Bosparanisches Blatt
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Infame Lüge im Boten

Irendor/Yaquirbruch. Signore Erlan Sirensteen von Irendor gibt bekannt, daß die Informationen im Aventurischen Boten 75 ob einer Belehnung mit der Grafschaft Südpforte vollkommen falsch seien. Außerdem stehe er natürlich nicht in Kontakt mit dem Subjekt welches als "Schwarzer Rakolus" bekannt ist. Er kennt diese Person nicht einmal (abgesehen von den Berichten in diversen Blättern) und hat mit ihr noch nie in Kontakt gestanden. Außerdem wird sowohl Binya Grabensalb als auch der Redaktion des Aventurischen Boten angeraten in Zukunft sorgfältiger mit der Wahrheit umzugehen und bevor man solch derartige frevelhafte Elaborate abdruckt doch gefälligst überprüfen soll, ob denn die Tatsachen auch stimmen - oder man setzt anscheinend mehr auf Sensationen (man bedenke schließlich, daß der Artikel als erster auf der Titelseite erwähnt wird!) als auf die praiosgefällige Wahrheit! Der Aventurische Bote nähert sich damit - gewollt oder ungewollt - dem lästerlichen Niveau vergangener Ausgaben wie z.B. dem berüchtigten Boten 62, der in seiner Infamie und Desinformation kaum noch zu überbieten ist.
Sollte Binya Grabensalb sich nicht für diesen schrecklichen Fehler entschuldigen und gar weiterhin solche Äußerungen verkünden, so ist es an ihr den Ort, Zeitpunkt und die Art der Waffen auszuwählen - wobei natürlich nur ein Ort im Königreich Yaquiria gewählt werden kann, da hier das rondragefällige Duell erlaubt ist.


Jens Matheuszik

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Ulim Marciero zieht ins Feld
von Ludovik Alcasan

Erzherrschaft Arivor/Domäne Clameth. Der Gransignore von Clameth, Ulim Marciero von Selzin und Harderin, weilt nicht mehr unter uns. Möge der geneigte Leser nicht verwirrt sein, oder sich gar zu einer Handlung und Fürsprache hingerissen fühlen, die ihm jäh ein Ende bereiten würde - doch es ist wahr. Am dritten Tage des Phexmondes 2513 Jahre nach des Heiligen Herrn Horas Erscheinen, schlich sich der Gransignore mit seiner Angetrauten, der neuen Abt-Mareschallin der Thalioniten, Demeya del'Pianzano v. Selzin u. Harderin, aus Harderin davon. Vermeiden wollen wir, daß das Gerücht aufkommen möge er sei geflohen - der verzwickten Lage um Shumir willen, oder seines nicht schlüssigen Standpunktes wegen - doch waren in seinem Gefolge gut an die 200 waffenfähige Mannen und Frauen, die wohl nicht von der Flucht eines "Geschlagenen" zeugen würden. Wie wir aus recht sicherer Quelle erfuhren - doch was ist in unseren Zeiten schon sicher - folgte der Gransignore dem Heerbann seiner Großcousine, Ihrer Hoheit - der Herzogin von Weiden. Und wieder schickt sich ein Liebfelder an, gemeinsam mit seinen mittelreichischen Brüdern und Schwestern, in Tobrien und allerorts gegen die dunklen Heerscharen des dreizehnten Erzdämonen zu kämpfen. Der Gransignore soll dabei erwähnt haben, "daß er sich nicht mehr dem Unheil und der Verantwortung jedes einzelnen entziehen könne, und der Göttin dafür danke - das sie ihm die Augen öffnete." Man kann wohl ganz patriotisch und landesstolz behaupten, wenn der "Dunkle" im Horasreich gelandet wäre, würden wir uns jetzt nicht mit solchen Problemen und Gedanken herumschlagen müssen. Ziel dieses Unternehmens soll es sein, die Truppen des Finsteren zu schlagen, sowie nach der Schlacht - mögen die Götter ihnen wohlgesonnen sein - alle horasischen Adeligen und Streiter zu vereinen, um sie gemeinsam in die Heimat zu führen. Sollen unsere Gebete und Hoffnungen sie begleiten.
Zum Vertreter des Gransignore, als Sprecher und Vermittler aller Signore Clameths, soll der Signore von Tolmanayo, Barbio d'Ilumnesto v. Tolmanayo, gewählt und bestimmt worden sein. Seine mögliche zwielichtige Haltung zum Staat und seine recht eindeutige Haltung dem Gransignore gegenüber - sollte ja noch jedem bekannt sein, der diesen Signore näher kennenlernen durfte. Zur Vertreterin in Harderin, ernannte der Gransignore, seine Cousine Karinja von Rodensen-Mersingen m.H. - eine ehemalige Reichsobristin des Mittelreichs, die ihren Blutzoll schon in Eslamsbrück und auf den Vallusischen Feldern leistete. Über die Tragweite seiner herausfordernden Ernennung wollen wir berichten, wenn uns seine Hochgeboren selbst - Rede und Antwort dazu stehen kann.

