlichen Casus impossibel scheint, ist tertio die Ehe zwischen der Thronfolgerin und dem Granduco Shafir nicht existent. Aber wer wird das dem Herrn Gemahl beibringen?"
Golodion ya Gallasini wird es wohl nicht. Der Universalgelehrte verließ den pavonischen Hof, an dem er im Dienst des Grafen Cedor von Eskenderun sechs Jahre gewirkt hatte. In diese Zeit fielen sein kühnes Projekt eines lebensgroßen Reiterstandbildes aus Bronze nach antiken Vorbildern , die Veröffentlichung seines umstrittenen Traktats "De Lumine et Luce" , die Konstruktion eines sinnenbetörendern Mobile und nicht zuletzt die Erfindung der Zahnscheuerbürste.
Am liebsten unterrichtete er jedoch am Phantasmagorischen Institut in seiner Heimatstadt Methumis. Als die Schule nach einem Brand im Jahr des roten Todes ihre Pforten schloß, suchte der Esquirio daher nach neuen Aufgaben. Golodion ya Gallasini wurde nun vom Wahrer der Ordnung Drôl, Praionor di Balligur, an seinen Hof berufen. Wie es heißt, soll er Bronzen für Seine Eminenz gießen, nicht um den bescheidenen Tempel, sondern den Palazzo di Balligur zu schmücken...

Michael Hasenöhrl

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Fingorn ay Triffon in der Gor, Ricardo von Eldoret weiter verschollen

KLOSTER RELÂNHIA (S.H.I.)/DOMÄNE ELDORET. Abseits der Via Mala, von der Welt etwas abgeschieden im Wald- und Buschwerk des Tovenker Hains liegt es, zwischen ordentlich angelegten Kräuter-, Obst- und Gemüsegärten, das Kloster Relânhia, dieser seltene Hort des Wissens im wilden Chababien, das eigentlich eine Burg ist, ein frühbosparanischer Vierseitenbau im verspielten Stil der ersten Horaskaiser. "Wahrheit währt, bewährt sich, wird bewahrt", nur wer diese Worte kennt und vor den Mauern aufsagt, dem wird auch Einlaß gewährt. Allerhand weise Mönche hat's hier, in weißen Kutten mit grünen Kapuzen und gelben Skapulieren, alle mit "Der Gabe". Sie hüten eine Bibliothek, reich an Schätzen und Wissen von und über Chababien, und sie unterrichten das gemeine Volk, das den Weg zu finden, in Lesen, Schreiben und Rechnen.
Als die Pest alles mit ihrem roten Leichentuch bedeckte, fanden viele hier Zuflucht und überlebten Dank der Aufopferung der Mönche, HESinden zum Wohlgefallen. Manche der Mönche brachen gar mit ihrem Einsiedlerdasein in dieser Zeit, und zogen hinab ins Drôlsche, um den Hort des odem pestilenzae zu finden und zu vernichten, denn das es sich um eine invocatio und keinen ira deorum oder gar einen dies irae handele, war dem Mönchen ad primo klar. Nicht zuletzt diesen taten hatten das Kloster auch über die Grenzen Eldorets hinaus bekannt gemacht.
Einmal mehr sah Magister Magnus Fingorn ay Triffon, der Ordens-Prior, ein excellenter Contra- und Curativmagus mit einem Hang zu altersbedingter Schrulligkeit, seine Theorien bestätigt, daß nämlich die Welt Dank eine "ungeheuren Disparität innerhalb des magischen Gefüges zugunsten der Magica Atra" zusehend aus den Fugen gerate, sprachs, und zog von dannen, "dem Pontifex Maximus Magicae Atrae Necropatiae Daimonologicae", bei "Sumus Narbe" mit geballter "Magica Alba Ultima" zu begegnen, als, wie er sich ausdrückte "Defensor legis mundi".
Er ging ohne Companion, niemand vermochte den alten Mann, unter anderem berühmt geworden durch solche illustren Werke wie "Analysis des Bösen - Wesen und Art der verführerischen Mächte" und "Begründung für eine göttliche Auslegung der Magie", die in der Fachpresse für Lob und Gelächter gleichermaßen sorgten, aber auch durch so volkstümliche Schriften wie "Historia Chababiae" und "Die chababischen Lande - eine Impression", aufzuhalten. Mit einem Mal aus seiner jahrzehntelangen Trägheit erwacht, machte er seinem asketischen, zurückgezogenem Leben ein Ende. Bis heute muß er als vermißt gelten.
Schon lange war gemunkelt worden, der alte Mann komme mit dem Leben nicht mehr zurecht, er müsse irgend etwas erlebt haben, das ihn zu der seltsamen Einstellung trieb, keine Magi mehr ausbilden zu wollen, wie er es vor einigen Jahren verkündete und wie es dem Orden zu Schaden gereichte.. Doch niemand vermochte in ihn zu blicken.
Erst die letzten Ereignisse legten dar, wen ay Triffon wohl im Sinn gehabt hat, als er von einem Pontifex Maximus Magicae Atrae Necropatiae Daimonologicae sprach. Es sieht so aus, als wolle er es allein mit dem leibhaftigen Dreizehnten Erzdämonen, dem götterverlassenen Tharsonius von Bethana, in der Gor selbst aufnehmen! Das Schicksal des alten, mutigen Mannes ist zwar noch immer ungewiß, liegt aber ob des weiterhin ungestörten Treibens des Bethaniers dennoch wohl auf der Hand. Die Relânhianer sind ohne ihren Kopf.
So ist Chababien in diesen Zeiten nicht nur bar seine Contes und seines Gransignors, deren Schicksal bis heute ebenso ungewiß (Landt-Secretario Eran Reo ter Sindarjan erhielt noch keinerlei Nachricht, ob Cavalliere Ricardo überhaupt bei den Truppen des SdS angekommen), sondern auch bar seines wohl bedeutendsten Magus. Was für finstrere Zeiten, meine Freunde!
Ich fordere darob jeden götterfürchtigen Magus des Wiedererstanden Horasreiches auf, dem Beispiel Fingorns zu folgen und sich der Gor zu stellen, auf das SEIN Finsterreich uns nicht verschlinge. Friede den Menschen, Krieg den Antigöttern!

