Bosparanisches Blatt
Machtproben im Yaquirbruch
von
Nandurian Beamico

Cronmark Yaquirbruch. Mit Schaudern erinnern wir uns der Berichte über die Vampirplage im Yaquirbruch, die Signor Vascal ya Berîsac, aktueller Primas der yaquirbrucher Signori, trotz aller Kritik an seinem anfangs zögerlichen Handeln schließlich mit rigiden Maßnahmen zu beenden vermochte. Nicht zu vergessen ist dabei die Rolle der Draconiter und Ardariten, deren Orden neue Sitze in Mantrash begründeten. Beide, Draconiter in der alten HESindekirche zu Coriolenne unter Magister Andras Marwolaeth sowie Ardariten auf Burg Alveransehr zu Rûndoc unter Cavalliere Castor Sirensteen-Berîsac, bekundeten dem Signor nicht nur volle Unterstützung wider die namenlosen Schrecken, sondern auch in seinem Amt als Primas.

Von Seiten Veliris' und manchem neidvollen Signor der Cronmark wird diese Entwicklung mißtrauisch beäugt, beugt sich Dom Vascal mit seiner harschen Kritik an Baron Arianos Eingreifen in Shumir gefährlich weit aus dem Fenster. Sicherlich muß er mit den Ardariten im Rücken keinen erneuten Einfall der Lutisaner della Penas fürchten. Ob die Befreiung Gharmin von Sewaklauf-Shumirs aus Al'Muktur und seine Auslieferung an den Signor de Millenis sowie die militärische Unterstützung der Pertakiser durch ein Halbbanner Cavallieri aber Garant für eine Unterstützung derselben ist, bleibt äußerst zweifelhaft - hat der Mantrasher doch bereits Gold, Titel und Lehnsland erhalten. Und sollte sich Veliris in der Shumirfrage durchsetzen, so könnten die Pertakiser ohnehin keine militärische Hilfe gegen eventuelle Übergriffe des Barons Ariano in die Cronmark bieten, die der Mantrasher mit seinen Eskapaden geradezu erzwingt. Deshalb verstummen nicht jene Rufe, die den Primas eines kleinlichen Privatkrieges gegen seinen bekannten Feind Horasio della Pena bezichtigen, der an Seiten Arianos streitet. Die Anprangerung der Unrechtmäßigkeit des Übergriffs Grangorer Truppen ins Erzherzogtum Horasia sei nur ein Deckmantel für die neidbestimmte Fehde mit dem ehrgeizigen Marvinko und dem steil aufgestiegenen Treuffenauer. Während also das Volk mit Schmähwappen wider Velirisch-Unterfels einen starken Archo-Defensor Vascal feiert, sieht jener sich vice versa heftiger Kritik aus gleichgestellten Reihen ausgesetzt, er gefährde das Wohl des ganzen Yaquirbruches.

Diese Stimmen und unbekannte Ereignisse während des Mantrasher Turnieres im FIRun waren es wohl, die nach dem spektakulär unentschiedenen Schwertduell zwischen dem Connetabel Grangorias und dem Primas der Cronmark Anfang TSA für eine Abkühlung der Situation sorgten. Ersterem wurde eine Frist von zwölf mal zwölf Tagen eingeräumt, in der eine angemessene Reparationsleistung zum Wiederaufbau Mantrashs zu leisten sei und er die Cronmark betreten könne, ohne Gefahr arretiert zu werden. Als Beweis seiner Bemühung um eine friedliche Lösung in der Shumirkrise rief der Berîsac seine Mandataren zurück. Auch der Kullbacher lenkte ein und rief im ganzen Reich zu Lebensmittelspenden für die Obdachlosen Mantrashs auf.

Die Phase des Waffenstillstands nutzend verstärkte der Irendorer Signor Erlan Sirensteen seine Bemühung um die Gründung des vom Symposium yaquirbrucher Signori erdachten Handelssyndikates. Mittlerweile ist eine schlüssige Konzeption entwickelt und bekannt, daß das Unternehmen auf den Namen Signori- & Bürger-Handelshaus firmieren wird. Aufgrund der Vorreiterrolle des Irendorers und Mantrashers wird aber weit häufiger vom Sirensteen-Berîsac-Handelshaus gesprochen. Jenes SBH wird vorrangig von den Edlen des Yaquirbruches finanziert, die auch das Gros der Stammsitze im Rat der Unternehmung belegen. Das Stimmrecht wird nach vorhandenen Anteilsscheinen, sogenannten Stammaktien, ausgeübt. Die Geschäfte führen soll ein dreistirniges Directorat, bestehend aus den Präsidenten des Rates sowie einem vom Rat bestellten Kaufmann. Letzten Gerüchten zufolge ist für diesen Posten die handelserfahrene Tochter des mittelreichischen Reichsvogts von K. Sertis, Diantha von Hartsteen, vorgesehen. Delikat mutet an, daß die Irendorer Signori angeblich von jenen Hartsteens abstammen.