Lauter Verwirrungen und Irrungen, wie sie nicht anders aus Clameth zu erwarten waren. Wollen wir uns Überraschen lassen, was die nächste merkwürdige Aktion des Ulim Marciero v. Selzin u. Harderin sein wird...


Kim Hartwig

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Bauernaufruhr in Donocampé

Aldyra/Arivor. Eine Schar rebellischer Bauern zieht plündernd durch die Signorie im Herzen Arivors. Das Gut Bellamot liegt in Schutt und Asche und Esquirio Amaldo A. di Verdicco, verantwortlicher Geldeintreiber der Signorie, hat seinen Sitz in Trajecino in phexgefälliger Manier verlassen. Signor Lorion Vistelli verharrt abwartend auf Burg Quellstein.

Wieder einmal lodern Flammen auf, in der von aufständischen Bauern gebeutelten Region, das Volk befindet sich in Aufruhr. Ausgangspunkt der Unruhen ist das Gut Bellamot, im Nordwesten der Signorie. Von hier aus verwaltet Esquirio Rondradan Vistelli, ein weitläufiger Vetter des Signors, einen Teil des herrschaftlichen Saallands. Die Bauern, die unter enormen Abgaben ihr karges Leben fristen, hatten wiederholt Pachtland zu gerechten Preisen gefordert (der Signor verlangt einen Grundzins von 500 Silbertalern per annum!), der Esquirio hat ihnen jedoch auf Geheiß des Signors, kein Gehör geschenkt.
Als sich am Morgen des 16. PER ein Bauernsohn dagegen wehrte, unter den gegebenen Umständen auf den Feldern des Signors seinen Frondienst abzuleisten, kam es zu einem folgenschweren Vorfall: ein Feldaufseher bestrafte den jungen Aufmüpfigen mit zehn Stockhieben, woraufhin eine Meute Bauern den Aufseher packte und am nächsten Baum, der alten Henkerslinde, aufknüpfte.
Alsbald verbreitete sich die Kunde von dieser schändlichen Bluttat und mehr und mehr Bauern schlossen sich der Meute an. Nur wenige Stunden später sammelte sich ein buntes Heer vor den Mauern Bellamots und im Morgengrauen des nächsten Tages, wagte Esquirio Rondradan die Flucht, um seinen Lehnsherren auf Burg Quellstein zu warnen. Der Großteil der Aufrührer marschierte sodann gegen Trajecino, einem kleinen Marktflecken, gelegen an der Straße von Aldyra nach Arivor.
In der Nacht zum 18. Des Mondes der PERaine ging das Gut Bellamot samt Unmengen an Kornvorräten in Flammen auf. Viele Bauern wüteten in Trajecino, wo sie die Katen und Häuser der ansässigen Händler und Pachtbauern teilweise schwer beschädigten. Laut grölend vertrieben sie Esquirio Amaldo A. di Verdiceo und seine Beamten (der Verbleib des Wohlgeboren ist bis heute unbekannt).
Als der Signor am Abend die schreckliche Nachricht erhielt, versetzte er seine Soldaten sofort in Alarmbereitschaft, ordnete sogar an jeden Störenfried festzunehmen und einzukerkern.
Gegen Mittag des 20. PER, es war ein sehr heißer Tag, zogen die erhitzten Gemüter vor Travena auf und Signor Lorion Vistelli mochte seinen Augen nicht trauen, da die Größe des wütenden Bauernmobs seine Vorstellungen bei weitem übertraf: Ungefähr 200 an der Zahl, di meisten mit Dreschflegeln, Heugabeln und Knüppeln bewaffnet.
Als der Baumeister der Burg Quellstein, die sich noch teilweise im Bau befindet, an den Signor herantrat und die Nachricht überbrachte, die Arbeiter wollten sich den Bauern anschließen, da sie genau wie sie Fronbauern seien, die zu dieser mühseligen Arbeit herangezogen würden, ließ Lorion Vistelli alle Truppen in die Burg einrücken. "Wir lassen uns zu nichts hinreißen. Und wir bleiben hart!" sagte der Signor seinen Männern und gab zu verstehen, daß er auf die Forderungen, die stundenlang vom Fuß des Burgberges her zu hören waren, nicht eingehen werde.
Am 22. PER wurden endgültig alle Arbeiten eingestellt und die Bauern hatten provisorisch Stellung am Fuß des Berges bezogen und um das Dorf herum.
Allem Anschein nach befindet sich die Burg im Belagerungszustand, die Zahl der bewaffneten Bauern hat sich auf fast 400 verdoppelt. Der Signor sieht sich zur Zeit noch nicht gewillt zu handeln, aber er wird seine Rechte durchsetzten, und so die Zwölfe wollen, mit Gewalt.


Daniel Drechsler

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Aus den Logen
von Kedio di Yaladan