Steffen Popp

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Chababische Kabalen
von Leomar Lug

CHETOBA / GFT. THEGÛN. Die Chababische Compagnie war im Jahre 1016 nach Bosparans Fall auf Initiative des Gransignors (damals Landmarschalls) von Eldoret, Ricardo ash Manek, gegründet worden, um das Haus Darando zu schwächen und den Thegûner Bund zu stärken. Anteile halten die Familien di Walsi-Korninger, ay Oikaldiki, di Sensavio, ya Comari, ya Balash und Petersen.
Nun steht die Chababische Compagnie im Verdacht des Waffenschmuggels. Aus der Umgebung der chababischen Erzkanzlerin Utsinje di Forforo (zugleich Hochgeweihte des Praiostempels von Neetha) wurde - nach einem Streit in der Chababischen Curia über die neue erzherzögliche Garnison Korlob östlich von Neetha - ruchbar, daß Donna Lutisana ay Oikaldiki, Gräfin von Thegûnien, einem gewissen Don Enrisco da Vancha, Baron in Trahelien, Waffenlieferungen versprochen habe.
Im Königreich Trahelien, südlicher noch gelegen als Brabak, aber der Kaiserin lehnspflichtig, ist ein heimlicher Machtkampf zwischen drei Parteien im Gange: den Kanzlertreuen, den Borontreuen und den Königstreuen. Zu letzteren zählt angeblich besagter Baron Enrisco.
Eine Abgesandte des Barons namens Adaque Quêsada Bellatrâvis dela Santesqua weilt seit Mitte Praios am Hof des Erzherzogs Timor von Chababien. Die Trägerin des alten Titels einer Darchesa entstammt einer Drôler-Mengbillaner Familie. Bei einer Feierlichkeit auf Schloß Madayano in Valavet (wo nach langer Pause wieder der Sänger Raffaello di Tasso auftrat) führte Prinz Timor die junge Dame als erste zum Tanz. Wie es scheint, hat der Erzherzog Donna Adaque zu seiner neuen Favoritin erwählt. Es sei nicht verschwiegen, daß die Darchesa in dieser Rolle dem Marchese Furro ay Oikaldiki nachfolgt, dem Verschwörer...
Aus den Nordmarken wird nun gemeldet , auf dem Großen Fluß sei hinter dem Dorf Kyndoch das Transportschiff eines zwergischen Waffenhändlers aus Elenvina gesunken. Die Ladung: Kriegshämmer und Armbrüste. Der Bestimmungshafen: Neetha. Mit den Nachrichten reisen Gerüchte: Spione aus dem Lieblichen Feld hätten das Schiff versenkt. Adao di Querek, Directeur Handel Nord der Chababischen Compagnie: "Commentariolus Nullus!" Was hat die Chababische Compagnie zu verbergen?