Ferner heißt es, der Signor von Mantrash habe Kontakt mit dem neuen Trianon des Ordens vom blutroten Stab und Schwert aufgenommen. Spätestens seit des Novadiüberfalles auf Bactâl vor zwei Götterläufen wissen wir um die Uneinigkeit zwischen Orden und Mantrasher Signor, in dessen Verwaltungsgebiet das gebrandschatzte Dorf lag. Daß er sich auch von der Marchesa Hilferuf an den Orden übertölpelt fühlte und das eigenmächtige Walten der Stab- & Schwert-Ritter scharf kritisierte, kann man sich vorstellen. Nun hat der Berîsac angeblich dem neuen Ordenstrianon angeboten, für ein Embargo der Dalidaburg in der Cronmark zu sorgen und eine militärische Aktion zu unterstützen, das alte Trianon endgültig zu stürzen. In Anbetracht dessen, daß mit Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden über den Bund des Adlers wider Baron Arianos Shumirbesetzung und Lorion Vistelli von Donocampé als Esquirio des mantrasher Brûsvallis gute Kontakte bestehen, dürfte zu den akuten Sorgen des alten Trianon beitragen. Bislang jedoch scheint sich keine Belagerung anzubahnen.

Nachdem es so den ganzen PHExmond über ruhig um die Signori Horasio und Vascal blieb, erschien am 12ten PERaine ein Pamphlet aus der Cronmark, die den Connetabel bezichtigte, die Lebensmittel für seine Truppen in Shumir zu verwenden, denn bislang sei noch keine Nahrung in Mantrash eingetroffen, gleichwohl der Gransignor von Clameth dem Berîsac bereits eine zweite Lieferung angekündigt habe! Ferner habe Horasio den Signor Erlan Sirensteen von Irendor und dessen Familie mit einem Aufruf in Shumir gegen den eigenen Schwager Erbprinz Ralman von Firdayon-Bethana zu streiten, derart beleidigt, daß man sich gezwungen sähe, erneut militärisch wider Veliris vorzugehen.
Als unmittelbar darauf eine Antwort erscheint, brandet Zorn in der Cronmark auf. Wie ein Mann stehen plötzlich einige Signori hinter ihrem Primas, ward das Schreiben vom des Verrat verurteilten und seiner Familiennamen und Titel verlustig gegangenen Cindran verfaßt, ehedem Cancellario beider Mantrash1). Schwere Klage wird gegen den Kullbacher geführt, der sich durch eben diesen "ehrlosen Doctoricus der Horasiologie" vertreten ließe, da er selber zu sehr in die Shumirkrise involviert sei. Wenige Tage später setzt eine Schwadron über den Yaquir, und die Ardariten halten in Unterfels-Coriolenne Einzug, während Truppen der Comtessa Yanis in Felsfeldisch-Unterfels einmarschieren.

So scheint es momentan als festige sich die Macht des umstrittenen Don Vascal und seines Freundes Erlan Sirensteen von Irendor. Abzuwarten bleibt jedoch immer noch, welches Licht die inquisitorischen Untersuchungen Baronet Alricilians von Treuffenau-Veliris als Vice-Dominus des Sanct-Aldigon-Ordens auf die kurz vor der Vampirplage verschwundenen Signori werfen wird. Vermutlich nicht ganz zu Unrecht erwarten viele, daß Baron Ariano seinen Sohn als Instrument zur Entzweiung von Irendor und Mantrash einsetzt. Angeblich war dies schon einmal in der Shumirfrage fast gelungen, bis Signor Horasio mit seinem Schreiben an den Sirensteen jenen von seiner Neutralität auf die Seite der Pertakiser trieb.

1) Als Archo-Defensoren vom Bund des Wahren Glaubens sind die Berîsac seit Jahrhunderten Vögte des Oberfels-Mantrash geheißenen Kirchenlandes der Illumnestraner. Da Ordenslehen und Signorie Mantrash in Verwaltungsunion geführt werden, hat sich für viele berîsacsche Hofämter das Suffix "beider Mantrash" etabliert. Wenngleich in der Cronmark durchaus gebräuchlich, wird die Bezeichnung der Berîsac als "Signores beider Mantrash" von ihnen selbst äußerst ungern vernommen.

Mark-R. Paffrath