Bosparanisches Blatt
Traviagefällige Postille
Sonderbericht zu Ausgabe No. 8 Friedenskaiser-Yulag-Tempel, Rommilys im Tsamond 28 Hal

Provinzialsynode in Bethana
Liebfelder Traviakirche ergreift Iniative
von
Frater Subitus Toiber, OSB

Bethana. Die alljährliche Provinzialsynode der Liebfelder Traviakirche hat vorbildliche Zeichen gesetzt. Die mehrwöchtentliche Zusammenkunft hat neben der Behandlung altbekannter Organisations- und Verwaltungsfragen gleich mehrere Gesandtschaften auf den Weg geschickt, um dem Mittelreich in seiner großen Kriegsnot beizustehen.

Noch zu Beginn der Synode, die diesmal gegen Ende des Ingerimmondes in der altehrwürdigen Stadt Bethana abgehalten wurde, war die Zahl kritischer Stimmen bedenklich groß. Unfroh war man über die Ankündigung, daß mit Patronus Angilbert von Kumborn ein Mittelreicher und zudem ein Ordensmann den Vorsitz übernehmen sollte. Das geschah noch auf Weisung Herdfrieds von Rabenmund-Fuxfell. Den rommilysfernen Kreisen der Liebfelder Geweihtenschaft war dies ein Dorn im Auge. Man sollte sich nicht zu sehr in die Abhängigkeit des Hohen Vaters begeben, hieß es vielerorts. Auffallend war auch die starke Repräsentanz von Badilakanern, die gekommen waren, um ihren Patronus predigen zu hören.
Angilbert von Kumborn scheute sich denn auch nicht, mit gewaltigen Worten in seiner Eröffnungspredigt auf die Notstände im Mittelreich aufmerksam zu machen, die ungenügende Versorgungslage und das Flüchtlingsproblem anzusprechen. Der Appell an die Liebelder Geweihtenschaft sollte nicht ungehört verhallen.
Ein Stimmungswandel zeichnete sich ab. Mehrere der zahlreichen geladenen Gäste äußerten ihr Wohlwollen gegenüber dem Aufruf zur Unterstützung. Aus der einfachen Bevölkerung fanden sich hernach sogar einige bereit, infolge der Predigt um Aufnahme in das Noviziat zu ersuchen. Doch überzeugte Kritiker verstummten nicht.

Nach diesem Auftakt suchte die Synode in der ersten Woche zu ihrer gewohnten, ruhigen Verhandlungsweise zurückzufinden. Im Vordergrund standen Fragen und Probleme der Liebfelder Tempel. Die rückläufige Zahl der Gläubigen wurde lange und intensiv erörtert. Missionsstrategien wurden vorgeschlagen und verworfen. Am Ende war man einer Lösung genauso fern wie zu Beginn. Einig war man sich in dem Punkte, daß die Liebfelder Traviakirche mehr Profil zeigen müsse. Weniger Schwierigkeiten bereiteten die folgenden Tagesordnungspunkte. Ging es doch um solche Dinge wie den Neubau eines Novizenhauses beim Kusliker Tempel und die Armenspeisung in Grangor.
Erst die Wahl zweier neuer Hochgeweihter brachte wieder Emotionen zum Vorschein. Ohne daß es weiterer Anstöße bedurft hätte, kam man erneut zur Grundsatzfrage zurück, nämlich dem Verhältnis der Liebfelder Kirchenprovinz zum Friedenskaiser-Yulag-Tempel in Rommilys, dem Sitz des Hohen Vaters. Für beide Tempel standen zwei Kandidaten zur Wahl. Der eine gehörte jeweils der rommilysnahen, der andere der rommilysfernen Parteiung an. Die Wahl der Kandidaten würde einer Aussage über das zukünftige Verhältnis der Liebfelder Traviakirche zum Rommilyser Haupttempel gleichkommen.
Die Spannung stieg, als erhitzte Gemüter die unübersehbaren dynastischen Verbindungen zwischen dem Friedenskaiser-Yulag-Tempel und dem darpatischen Fürstenhaus zur Sprache brachten. Die Wahl des neuen Hohen Vaters Trautmann-Fjoldrijn von Falkenberg-Rabenmund vor wenigen Monden schien es zu bestätigen. Auch er entstammte dem Haus, aus dem bereits sein seliger Vorgänger, der im Boronmond verstorbene und von allen geliebte Herdfried von Rabenmund-Fuxfell, hervorgegangen war. (AB 73) Wiederum schlug die Stimmung um, diesmal zuungunsten der Rommilyser Erwartungen auf Liebfelder Unterstützung. Die Synode näherte sich ihrem Ende und eine Einigung der Kirchenprovinzen schien fern.

Einzig Travias Wirken ist es wohl zu verdanken, daß eine neue Gruppe auf den Plan trat. Einfache Brüder und Schwestern aus mehreren Liebfelder Tempeln verschafften sich mit ihrem Bekenntnis Gehör, daß nichtige weltliche Rangstreitigkeiten keine Gnade vor Travias gerechten Urteil finden könnten. Sie propagierten die Rückkehr zu den grundlegenden Geboten der Gastfreundschaft und Milde auch unter den Geweihten und forderten eine Beendigung des Streites. Sprecher dieser Gruppe war Bruder Tiberius aus dem Tempel zu Arivor, dem Patronus Angilbert zu passender Zeit Gehör in Bethana verschaffte. Unter Hinweis auf den bestehenden Friedensvertrag zwischen Gareth und Vinsalt ließ Bruder Tiberius keinen Zweifel daran, daß unter den einfachen Geweihten der Liebfelder Traviakirche der Wunsch bestehe, dem Mittelreich tatkräftige Hilfe zu leisten, wo immer die Kräfte und Kenntnisse frommer Männer und Frauen der Travia erforderlich seien.
Diesem schlichten Prediger gelang, was den versierten Würdenträgern der Traviakirche versagt blieb: Bruder Tiberius konnte auf öffentlichen Plätzen die Gläubigen zu solchen Begeisterungsstürmen mit seinen Worten hinreißen, daß den Tempelvorstehern schlußendlich keine Wahl blieb. Der Entscheidung des Kirchenvolkes konnten sie sich nicht entgegenstellen. Die Traviakirche beschloß beinah einmütig, zahlreiche Geweihte auszusenden, um gemäß den traviafrommen Geboten im Mittelreich allüberall Hilfe und Unterstützung zu gewähren, Vertriebene zu betreuen und Erkrankte zu pflegen.
Unter den Gesandtschaften sind besonders zwei hervorzuheben. Bruder Tiberius selbst wurde beauftragt, dem Hohen Vater Trautmann-Fjoldrijn von Falkenberg-Rabenmund Grüße und Geschenke aus der Liebfelder Kirchenprovinz zu überbringen. Es ist abzusehen, daß diesem Mann noch eine große Karriere offenstehen wird. Des weiteren wird eine zweite Gesandtschaft Kontakt mit den größten Flüchtlingshospizen aufnehmen, sich über deren Zustände informieren und sodann geeignete Wege und Mittel ersinnen, um ihnen durch Entsendung von Liebfelder Geweihten, Decken, Werkzeugen und Nahrungsmitteln aus ihren Engpässen zu helfen.
Die Wahl der neuen Tempelvorsteher fiel am Ende in beiden Fällen zugunsten der rommilysfreundlichen Partei aus. Die Zeichen in der Traviakirche weisen auf Einigkeit hin.

Sascha Käuper