Michael Hasenöhrl

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Thalioniten und Thalionmeliter

BRELAK / EHZM. CHABABIEN. Ein Strauß scheint unausweichlich um die Frage, welche Gemeinschaft der Frommen und Edlen den Namen der Heldin Thalionmel führen darf: die Thalionmeliter oder die Thalioniten?
Der Orden der heiligen Thalionmel wurde durch das Pavonische Paar, Gräfin Lutisana ay Oikaldiki und Graf Cedor von Eskenderun, am 5. Rahja 23 Hal gegründet. Dies geschah im Verlauf der Hochzeit des Conte mit der Contessa anläßlich des traditionellen Pfauengelübdes. Zu diesem Anlaß wurde dem Orden das Schwert Farimbash-Rondrasham verliehen, das einstmals Thalionmel getragen hatte, und die Verwaltung von Signorie und Domäne Brelak übertragen. Die Thalionmeliten oder Thalionmeliter, wie sie kurz genannt werden, stellen heute ein Banner von Schwertträgern, befehligt durch Principalmarschall Edorian ya Timerlan. Der Sitz des Ordens ist Santa Thalionmel bei Brelak, das einstige Landgut Thalionmels, doch hält er auch die Burg Tovenkis an der nördlichen Grenze Chababiens. Alles in allem trägt der pavonische Hausorden weltliche Züge. Er nimmt nur Chababier auf.
Die Thalionmeliter fordern seit langem die Rückkehr des heiligen Schwertes Ay'Halam al Rhondrachai nach Chababien. Tatsächlich steht diese Reliquie im Eigentum des Tempels von Neetha, der sie einstmals der Heldin verliehen hatte, und nicht in dem des Tempels von Arivor, wohin sie Söldner des Erzherrschers verbrachten.
Der Orden der geheiligten Thalionmel wurde am 5. Rondra 26 Hal bei Brig-Lo in Almada gegründet. Er gehört zum neueren Typus der mittelreichstreuen und doch kirchlichen Orden der Rondra. Abtmarschallin ist die ehemalige Obristin Ellifain Barrison dell'Armgo. Der Orden zu Ehren unserer Herrin Rondra, im Gedenken an die heilige Thalionmel, zum Schutze des Reiches und dessen zwölfgöttergläubigen Bewohnern, wie er lang, oder die Thalioniten, wie er kurz genannt wird, verfügt über keinen festen Sitz. Er kämpft in Tobrien im Heerbann des Schwertes der Schwerter gegen die Siebenstrahlige Krone.
Beide Gemeinschaften tauschten bereits Depeschen aus, in denen sie sich wenig erfreut ob der Existenz des anderen zeigten. Werden die Thalioniten den Thalionmelitern das Schwert Farimbash-Rondrasham abverlangen? Oder gar das Lehen Brelak, das einstmals Thalionmel zueigen war? Oder werden die hitzigen Rondrianer ihren Stolz bezähmen?
Gezählte siebenundzwanzig Orden der Rondra finden wir in Aventurien: den Orden der Heiligen Ardare, den Orden des Tempels zu Jergan, den Orden des Donners, den Orden zur Wahrung, den Orden der Schwerter zu Gareth, den Orden der Jagd zu Ask, den Orden vom Blute der Märtyrer zu Salzsteige, das Volk der Amazonen, den Orden der Silberfalken, den Orden zum Grabe der Lutisana, den Bund des Drachen , den Orden Temparon , den Orden zu Shadifan , die Ritterschaft des Drachen , den Orden der Rondra zu Festum , den Orden zu Ehren der Löwin , den Orden der Weißen Rose , den Famerlor-Orden , den Orden der Dreifaltigen Verkünder des Willens Famerlors , den Orden der Schwerter Rondras , den Orden der heiligen Rondragabund , den Orden des heiligen Hlûthar , den Orden des ewigen Schwertes , den Orden der Cavallieri vom gyldenen Passe , den Orden der geheiligten Thalionmel , den Orden der heiligen Rondirai , die Defensores Araniae .
Seine Eminenz Dapifer ter Bredero soll geseufzt haben: "Was ist aus den Orden, den hehren, geworden? Nicht edle Krieger, nein rohe Horden und falsche Betrüger sind's, die den Namen der Götter führen; Spötter sind's, müssen Strafe spüren." Dem haben wir nichts hinzuzufügen.

