Seewind
Journal der Horaskaiserlichen Kriegsflotte, der Freien Stadt Grangor und der Lande ober- und unterhalb des Phecanowaldes
Grafenkür zu Bomed
von
Gareno Sal della Tassino

Zwei Jahre nach dem Tode der alten Gräfin Iridanië Hela Vistelli zu Bomed scheint sich das Gerangel um den verwaisten Grafenstuhl nun gelegt zu haben. Die Ernennung eines neuen Grafen steht kurz bevor.
Altbomed/Gft. Bomed. In der altehrwürdigen Grafenstadt Altbomed herrscht seit einigen Monden eine ganz besondere Aufregung, steht doch noch immer nicht fest, wer die Nachfolge der bereits im Jahre 2412 Horas verstorbenen Gräfin antreten wird. Grund für diese langwierige Prozedur ist einmal das komplizierte Testament im Nachlaß der Gräfin und zum anderen das Ende der herrschenden Dynastie Vistelli. Einstens durch König Khadan nach dem Unabhängigkeitskrieg von Signores aus Aldyra auf den Grafenstuhl von Bomed gehoben, starb die Familie nach nur 270 Jahren aus. So fiel die Grafschaft an Herzogtum und Krone anheim. Doch das komplizierte Adels- und Lehnssystem des Yaquirischen Königreiches verhinderte eine schnelle Neubelehnung.
So galt es einmal das Testament der letzten Gräfin zu vollstrecken und zudem einen Nachfolger zu finden der sowohl Herzog Cusimo, als auch Kaiserin Amene-Horas genehm war. Testamentsvollstrecker wurde der bürgerliche Arralin Aldubhor zu Estoria, den die Gräfin zudem als ihren Nachfolger bestimmt hatte. Eine für Herzog und Kaiserin völlig unannehmbare Wahl, entstammte der Prätendent doch nur einer Kaufmannsfamilie aus der Region.
Herzog Cusimo behielt den alten Erbkämmerer Selinan ya Tarcallo als Regenten bei und die Kaiserin bestimmte ihren Cron-Vogt zu Schradok Gorfar, Sohn des Gurobead als Wahrnehmer der königlichen Grafengewalt.
Die Nachfolgefrage war ungeklärter denn je. So konnte es niemanden verwundern, daß sich innert kürzester Zeit die Mächtigen des Reiches auf die Grafschaft besonnen und alte Ansprüche für ihre Familien geltend machten. Als eine der ersten schickte die damalige Fürstin von Kuslik, Kusmina Galahan ihren Vetter Heridan Kusimo von Galahan-Hussbek gen Grangor und Vinsalt, alte Rechte auf Bomed einzufordern. So gerne die Kaiserin diese Ansprüche mit der Fürstin gleich mit beseitigt hätte, überdauerte die Prätendentschaft des Prinzen Heridan Kusimo den Blutkonvent zu Arivor. Und nicht nur das, denn nach der Verbannung des Prinzen Romin, ist Prinz Heridan der nächste Verwandte der Fürstin Kusmina und konnte so die Reste des gedemütigten Hauses Galahan hinter sich scharen.
Doch auch die bereits verstorbene Gräfin von Bethana, Udora Aralzin, fand in ihrer Familie eine geeignete Prätendentin. Comtessa Findualia von Bethana und Yaquiria-Illstan kann ihre Ahnenreihe und Erbrechte gar bis in bosparanische Tage zurückverfolgen und so ein gewichtiges Pfund in die Waagschale werfen.
Daneben macht sich der durch die Gräfin bestimmte Kaufmannssohn Arralin Aldubhor fast chancenlos aus. Dennoch sprechen für den Berater der Gräfin und Erzschenk der Grafschaft der Reichtum seiner Familie, das Testament und neuerdings auch die Unterstützung des Regenten von Tikalen, Comto Rimaldo di Scapanunzio.
Dieser wiederum ist ein erbitterter Gegner des Barons von Veliris, der seine eigenen Recht auf die Grafschaft zugunsten seines Engagements in Shumir an die Gräfin Hesindiane Aralzin verkauft hat, wie es heißt.
Darüber hinaus haben sich auch noch zwei Verwandte der verstorbenen Gräfin gemeldet, Comto Gwydeon von Garlischgrötz-Veliris, ein Gefolgsmann des Herzogs und Torinia Vistelli, eine junge Frau, die behauptet Nichte der Gräfin zu sein. Bislang konnte dieser dreisten Behauptung noch nichts entgegengehalten werden, dennoch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis man diese Frau als Schwindlerin entlarvt. So ein Vorgang ist in der Geschichte des Lieblichen Feldes nicht unbekannt, erinnern wir uns nur an den "Ehernen Landtag", auf dem ebenfalls jemand auftrat, der behauptete der alte Baron von Veliris zu sein. Damals konnte der ebenfalls verstorbene Baron von Tikalen den Hochstapler allerdings enttarnen.
Diese illustre Schar unterschiedlicher Anwärter auf den Grafenstuhl buhlt nun schon seit über 12 Monden um die Gunst des Herzogs und der Kaiserin, wobei die Vorlieben doch eindeutig verteilt sind. Prinz Heridan wird beispielsweise vom Herzog ebenso präferiert, wie sein naher Verwandter Gwydeon Garlischgrötz-Veliris, die beide von der Kaiserin entscheiden abgelehnt werden. Der Krone wiederum scheint bislang die beiden Außenseiter Arralin Aldubhor und Torinia Vistelli zu bevorzugen, die wiederum von Herzog Cusimo entscheiden abgelehnt werden. Dafür sind sie sich einig, daß die Familie Bethana nichts in der Grafschaft Bomed zu suchen hat.
So kommt es, daß in jüngsten Tagen immer häufiger der Name der Marchese Alvene von Oberfels-Phecadien als mögliche Gräfin genannt wird. Die Marchesa verfügt über die nötige adlige Abstammung und wird sowohl von Herzog Cusimo geschätzt, der die Marchesa aus Farsider Tagen und dem Oberfelser Kongreß kennt, als auch von Kaiserin Amene-Horas geachtet, deren Cronvögtin sie ist.
Mit einer Entscheidung wird in den kommenden Wochen gerechnet.

Andree Hachmann