Bosparanisches Blatt
Die Politik des Pfauen
von
Hesindio di Querek-Sindarjan

Neetha/Ehzm. Chababien. Zur Feier ihres Friedens mit dem Orden der hl. Ardare gab Donna Lutisana ay Oikaldiki am 4. Peraine, dem Thalionmeltag, eine Soirée zu Neetha.
Ein Altmeister der Salonmusik, Edorian Pallinaro, gab auf dem Spinett einige Kostproben seiner erlesenen Kunst. Für Staunen und Raunen sorgte, daß Donna Lutisana einen Trabantengardisten mit einem hölzernen Würfel in der Hand neben dem spielenden Spinettvirtuosen Aufstellung nehmen ließ. Der Mann durfte sich nicht rühren, bis das Stück zu Ende war (Sheniloer Hesindeblatt 17 S. 38f).

Selbst im Aventurischen Boten war ein Wettstreit der Maler um das beste Porträt des Pavonischen Paares ausgeschrieben worden. Nun flanierte die Festgesellschaft an der Reihe der Gemälde entlang, während die Künstler bange das Urteil der Marchesa erwarteten. Ihre Wahl fiel auf das Werk des Venantius Taranelli aus Silas. Glückstrahlend sah dieser sein Bild zum Gelungensten erklärt, verhieß ihm die Gunst der Donna doch keine geringere Ehrung als den Niederen Adelsstand. Daß der Erkorene ausgerechnet ein Draconiter ist, sorgte auf ein Neues für Neugier. Manche vermuten eine Geste im Großen Spiel: Die Hesindekirche als Stütze der Familie Firdayon wird gewöhnlich zu den Gegnern des Hauses Oikaldiki gezählt. Donna Lutisana aber sagte: "Ich liebe Kunst um ihrer selbst, ihrer inneren Schönheit willen, ars pro artem."
Über den Baron von Bethana soll sich die Marchesa folgendermaßen geäußert haben: "Wie drôlig, nein trollig, daß Ralhion an seine Baronie glaubt, wenn von Bethanien die Rede ist.1) Sucht er Oppositionelle gegen die Familie Firdayon? Da braucht er nur seine eigene Familie Aralzin hernehmen..."
Zu ihrem Kronvogts-Kandidaten für die Kronmark Khomwacht merkte sie an, dieser sei mitnichten ein Mittelreicher, sondern ein Bornländer von Geburt, aber ein Liebfelder der Tapferkeit und dem Edelmut nach gewesen, seit Jahren auf Burg Ravensgard in der Kronmark ansässig. Inzwischen wurde Jaakon von Turjeleff durch das Schwert der Schwerter zu einem der fünf Roten Räte der Kirche berufen. Sein Nachfolger als Abtmarschall des Ordens der Schwerter zu Gareth und Burgherr auf Ravensgard ist Clotho von Beraniaburg.
Zeichenhaft war die erstmalige Präsentation einer Zeremonialbalestrina der Familie Oikaldiki, die in Anlehnung an ihr Adlerwappen, den verlorenen Aarenstein, die Familienblume Adlerpflock und den Schlachtruf "Aquila", wohl aber auch an die kaiserliche Adlerbalestra, den Namen Adlerbalestrina erhielt.
Die anwesende Donna Viviona und andere Oikaldiken gaben sich kaum Mühe, Verstimmung über "Eldoreter Unfähigkeit" zu verbergen. Gemeint waren die verbündeten Ardariten in Eldoret, die nach der Besetzung des Dorfes Climet dem Firdayon-treuen Baron von Kabash unterlegen waren. "Da verhalten wir uns wohlwollend neutral, riskieren einiges beim Erzherzog, daß der unsere Untätigkeit bei diesem Raubzug nicht ahndet - und die schaffen es nicht mal, ihre Beute zu behalten."
Ist es wirklich die Politik des Pfauen, die hier vollzogen wird? Die Pavonische Parole ging stets "Aut Cedor Aut Nihil"2). Ein neuer Geist lenkt die Familie Oikaldiki, das zweite Haus des Goldenen Adlers. Seine Aquilanische Devise lautet AEIOU - "Aquila Erit In Orbe Ultima"3). Doch welcher Adler wird das sein?

Wir Donna Lutisana ay Oikaldiki, Marchesa zu Neetha, Comtessa zu Thegûn und Zyklopäa, Gransignora und Signora von Brelak, Maga extraordinaria, Persevantin Pavo, Erzherzögliche Consiliera
Don Cedor von Eskenderun, Trodinar von Chababien, Graf von Thegûn, Signor von Eskenderun, Kaiserlicher Gesandter zum Behüter des Raulschen Reiches, Erzherzöglicher Konnetabel

Es ist unser Wille
Seine Gnaden Venantius Berengarius Adelmus Taranelli, Magister des Immerwährenden Hortes der Hesindianischen Gaben und Magister des Heiligen Drachenordens zur Vertiefung allen Wissens unserer Göttlichen Herrin Hesinde, in den Stand des Adels zu erheben. Don Venantius di Taranelli führe den Titel eines Edlen zu Eskenderun. Als Wappen ist ihm ein Geviert in Rot und Gold und im ersten Feld eine goldene Schlange verliehen. Er halte die Farben des Hauses Oikaldiki in Treue.
Ita sit in nomine nostro.

Siegel der Donna Lutisana ay Oikaldiki, im eigenen und des Don Cedor von Eskenderun Namen.
Don Rhodeon ze Westherfolden, Truchseß zu Thegûn, bezeugt.
Gegeben am 4. Tag der Peraine in des stolzen Bosparan Falles Jahr 1021, was ist das 2513. Jahr des Horas. Geschehen in der Burg der heiligen Ardare zu Neetha.
AEIOU

Venantius di Taranelli spielt Christopher Wille, Rüllerstraße 5, 59387 Ascheberg.

1) Bethanien ist ein bisher wenig geläufiger, aber neuerdings zunehmend verwendeter Ausdruck für die Grafschaft Yaquiria, deren Hauptstadt Bethana ist. Man vermeidet so die Verwechslung mit dem gleichnamigen Königreich Yaquiria und zeigt auch, daß man sich vom Bethanier nicht den schönen Namen seiner Geburtsgegend nehmen läßt.
2) Bosparano: Entweder ein Cedor oder ein Nichts.
3) Bosparano: Zuletzt in der Welt wird ein Adler sein.

Michael Hasenöhrl