Ein unerwartetes Ende Climet/Chababien. Der Climeter Grenzkonflikt zwischen der Domäne Eldoret und der Baronie Kabash (das BB berichtete in den letzten beiden Ausgaben), der leicht zu einem größeren Nebenschauplatz im Gefolge der Shumir-Krise hätte werden können, fand dieser Tage ein plötzliches und für viele Beobachter unerwartetes Ende. Ein willkommenes Ereignis für den investigativen Journalist. Bevor wir über die aktuellen Ereignisse berichten, eine Zusammenfassung des Vorhergegangenen: |
Die Entdeckung echsischer Katakomben unter dem Städtchen Thegûn und die damit in Zusammenhang stehenden Ereignisse hatten die nahegelegen Climeter zum Anlaß genommen, ihre Kopfsteuer fortan dem Eldoretischen Säckel zukommen zu lassen, wofür ihnen des Eldoreter Gransignors rechte Hand, der Secretario Eran Reo ter Sindarjan, 15 Justiciar-Söldner zum Schutze überließ. So wurde ein Jahrhunderte alter Streit neu entfacht: Nachdem nämlich der Seekönig von Cyclopea, Mironos von Rethis, in den Dunklen Zeiten das Ende des Despioner Despotats einläutete, indem er die Lande am Chabab eroberte und die Despoten derart schwächte, daß die von Norden kommenden Soldaten des Kaisers Usim II. gemeinsam mit den Truppen der Familie da Cassâdia (nach denen des Gransignors Residenz benannt ist) leichtes Spiel hatten, wurden die restlichen Lande in die Landherrschaften Eldoret und Thegûn aufgeteilt, die Seneb-Horas-Straße als Grenze ausgemacht. Dabei hatten die schlauen Kaiserlichen allerdings das kleine Örtchen Climet übersehen, das wie Thegûn und Trevia genau auf dieser Straße lag und nun wegen Fehlens im Vertrage keinem der beiden Lande angehörte. So entbrannte ein bis heute nicht ganz bereinigter Streit um das Dörfchen, das mal dem einen, mal dem anderen Lande einverleibt, nach der Unabhängigkeit endgültig dem Land des Wolfes zugeschlagen wurde. |
So wurde fluchs ein Datum festgesetzt, zufälligerweise (oder in voller Absicht?) der 1. Phex 2513 Horas, der Tag der Erneuerung, um sich an diesem Tage auf den Weiden vor dem Dorfe zum Kampf zu treffen. So geschah's. Auf der Dachterrasse des Climeter Schulzen saßen die hohen Herren zum Tee, während unten auf den Feldern die Truppen aufmarschierten: Lanzer und Mercenarios auf der einen, Cürassiere und Justiciar-Söldner auf der anderen Seite, flankiert von den schaulustigen Climetern. Don Ezzelino rieb sich die Hände, denn der Sieg war ihm sicher. Da erschien ein dritter Haufe auf dem Feld und gesellte sich zu den Eldoretern: Ein halbes Banner der berühmten Söldner "Stolz von Chetoba". Nun war der Eldoreter um seine Justiciar-Söldner stärker.
Nachdem man die Soldateska geschlagene drei Stunden warten ließ, weil die hohen Herren noch auf die neueste Ausgabe des Bosparanischen Blattes gewartet hatten, um zu sehen, ob nicht höhere Dinge anstanden, hob man nach ausführlicher Lektüre schließlich die Köpfe aus demselben, warf sich nach einem Kopfnicken eher nebenbei den Handschuh vor der Füße und gab mit einem Wink das Signal zum Angriff. Es kam zu einem wohlfeilen Hauen und Stechen, bei dem die Bauern, die ihre Ernte noch nicht eingefahren hatten, am meisten zu leiden hatten, den die Frucht ihrer Äcker war binnen wenigen Praiosblinzelns, nicht zuletzt wegen des einsetzenden Regens, zu Schlamm geworden. Die beiden Landherren ließen sich ein Regendach aufstellen und den Bosparanjer kommen, während auf den Feldern das Schlachtenglück mehr und mehr auf Seiten des Gransignors wogte. Als er dies sah, befahl er den Rückzug seiner Justiciar-Söldner, damit die Verhältnisse ausgewogen seien. Waren sich die beiden Dons vorher nicht unfreundlich, aber verhalten begegnet waren sie nun plötzlich ein Herz und eine Seele, plauderten, scherzten und lachten, daß sie manch mal sogar den Schlachtenlärm übertönten. Unser Informant will ein Pergament gesehen haben, das zwischen beiden hin- und herging, was auf Nachfrage heftigst dementiert wurde, jedenfalls, gerade als es so aussah, als würde die Schlagkraft der Chetober Söldlinge nun doch die Entscheidung herbeiführen, gaben die beiden Herren das Signal für die Waffenruhe. Die Truppen standen wie vom Praiosblitz getroffen, da ließen die Herren verkünden, man wolle das Blutvergießen beenden, erkläre ein nicht zu lösende Pattsituation, zahle sich eine gegenseitige Entschädigung für die Verluste, und beide Lande wollten fortan Frieden miteinander halten, das Dörfchen Climet aber möge sich nimmermehr gegen seinen Don erheben. Steffen Popp
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