Methumis. Kürzlich fand in Methumis eine große Versammlung der Gemeinschaft der Freunde des Aves statt, einer der wichtigsten Großlogen Aventuriens. Obwohl die Großloge ihren Hauptsitz eigentlich in Vinsalt hat, hatte man diesen Konvent in das Logenhaus von Methumis einberufen. Angeblich war die derzeitige Besetzung der Vorstandsämter der Grund hierfür, kommen doch drei der fünf aktuellen Vorstandsmitglieder aus dem Herzogtum. Wie schon so oft in der Vergangenheit war kaum etwas über Gründe, Ablauf und Ergebnisse der Logenversammlung zu erfahren, sind den Logen doch ihre Interna sehr ernst. Klar ist vor allem, daß dies eine Hauptversammlung gewesen ist, bei der sehr wichtige Beschlüsse für die Gesamtloge gefaßt wurden. Gransignor Ascanio Numapato von Malur derzeit Zweiter Vorsitzender der Aves-Loge, soll sogar von einem zukunftsweisenden Konvent gesprochen haben. Nach dem Konvent sprach ich für das Bosparanische Blatt mit dem Scriptor der Großloge Signore Drago Ariando Torrem von Torremund.
"Ew. Wohlgeboren, vielen Dank, daß Ihr mir zu diesem Interview zu Verfügung steht."
"Lieber Kedio di Yaladan, Ihr seid jederzeit willkommen." Ein Page brachte uns zwei Gläser schweren Rotwein. Nach einem Schluck begann ich meine Befragung.
"Die Gemeinschaft der Freunde des Aves hielt im Logenhaus von Methumis eine offenbar sehr wichtigen Konvent ab. Ew. Wohlgeboren sind Scriptor der Großloge und könnten vielleicht die Spekulationen etwas lichten."
"Ihr werdet sicher verstehen, daß keine Interna preisgegeben werden dürfen."
"Selbstverständlich. Aber vielleicht können die Leser erfahren worum es eigentlich ging?"
"Nun ja, Kedio, auf einer Hauptversammlung werden alle wichtigen Dinge besprochen, die zu besprechen sind. Natürlich sind Neuaufnahmen ein Thema, neue Bewerber werden vorgestellt."
"Dürfen wir Namen erfahren?"
"Wo denkt Ihr hin? Kein Bewerbername wird vor einer Aufnahme veröffentlicht." Der Signor schüttelte den Kopf. "Zumindest kann bestätigt werden, daß bekannte Namen darunter sind. Das ist nunmehr sowieso bekannt. Ferner wurden einige Beschlüsse gefaßt und die organisatorischen Notwendigkeiten für die nähere Zukunft besprochen. Ein sehr zentraler Punkt eines jeden Konvents der Loge sind auch die Kurzauswertungen der neuesten Reiseberichte und Karten unseres kleinen Kontinents. Besonderes Augenmerk liegt im Moment auf dem Osten Aventuriens."
"Wieso das?"
"Weil diese Gegend nach dem Überfall des verfluchten Dämonenmeisters vermutlich niemals wieder so sein wird wie bisher. Die Gemeinschaft der Freunde des Aves will die bislang gültigen Karten und Landbeschreibungen der Nachwelt erhalten, bevor sie in Vergessenheit geraten."
"Dann war dies also der Grund für die Wichtigkeit des Konventes?"
"Nein, die Beschlüsse waren sehr wichtig. Aber habt bitte Verständnis dafür, daß ich nichts weiter dazu sagen kann. Außerdem wartet nun meine Kutsche." Der Signor erhob sich.
"Vielen Dank für dieses aufschlußreiche Gespräch und gute Reise!"


Karsten Ockerfels

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Ein Trahelier macht Furore
