Bosparanisches Blatt
Die Wege sind unergründlich...
(TaW Geographie 10, TaW (Strecke) Schätzen -14)

von
Signor Erlan Sirensteen von Irendor

im INGerimm 2512 Horas

Wer bei dieser Überschrift daran denken mag, daß es sich gar um eine Art philosophisches Scriptum handelt kann sich beruhigt zurücklehnen, denn dies ist nicht so. Statt dessen handelt dieser wahrlich authentische Bericht (bei den Zwölfen!) vom Reichscongress des Neuen Reiches zur kaiserlichen Pfalz Weidleth (in den Nordmarken gelegen). Aber dies ist nicht ein einfacher Bericht über die freudigen Ereignisse des Reichscongresses, dem ich beiwohnen konnte, da ich zur Delegation des Imperiums Renascentum Horasi unter dem Kaiserlichen Prinz - dem Erzherzog von Neetha - Timor von Firdayon und dem Staatsminister Abelmir von Marvinko angehörte, sondern ein Randgeschehen ganz eigener Art.
Nun denn, am letzten Abend des Reichscongresses fand natürlich in der großen Festhalle ein Abschlußball statt, der jedoch nicht sehr prunkvoll und pompös war, änderte man doch diesbezüglich das Protokoll ob der schlimmen Ereignisse aus dem Osten des Kontinentes, nichtsdestominder war die Delegation des Horasreiches mal wieder die prächtigste und gar lieblich anzusehen.
Am Abend nach der freudseligen Entscheidung des Reichscongresses parlierte man mit alten Bekannten und auch nun neuen Freunden, denn wie es sich zeigte, haben Jahre der Feindseligkeit zwischen den Reichen uns trotzdem nicht vergessen lassen, daß in beiden Kaiserreichen die Menschen doch auch an die Zwölfe - und hier insbesondere an die Herrin TRAvia - glauben. Und neben einigen Schlückchen besten Weines, einigen Humpen Ferdoker und anderer Köstlichkeiten mehr gab es auch ein hesindianisch geprägtes Abendprogramm.
Barden aller Herren Länder erfreuten die Ohren der anwesenden edlen Leute, und sah man bei Reichsbehüterin Emer eine Träne der Rührung als eine tobrische Gesangstruppe ein Lied sang über ihr Herzogtum, so bat nachher Prinz Timor eine Bardin zu seinem Sitz an der Seite der Reichsbehüterin heran um ihr ein persönliches Geschenk - einen seiner Ringe - zu überreichen, da sie doch auf vortrefflichste Weise die heldenhafte Thalionmel, die ja einst die Stadt Neetha vor den Horden der Ungläubigen befreite, beschrieb, und das ganze auch noch mit einer gar lieblichen Melodei unterlegte.
Aber der geneigte Leser mag sich fragen was denn dies mit unergründlichen Wegen zu tun hat, scheint es doch eher so, daß dieser Titel eher unergründlich ist...
Doch nun nach diesen einigen einleitenden Zeilen will ich doch endlich zum eigentlichen Thema kommen:

In den darauffolgenden Tagen reisten die einzelnen Delegationen ab, doch da ich vielseitig beschäftigt war (ob nun Küchlein und Bosparanjer, Handelsverhandlungen oder einfach ungezwungene Zwiegespräche) konnte ich nicht mit dem Hauptteil unserer Delegation abreisen. Dies war jedoch für mich insofern nicht schlimm, als ich doch meine eigene Kutsche dabei hatte, nur war es mir daher leider nicht möglich mit meinen guten Freund Vascal ya Berisac gen Yaquirbruch zu reisen.
Doch irgendwann kommt immer die Abreise und so war es, als ich mich gerade von den traviagefälligen Gastgebern aufmachte aufzubrechen, daß ich den Comto Schatz-Canzler Tarin Salquirio von Salicum-Selzin in einem anscheinend unterhaltsamen Gespräch mit einigen Mitgliedern der almadanischen Delegation erblickte. Sollte der Friedensschluß schon erste positive Früchte tragen? Als dieser mich jedoch erspähte eilte er mit einem ernsten Blick auf mich zu und gab mir zu verstehen, daß er mich sprechen möchte. Nichts Gutes ahnend - erwartete ich doch noch den Steuerbescheid - gingen wir einige Schritt, wo er mich dann sogleich fragte: "Signore Sirensteen, ich habe da ein difficiles Problem. Ich wollte eigentlich gemeinsam mit der Delegation des Sohnes unserer horaskaiserlichen Majestät gen Heimat reisen, doch hatte ich noch einige wichtige Verhandlungen zu führen, so daß ich leider anders abreisen muß. So hörte ich jedoch, daß Ihr mit einer eigenen Kutsche angereist seid, und wollte euch daher fragen, ob Ihr mich eventuell mitnehmen könntet. Ihr könntet mich ja dann in Grangor heraussetzen um dann in Richtung Irendor zu reisen, während ich von dort direkt nach Selzin weiterreisen werde." Nun ich antwortete: "Edelhochgeboren, es ist mir natürlich eine gar besondere Freude Euch mitzunehmen, und dieser kleine Umweg für den Comto Schatz-Canzler ist sicherlich kein Problem für mich, aber einen Tag vor meiner Abreise gen Weidleth war mein Kutscher erkrankt, so daß ich die kleinere Kutsche gewählt habe, denn ich selber wollte die KKK-1 nicht steuern, und in solcher Kürze einen fähigen Kutscher aufzutreiben ist nicht einfach."
Der Comto Schatz-Canzler hatte anscheinend keinerlei Einwände dagegen, und so vereinbarten wir am nächsten Morgen aufzubrechen. Nachdem dann die Bediensteten es endlich geschafft hatten in die Kutsche das gesamte Reisegepäck sicher unterzubringen, was beileibe kein Kinderspiel war, hatte ich die Truhen und Kisten des Comto Tarin doch gehörig unterschätzt, machten wir uns auf, und der Comto Schatz-Canzler nahm neben mir auf dem Kutschbock Platz, wo er mir freundlicherweise anbot an die Strecken-Carte zu lesen, was er übrigens - seiner Meinung nach - vortrefflich beherrsche. Daher glaubte ich ihm auch, als er meinen Vorschlag die Reichsstraße 45 zu benutzen ablehnte, da der andere Weg kürzer sei.
Nun ja, dem war jedoch leider nicht der Fall, denn der vom Schatz-Canzler gewählte Weg führte meinen Zweispänner über Stock und Stein, von Berg zu Tal, von Tal zu Berg. Nun ich muß jedoch den Schatz-Canzler in Schutz nehmen, denn nach dem emsigen Studieren der Karten wurde mir klar, daß wohl wirklich sein Weg der kürzere war, und mein eigener Vorschlag sogar von der Strecke her länger war. Jedoch hatte er nicht an die unterschiedlichen Streckenverhältnisse gedacht, so daß der längere Weg wohl doch der schnellere gewesen wäre...
Amüsant war es jedoch, daß wir nach einer etwas längeren Reisezeit einen Teil der Delegation Almadas sahen, die jedoch als wir Weidleth verließen noch immer heftig ihren Rausch ausschliefen; dazu kommt es auch noch, daß sie jedoch in eine andere Richtung mußten. Anscheinend hatten sie einen besseren Kartenleser dabei.
Fürwahr, da hatten wir uns doch ein wenig verfahren und mir dünkte nach einiger Zeit, daß mein Vorschlag mit der Reichsstraße 45 eventuell doch besser gewesen wäre, aber wer würde schon seiner Edelhochgeboren widersprechen (vor allem wo doch er Jahr für Jahr mit akribischen Argusaugen den Steuerbogen kontrolliert)?
So dauerte es und dauerte es, und nach einer recht langen Fahrt (nach meinen Berechnungen wäre ich bei meiner eigenen Route schon längst daheim auf Burg Irendor gewesen) erreichten wir endlich Grangor, und da der Comto Schatz-Canzler vorher einigen seiner Bediensteten mittels Brieftauben mitteilen ließ, daß er gefälligst abzuholen sei, suchten wir den vereinbarten Treffpunkt.
Zu meiner eigenen Schande muß ich eingestehen, daß ich mich in Grangor kaum auskenne, war ich in dieser Stadt doch erst zwei- oder dreimal, aber der Comto Schatz-Canzler kannte sich ja aus, so hoffte ich wenigstens.
Nachdem wir einige zeitlang durch Grangor herumfuhren ohne den vereinbarten Treffpunkt zu finden, erblickte er plötzlich eine Straße und meinte, das wir einfach nur dort durch müßten. Ich entgegnete ihm zwar, daß ein Schild mit einer Verbotswarnung davor stand, aber als Schatz-Canzler darf man sicherlich diese Aufforderungen ignorieren. Nur leider hätten wir uns doch dran halten sollen, denn so wie es aussah, ging es einfach nicht weiter, denn am anderen Ende war die Straße abgesperrt. Zu Pferde hätte man die kleine Barriere sicherlich umgehen können, aber nicht mit einer vollgepackten Kutsche; so mußten wir also umdrehen. Dazu kam dann auch noch die Tatsache, daß ein horaskaiserliches Schild die Durchfahrt verbot, so daß selbst der Comto Schatz-Canzler mir nicht hätte helfen können (es lag also kein "Verbotsirrtum" vor), wenn jemand dies gesehen hätte.
Nachdem ich dann beinahe noch einen ganz in rot gekleideten Büttel - der mich eigentlich anweisen wollte anzuhalten - überfahren hatte (was sicherlich nicht die besten Auswirkungen auf meine "Kutscherkarriere" gehabt hätte), gelang es mir dann doch den richtigen Weg zu finden, und auch die Bediensteten des Comto Schatz-Canzlers waren schon etwas länger zugegen, was diese nicht in beste Stimmung versetzt hatte.
Nun, ich verabschiedete mich dann herzlich vom Schatz-Canzler und machte mich auf nach Osten um nach Irendor zu gelangen. Leider war dies nicht so leicht, erreichte ich doch erst nach zwei Versuchen die richtige Cronstraße, und diese war natürlich stark befahren. Und das da ganz vorne mehrere Karren von Ochsen gezogen herfuhren, machte die Reise auch nicht annehmlicher, so daß es von Grangor her sehr lange dauerte, bis ich endlich nach vielen Stunden die heimatliche Burg Irendor sah...
Als ich endlich einkehrte kam auch schon mein Secretario Bormund aufgeregt angelaufen, hatte er sich doch schon die schlimmsten Sorgen gemacht, daß eventuell die Kutsche mit Achsembruch im Graben liegen würde etc.pp.
Nichtsdestominder war der Reichscongress wirklich sehr angenehm, und ich frage mich wirklich, warum ich denn bis dato noch nie mich zu der Delegation des Horasreiches gemeldet hatte. Der Bericht über die Fahrt nach Hause mag jetzt jedoch auch ein wenig schlimm klingen, aber dem war definitiv nicht so, denn der Comto Schatz-Canzler und ich führten interessante Gespräche über die verschiedensten Themen.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und real existierenden Ereignissen sind eventuell extra gewollt.

Jens Matheuszik