Meinhard von Hasenstein

Der Orden der heiligen Thalionmel: Christoph Maurer, Schießgraben 7, A-2500 Baden
Der Orden der geheiligten Thalionmel: Kim Hartwig, Mühlenkamp 17a, 28844 Weyhe

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Rondrigo von Kabash

KABASH/THEGÛN. Es mag schon seltsam anmuten, wie der Allgerechte LOS das Schicksal lenkt. Mal gefällt es ihm, einen Menschen jahrelang auf einem Eiland mitten im Strom der Zeit sitzen zu lassen, ein and'res Mal verdichten sich die Ereignisse derart, daß man sie mit einem Wirbelsturm vergleichen mag, in dessen Mitte bisweilen eine einzige Person steht. Ebenso trug es sich unlängst in der Baronie Kabash zu, und die Person, von der ich spreche, ist niemand geringeres als der Rondrigo von Kabash, der Signor ebendieses Weilers, der sich auf dem Wüstenwege zwischen der Landstadt Thegûn und Tashbar, dem Dorf der Verbannten, befindet.
Einst, vor vielen Götterläufen, war der heutige Signor der Knappe eines gar mächtigen Herren: Er war in den Diensten des Markgrafen Phrenos ay Oikaldiki, der ja schrecklichen Verrat an Kaiserin und Reich beging, wie in den Chroniken von Vinsalt und Neetha nachzulesen ist. Doch der brave Signor glaubte den Anschuldigungen anfangs nicht, war er doch zu unbedingtem Gehorsam erzogen worden. Erst im allerletzten Augenblick, als er Don Phrenos - als einziger seiner Getreuen - auf dem Richtblock schmachten und sterben sah, da erkannte er, daß er nicht recht gehandelt hatte. Doch meinte der damals junge Don Rondrigo, es sei bereits zu spät und seine Errettung vor dem gleichen Schicksal nicht mehr möglich.
So begann er von da an, seinen Lebensunterhalt durch Raubzüge und andere Schandtaten zu verdienen, was ihm in Kabash und der Cronmark den Ruf eines unerbittlichen Räubers einbrachte. Doch flogen dem ansprechenden Jüngling dadurch die Herzen aller Frauen und Kinder zu, so daß sich um seine Person schon bald Erzählungen und Sagen rankten, die nur zum Teil der Wahrheit entsprachen und nicht selten äußerst rahjagefälligen Inhalt hatten. Im Volke wurde Don Rondrigo als Edelmann gefeiert, der ungerecht behandelt und verstoße worden war.
Erst im Rondra des Jahres 2512 wurde ›dem Verstoßenen‹, wie er im Volksmund hieß, Gerechtigkeit zuteil: Die Cronprinzessin höchstselbst war auf dem Wüstenwege gen Rahja unterwegs, und mit ihr eine kleine Schar von waffenfähigen Männern und Frauen, unter ihnen die Barone von Ezzelino da' Malagreía von Kabash und Broderico ›der Münzreiche‹ von Tikalen (BORon sei seiner Seele gnädig!). Als nun der leidgeprüfte Rondrigo dieser illustren Schar auflauerte in seiner Verzweiflung, da erkannte Don Ezzelino, daß er dem Jungen unrecht getan hatte. Denn beide waren durch Bande verbunden, wie sie fester nicht sein konnten: Der Großvater Ezzelinos, Thalborn da' Malagreía, und Rondrigos Vater, Ursino von Kabash (genannt ›der Greise‹ oder auch ›der Grausame‹), waren Brüder gewesen! Schlimme Schicksalsschläge und grausamer Verrat hatten die Familie entzweit, doch nun war es Seiner Hochgeboren Ezzelino eine unsagbare Freude, seinem entfernten Vetter zu vergeben und ihn mit offenen Armen willkommen zu heißen. Seiner Fürsprache bei der Prinzessin ist es auch zu verdanken, daß dem Jüngling seine Taten vergeben wurden und er das Lehen zurückerhielt, das schon seit ewigen Zeiten der Stammsitz der Familie Rondrigos und Ezzelinos ist.
