Bosparanisches Blatt
Bardo von Aralzin weilt noch unter den Lebenden!
Wie ein tot geglaubter Schwerverbrecher den Adlerorden
an der Nase herumführt und nach Weiden ins Exil geht

Der Landesverräter und Lakai des Separatisten Phrenos ai Oikaldiki scheint aus Borons Reich auferstanden zu sein. Obgleich es hieß, er habe auf der Reichsfeste Aldyramon sein gesetzlich beschlossene Ende gefunden, erhielt der Orden des Goldenen Adlers im letzten Mond beunruhigende Informationen, die da hießen: Ein anderer Mann, den Tsa mit Bardo von Aralzins Aussehen bestraft hatte, sei an seiner Statt exekutiert worden, während der Verräter ins Drôlische geflüchtete war, um dort neue Gefolgsleute um sich zu scharen.
Flugs darauf ritt Seine Edelhochgeboren Comto Siegelbewahrer vom Kranze Horas' Amaldo Ravendoza mit einem Banner seiner getreuen Adlerritter in das südliche Königreich. Des Verräters schleimige Spur führte ihn zur Burgruine Chalinba. Dort hatte sich Bardo von Aralzin mit einem halben Gros verschlagener Söldlinge verschanzt. Ravendoza wußte wohl etwas von Bardos Haß auf die Krone, doch nichts vom Haß auf des Siegelbewahrers eigene Person.

Doch Bardo von Aralzin mußte mit ansehen wie sein langjährige Freund und Verwandter Goldo von Oberfels-Aralzin durch die Neunschwänzige sein grausames, aber gerechtes Ende gefunden hatte. Von Aralzin hatte sehr wohl gewußt, daß letztlich Amaldo Ravendoza für seines Freundes Hinrichtung verantwortlich war. In seinem endlosen Haß auf den Comto Siegelbewahrer, ersann sich der Verräter einer List: Da er wußte, daß er die durchlöcherte und zum guten Teil niedergebrannte Ruinenstätte Chalinba nicht zu halten vermögen könnte, ließ er einen allzu neugierigen Späher Ravendozas gefangennehmen und unterzog den jungen Reiter so lange einer grausamen Tortur, bis der erbarmungswürdige Adlerritter seinen eigenen Willen verloren hatte und dem schändlichen Bardo völlig ergeben war. Die durch die Folter entstandenen Wunden wurden durch einen Schwarzmagier, der im Gefolge Von Aralzins stand und wohl aus Mengbilla stammt, geschlossen. Nun wurde er wieder auf sein Pferd gepackt und zu Ravendozas Lager geschickt. Aufgebracht berichtete er Ravendoza, daß er gesehen habe wie der Großteil der gegnerischen Söldnertruppe aufgrund des ausgebliebenen Soldes seine Sachen gepackt und Bardo verlassen habe. Ravendoza, der den jungen Ritter wie seinen eigenen Sohn liebte, schenkte seinen Worten glauben und befahl den Sturm auf Bardos vermeintlich wehrlose Feste. Da das Burgtor von Bardos Truppen nur mit einem alten Karren versperrt war, gelangten die Adlerritter ohne große Schwierigkeit in den Hof. Doch nun mußte Ravendoza eine schmähliche Niederlage hinnehmen, als ihm und seinen Mannen die tödlichen Arbaletten der plötzlich auf den Wehrgängen erschienenen Mercenarios entgegengestreckt wurden. In dieser Notlage erschien ein verschmitzt grinsender Bardo von Aralzin und begrüßte den Comto Siegelbewahrer, sowie den jungen Adlerritter, den er in seinen Dienst gedungen hatte. Es sah wirklich nicht gut aus für Ravendozas Truppe, doch gerade in dem Moment, als die Adlerritter ihre Waffen abgeben mußten, stürzten einige der feindlichen Mercenarios wie plumpe Säcke auf den Hof, wo sich alsbald mehrere Blutlachen ausbreiteten. Grund für diesen Schicksalswandel war das Eingreifen von zwölf Armbrustern unter dem Kommando von Comtur Hesindio Fluvio Ricelos-da'Malegrela des Heilig-Blut-Ordens, die auf Prinz Timors Geheiß den Adlerrittern von Neetha aus gefolgt waren. Das Blatt hatte sich nun gewendet: In einer bl utigen Schlacht wurden Bardos Leute aufgerieben und schließlich gefangengenommen. Doch durch den Einsatz von Magie konnte der Halsabschneider Bardo wieder einmal entkommen. Eine wilde Verfolgungsjagd entbrannte nun, in der Bardo stets einige Meilen Vorsprung hatte. Bis Drôl ging diese Hatz, doch dort wurde Ravendoza ein weiteres Mal enttäuscht: Er mußte mit ansehen, wie der Verräter von einem Korsarenschiff aufgenommen und Richtung Norden abtransportiert wurde. In nur kurzer Zeit war die gesamte Heimatflotte arlamiert und Bardo hinterher geschickt. Doch unter ungeklärten konnte Bardo von Aralzin in den sicheren Hafen Windhaag einlaufen. Der Hochverräter muß wohl in der Admiralität viele Freunde besitzen. Auch skandalös ist, wie er an die große Zahl Arbaletten gekommen ist, mit denen seine Söldner ausgerüstet worden waren. So wissen wir doch, daß der Staats-Mareschall die Ausgabe kostspieligen Gerätschaften genauestes kontrolliert. Demnächst wird der Adlerorden gegen staatsfeindliche Elemente in Armee und Flotte ermitteln und die Verräter zur Rechenschaft ziehen. Doch nun wieder zur Handlung: Bardo von Aralzin entkam wie schon gesagt ins Mittelreich, wo er nach neuesten Informationen nicht etwa den albernischen Hof, wo ja bekanntlich der galahanische Abschaum haust, sondern, wie es heißt, zu seiner Base Yolina von Aralzin ins kalte Trallop reist. Ob der Verräter ausgeliefert wird und wie sich das auf die Friedensverhandlungen mit dem Mittelreich auswirkt, ist noch unbekannt.

Christoph Groß