Von Leomar von Lug.

Neetha/Ehzm. Chababien. Was ist Enrisco da Vancha? Ein Hochadliger oder Hochstapler? Diese Frage beschäftigt die Hofchronisten des Wilden Südens.
Der Trahelier weilt dieser Tage auf Besuch in der chababischen Kapitale. Aus Jugendtagen soll er mit Don Cedor von Eskenderun bekannt und befreundet sein. Man erinnert sich in diesem Zusammenhang, wie dunkel und verworren alle Geschichten über die Abkunft des Grafen klingen. Nun hat sich, in Abwesenheit des Gemahls, zwischen Donna Lutisana ay Oikaldiki und Don Enrisco eine Romanze entsponnen - durch Briefe allein, denn von Angesicht haben sich beide nie gesehen, wenn sich auch unter den zahlreichen ausgetauschten Geschenken ein Porträt des einen wie eine Miniatur der anderen befanden.
Doch Don Enrisco ist es um mehr zu tun, als die Marchesa zu treffen: Er hält um die Hand von Ulinai d'Oikaldiki-Corden-Balligur an, der gerade einmal fünf Jahre alten Tochter des Signore von Nuvolo. Wie es in dem Verlobungsvertrag heißt, soll das Heiratsversprechen am sechzehnten Geburtstag der Signorina eingelöst werden. Auf Seiten der Familie Oikaldiki steht federführend für dieses Arrangement Donna Viviona ay Oikaldiki, Signora von Honâk und bis vor kurzem Rûl.
Denn Don Enrisco hat sich allein um schnödes Gold auch in den chababischen Adel eingekauft: Um eine beträchtliche Summe veräußerte Donna Viviona ihre sämtlichen Rechte an und in der Signorie Rûl an den offenbar schwerreichen Trahelier. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch der Baron von Kabash einem Übergang des Signorstitels selbst seine Zustimmung erteilt.
Böse Zungen behaupten, Donna Viviona sah es durchaus nicht als störend an, mit dem gutaussehenden Südländer zu Bett über beide Kontrakte zu verhandeln: die Heirat ihrer Enkelin Ulinai und den Verkauf ihres mütterlichen Erbes Rûl. Nur ihre Anteile an der Chababischen Compagnie zu Chetoba ließ sich die Signora nicht entlocken.
Don Enrisco sah sich auch nach einer chababischen Residenz um und legte entsprechende Abgebote. Von ihren vier Palästen wollte sich Marchesa Lutisana natürlich nicht trennen: Burg Eskenderun ist ihr Wohnsitz, St. Thalionmel bei Brelak das Geburtshaus der Heiligen, der Anteil an Schloß Banêsh in Thegûn wichtig zur Repräsentation, der Despotenpalast in Despiona mit Jugenderinnerungen verbunden und die künftige Mitgift ihrer Tochter Caliane. So schlug der präsumptive Signor von Rûl in einem zuletzt leerstehenden Palazzo zu Neetha sein Quartier auf.
Mißtrauen löst indes das Angebot des Traheliers aus, weitere Güter zu erwerben oder in großem Stil Kredite zu vergeben: Woher kommt das Gold? Steht hinter dem Fremden die Schwarze Allianz? Wie ein Gerücht besagt, hat das Directorium für besondere Angelegenheiten den kaiserlichen Gesandten in Trahelien um Aufklärung gebeten. Doch Seine Exzellenz Adilron ay Oikaldiki ist seit erwähnter Verlobung nicht nur ein naher Verwandter Don Enriscos, sondern hat, demselben Gerücht zufolge, die Verhandlungen mit Donna Viviona überhaupt erst vermittelt...