Sogleich scheuchte der wiedergeborene Signor das Diebesgesindel davon, das er um sich geschart hatte, und folgte frohen Herzens dem Zug der Prinzessin. Das Ziel aber, das sie erreichen wollten, war ungewiß. Ich möchte hier keine ungewissen Vermutungen verbreiten, Fact ist aber, daß in den Tagen des Rondramondes mehrere Drachen über den Himmel der Landstadt Thegûn kreisten, von der aus die Gesellschaft aufgebrochen war. Dies mag wohl der Grund für die Spekulationensein, es handelte sich um eine Gesandtschaft zu Shafir dem Prächtigen.
Der junge Signor aber bestand darauf, im Gefolge der Prinzessin zurück nach Vinsalt zu reisen, und seine Dankbarkeit soll überschwenglich gewesen sein. Er verhielt sich jedenfalls so, daß er bald Aufsehen erregte und zum ›Königlich Yaquirischen Ober-Stallmeister‹ befördert wurde, ist es doch bekannt, daß der Signor außerordentlich gut mit Pferden umzugehen weiß (böse Zungen allerdings nennen andere Gründe für die Beförderung, von denen die Liebschaft mit einer Hofdame noch zu denen angenehmsten gehört).
Viel Zeit blieb dem rondrianischen Signor aber nicht in seiner neuen Heimat beschieden, obgleich er allen Grund dazu gehabt hätte, wurde er doch von der Bevölkerung Kabashs gefeiert. Doch auch wenn es unerklärlich scheint, ist es doch wahr: Seit der Mitte desselben Götterlaufes ist Don Rondrigo von Kabash wie von Sumus Leib verschlungen. Es bleibt mir nur übrig, hier einige Gerüchte wiederzugeben, denn bis zum heutigen Tage ist keine Botschaft über den Verbleib des edlen Jünglings in Kabash eingetroffen. So munkeln einige, daß der Baron selbst über das Verschwinden seines Verwandten Bescheid wüßte, was nicht von der Hand zu weisen ist, gelang es doch bis heute nicht, die Meinung Seiner Hochgeboren über die Angelegenheit in Erfahrung zu bringen. Andere wiederum meinen, der Signor habe sich wieder in die Wälder geschlagen, wobei die verschiedensten Gründe genannt werden, und jene werden dadurch in ihrer Annahme bestärkt, daß sämtliches kriegerische Volk, daß Don Rondrigo zu Diensten war, mit ihm verschwunden ist.
Möge RONdra ihren Schützling auf allen Seinen Wegen behüten und HESinde Seine Schritte bald wieder in die Heimat führen! Bis zu diesem Tage - oder aber bis Kunde von seinem Verbleib eingetroffen ist - wird Don Rondrigos nächster Verwandter, Seine Hochgeboren Freiherr Ezzelino da' Malagreía, seine Hände behütend über Kabash und sein Umland ausbreiten, auf daß dem Weiler kein Leid widerfahren möge.

So aufgezeichnet und getreulich berichtet von Alderon Yathabolur, Geschichtsschreiber und Chronist in Thegûn

Gregor Rot