Bosparanisches Blatt
Grötzsches Allerlei

Sorgten die letzten Berichte in den Nordmärker Nachrichten und dem Bosparanischen Blatt unter den betroffenen Edlen für viel Aufregung, schien es als wolle die einberufene Kommission zur Klärung der Garlischgrötzschen Restitutionsansprüche sich weiterhin in Untätigkeit üben. Die paritätisch besetzte Kommission entschied sich jetzt jedoch für die Bestellung von Gutachtern, die ihr Vorschläge zur Lösung vorlegen sollten. Welche Personen zu Gutachtern ernannt wurden, wollte man nicht preisgeben.

Eine Karte der Region

Wir erfuhren jedoch von einem höchst geheim gehaltenen Treffen zwischen Baron Merwerd Stoia von Vinansamt, höchlich adliger Reichskammerrichter und Signor Tarin Salquirio von Salicum-Selzin, Comto Schatz-Canzler Yaquirias. Beide gelten als Kenner der Materie und als anerkannte Diplomaten mit hohem Sachverstand. Sie sollen sich auf Burg Grötz in einer kleinen Kammer zusammengesetzt haben, um alte Urkunden und verstaubte Dokumente auszuwerten. Beide sollen auch einen Vorschlag ausgearbeitet haben, der nun der Kommission zur Entscheidung vorgelegt werden soll.
Ausgehend von drei wichtigen Eckpunkten, Grötzenhall im Windhagschen, Burg Grötz im Fuchsgau und Burg Windhag in der Domäne Venga, ließen beide eine Landkarte anfertigen, die die Grafschaften Phecadien, Windhag und Grötz, sowie die Stadt Grangor im Zeitpunkt des Kusliker Friedens 2244 Horas zeigt. Demnach zog sich die Grafschaft Grötz von Grötzenhall auf der abgewandten Seite der Windhagberge den Großen Fluß entlang bis Burg Grötz und von da an bis ins nordmärkische Bollharschen. Die Grafschaft Windhag hingegen lag auf der dem Siebenwindigen Meer zugewandten Seite der Windhagberge und zog sich von Rondbirge bis fast zur Burg Windhag, die jedoch erst nach der Vereinigung der Grafschaften errichtet wurde. Zur Zeit der Eslamiden, als die Grötz und die Garlisch durch geschickte Heiratspolitik zu den mächtigsten Grafen des Westens wurden, galt Windhag als wertlos. Die Grafschaft Phecadien, die den Garlisch gehörte, galt trotz ihres geringeren Umfangs als fruchtbar und sehr wertvoll, zog sie sich doch von der Quelle des Phecadi bis hin nach Grangor. Die Stadt selbst wurde den Garlisch erst unter Rohal zum Lehen gegeben. Die Verbindung des liebfeldischen Hauses Garlisch mit dem nordmärkischen Haus Grötz zur Zeit der ersten Eslamiden, sorgte damals schon für große Aufregung, befürchtete der Kaiser doch zurecht eine zu große Machtansammlung in der Hand einer Familie. So kam es Eslam IV. gerade recht, das Leomar Garlischgrötz sich während des Unabhängigkeitskrieges auf Seiten der Rebellen stellte und er dem Grafen nach der Zusendung der Kisten voll verdorbenem Fisch, die Lehnsrechte entziehen konnte. Der alte Graf selbst, nun Herzog von Grangoria, verweigerte dem Kaiser eine Entschuldigung, hatte er ja aus seiner Sicht, ohnehin die besten Stücke des Kuchens behalten. Allein das Kaiserliche Phecadien in Almada hätte er gerne wiedergehabt. Doch sein Stolz ging ihm vor. Der Versuch späterer Generationen die verlorenen Grafschaften zurückzuerhalten schlug fehl, die Kaiser in Gareth ignorierten die Huldigungen, mit dem Hinweis, daß es nun längst zu spät sei, getanes Unrecht wieder gut zu machen. Bis heute. Und so ist es nicht ganz abwegig, daß die Ausarbeitungen Baron Merwerds und Comto Tarins bald Realität werden.
Bekanntgeworden sind die geheimen Beratungen im übrigen durch die Vergeßlichkeit des Comto Schatz-Canzlers, hatte er doch zahlreiche eigene Dokumente liegen lassen, dafür allerdings Schriftstücke des Barons mit ins Liebliche Feld genommen. Alleine die regen, zum Teil unglücklich verlaufenen Treffen der Boten beider Adligen, zwecks Rückgabe der Urkunden, machten einige Beobachter dieses Geschehens stutzig genug um weiter nachzuforschen.

Andree Hachmann, unter Mithilfe von Fiete Stegers