Michael Hasenöhrl

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Orden der Thalionmel aufgelöst
Von Hesindio di Querek-Sindarjan.

St. Lutisana/Dom. Clameth. Orden kommt von Bosparano ordo für Ordnung. Der Orden der Thalionmel aber bewirkte Unwillen, Unruhe und Unordnung.
Am 5. Rahja 2508 Horas durch das Pavonische Paar begründet, sollte die neue Gemeinschaft im Zeichen der chababischen Volksheiligen die Edlen des Wilden Südens ehren, einen und um die Familie Oikaldiki scharen. In Wirklichkeit wurde sie ein Bund von Kriegern und Söldnern, der keine Anziehung auf die alten Familien der Provinz ausübte. Name und Anspruch verstimmten bloß den Orden der hl. Ardare, der auch die Tradition der hl. Thalionmel wahrnimmt.
Über Raufereien zwischen Thalionmelitern und Ardariten (BB 14, S. 47f) und lauthalse Forderungen nach "Rückgabe" des heiligen Schwertes Ay Halam al Rhondrachai (BB 7, S. 68) mochte man hinwegsehen, doch auch dem Gransignor von Eldoret und Kapitan-Komtur der hl. Ardare Ricardo ash Manek war es stets ein Dorn im Auge, daß der Orden der Thalionmel die Signorie Tovenkis verwaltete. Und zuletzt trat gar ein weiterer Orden der geheiligten Thalionmel auf (BB 12einhalb S. 60f), dem die Verlobte des Gransignors von Clameth vorstand: Dieser aber war ein Verbündeter, den die Familie Oikaldiki für sich einzunehmen gedachte. Auf dem winterlichen Kronkonvent begannen vertrauliche Verhandlungen, auf der Hochzeit des Gransignore war es soweit:
Am 27. Tsa 2513 Horas löste sich der Orden der Thalionmel auf. Im Rahmen eines Rondradienstes auf Schloß St. Lutisana in der Domäne Clameth verkündete Principal-Cavalliera Tallith ya Balash den "freiwilligen" Beschluß des Ordensconsistoriums. Ein Teil der Cavallieri trat den Thalioniten bei. Marschall-Komtur Nepolemo ya Torese gab deren Belehnung mit der heimgefallenen Signorie Tovenkis bekannt. Denn die Domäne Eldoret ist ja ein Lehen des Ordens der hl. Ardare.
Ihren Abschied aus den pavonischen Diensten nahm damit Tallith ya Balash. Zur Kriegerin ausgebildet wurde die älteste Tochter des chababischen Signors Nadon ya Balash in der Hohen Schule zu Neetha. Eine ihrer Mitschülerinnen war Erlgard von Irendor, Nichte des Staatsmarschalls, heute Gemahlin des Prinzen Ralman Firdayon. Von 2500 bis 2502 Horas war Donna Tallith Corporalya in der Chababischen Kavallerie, 2502 bis 2507 Ensigna in der Pavonischen Trabantengarde, 2507 bis 2512 Capitaña dieser Leibgarde, dann ein Jahr Principal-Cavalliera des Ordens der Thalionmel. Namentlich als Nachfolgerin des ersten Principal-Cavallieros Edorian ya Timerlan, der wiederum ihr Nachfolger als Profos der Trabantengarde wurde.
Wegen dessen Auflösung tritt Donna Tallith nun in die königliche Kronlegion ein und wird Kapitanya der 1. Schwadron Kürassiere der Chababischen Kavallerie in Tashbar, korrekt I. Erzherzöglich Chababier Garderegiment "Graf Thursis" genannt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die junge Signorina in einigen Jahren dem alten Kolonello Signor Halman von Ravendâl nachfolgen könnte.
Den größten Nutzen aus der Auflösung ihres eigenen Ordens zieht erstaunlicherweise die Familie Oikaldiki: Das Hindernis einer Verständigung mit den Ardariten ist beseitigt, Rondrakirche und Oikaldiken Verbündete, die antikaiserliche Opposition formiert sich.


Michael Hasenöhrl

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Die Renascentia der Antike

Despiona/Gft. Thegûn. Seltsame Dinge gehen in der Landstadt Despiona an der Kababischen Küste vor sich. Arbeiter mit Spaten und Krampen graben die Erde auf. Reste und Relikte aus grauer Vorzeit treten zutage. Spuren verfallener Bauten, oft nur noch Grundmauern, Säulenstümpfe, die Teile und Trümmer von Statuen, Reliefpfeilern, Plastiken, die Scherben alter Töpfe, rostige Eisenteile, grünspanige Kupfermünzen, vielleicht einige angelaufene Silbermünzen.
Doch hier geht es nicht um Gold und Silber, also Schätze im üblichen Sinn. Auf Anregung ihres Galans Enrisco da Vancha läßt Donna Lutisana ay Oikaldiki Ausgrabungen vornehmen. "Kunst und Kultur des Alten Reiches, der edle Geist einer vergangenen Epoche, das ist es, was wir suchen. Ausdruck und Anmut der Antike, der Ära vor dem Fall von Bosparan. Wir suchen nach den Zeugen der Vergangenheit, um ihre Schönheit in der Gegenwart wiedererstehen zu lassen. Das ist Neugeburt, das ist Renascentia."
Schon haben die Arbeiter Torsi marmorner Bildwerke zutage gefördert, den Rumpf einer Statue, einen Arm, einen Kopf. In der Erde verschüttete Skulpturen, um die sich in Jahrhunderten niemand gekümmert hat, erblicken zum ersten Male wieder das Licht der Sonne. Verwitterte Bruchstücke gelten als Kostbarkeiten und werden teurer gehandelt als zeitgenössische Schöpfungen.
Heute werden wieder Bronzen gegossen, wie es sie zukletzt vor tausend Jahren gab. Tempel und Klöster durchforschen ihre Bibliotheken nach gestern noch unbeachteten Schriften aus der Epoche vor dem dunklen Mittel-Alter. Bosparanische Literatur, ob Verse, ob Prosa, steht wieder hoch im Kurs. Manche Schöngeister verfassen Gedichte und Aphorismen in der verloren geglaubten, wiederentdeckten Manier. Die Maximen alter Philosophen werden allerorten zitiert, man denke allein an das bekannte "Homo homini monstrum".
Wir Menschen des Lieblichen Feldes erinnern uns, daß unsere Vorfahren es waren, die dem Kontinent Kultur und Zivilisation brachten, daß wir ihre Erben, das Wiedererstandene Reich des Horas sind - das Imperium Renascentum Horasi.


Michael Hasenöhrl

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Die Götter wollen es!
Proclamatio

des
Trodinars von Chababien
an alle Menschen guten Willens

In Wehrheim, dem Heerlager des Neuen Reiches, geben wir diese Worte:

Bedrängt wird die Welt vom Bethanier, dem Feind des Lieblichen Feldes, Borbarad, gefallenem Enkel der Götter.

Er, der den Namen Bethana besudelt, Er, der die Pflücker von Kabash in den Tod gelockt, Er, der die Kinder von Ruthor geraubt, Er, der den Roten Tod gesandt, Er, Diener und Dienstherr der Dämonen, Er, der die Siebenstrahlige Krone trägt, Er, der die Weltherrschaft fordert, Er, der euch versklaven will -

Er, der fallen muß durch unsere Hand! Durch unser Volk! Durch euch!

Ihr seid die Gläubigen der Götter, ihr seid das edelste Volk auf Deren, ihr seid die letzte Hoffnung vor dem Anbruch der ewigen Nacht. Ihr nehmt nicht hin, daß die Tempel Tobriens geschleift, die Geweihten der Götter geschändet, die Felder verwüstet, die Städte in Schutt und Asche gelegt sind. Ihr laßt nicht zu, daß der vielfache Frevel das Liebliche Feld überzieht.

Denn euch, ihr Kinder der Götter, gilt der Befehl des Schwertes der Schwerter:
"Sammelt ein Heer, wie es Aventurien noch keines gesehen hat, und führt es nach Tobrien!"

In dieser Stunde der Entscheidung kenne ich kein Gareth und kein Bosparan mehr. In dieser Stunde kenne ich nur Menschen. Menschen aus Chababien und Grangorien, aus Methumien und den Marken, aus Arivorien und Bethanien: Steht auf gegen den Bethanier!

Sammelt euch in Gruppen, übt euch im Gebrauch der Waffen,
und wenn der Winter bricht und der Frühling erblüht,
laßt Sumu unter eurem vereinten Marschtritt zittern.

Zieht gemeinsam den Yaquir hinan, nach Gareth, nach Wehrheim,
denn hier, vor den Toren nach Tobrien, entscheidet sich das Los Aventuriens.

Meldet euch zum Zug der Edlen, die seit Jahr und Tag im Krieg für euch stehen.

Ihr meint, dafür haben eure Mütter euch nicht geboren? Ich sage euch: Eure Mütter werden den Tag verfluchen, da ihr aus ihrem Schoß gekommen seid, wenn ihr nicht mit uns kämpft. Ihr meint, was schert die Gemeinen der Zug der Edlen? Ich sage euch: Edel seid ihr, die ihr Mut und Herz habt, an unsere Seite zu eilen.

Der Kinderräuber von Ruthor hat gesagt: "Macht euch bereit für die kommende Zeit! Macht euch bereit für den Tag, da ihr euch entscheiden müßt, zu welchen ihr euch zählen wollt: zu den Gerechten oder zu denen, die überleben."
Ich aber sage euch: Macht euch bereit für die kommende Zeit! Macht euch bereit für den Tag, da ihr entscheidet, zu welchen ihr euch zählt: zu denen, die zögern und sterben, oder zu denen, die kämpfen und überleben. Es ist der Tag, es gilt. Mit euch steht und fällt das Schicksal der Welt.

Ita sit in nomine nostro
Cedor von Eskenderun

Michael Hasenöhrl

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