Sikramer Schildwacht
Journal der Arivorer Erzherrschaft und des Methumischen Herzogtumes
Ulim Marciero in Weiden

Wie wir kurz vor Redaktionsschluß erfuhren - überbracht durch einen erschöpften Boten der blauen Pfeile - wurde die Schlacht um Ysilia zu einem wahren Debakel..
Der Gransignore von Clameth, Ulim Marciero v. Selzin u. Harderin, welcher mit seiner Angetrauten - Ihrer Gnaden Demeya del' Pianzano v. Selzin u. Harderin - der Principalmareschallin des Ordens der heiligen Thalionmel, und zusammen mit weiteren zweihundertfünfzig tapferen liebfeldischen Streitern in Weiden verweilte, um mit seinen Freunden - Brüdern und Schwestern - erfüllt durch den Odem Rondras und des Zornes voll - gen aller Unrecht - das besetzte Ysilia zu befreien - konnte uns als Überlebender der Katastrophe selbst einen Bericht erstatten. Hier nun ein kleiner Auszug der Depesche des Gransignore:

"......Unsere Reise nach Wehrheim, wo wir den zweifelhaften - für einen liebfeldischen Adeligen - doch kürzesten Weg über Punin, Ragath, Eslamsgrund und schließlich Gareth wählten - wo uns letzterer Halt gar die Sinne zu rauben schien. Gareth welch mächtige und sinnliche Stadt - so mochte einst das ruhmreiche Bosparan ausgesehen haben. Die Zwischenfälle der letzten Monde haben nur wenig das Bild dieser Metropole getrübt - an der einen oder anderen Stelle erkennt man verkohlte Gerippe von vormals stolzen Gebäuden - doch eine solche Stadt läßt sich nicht in die Knie zwingen. Es gestaltete sich recht schwierig zweihundertfünfzig Streiter an der Schwertmesse der Rondrageweihten teilnehmen zu lassen - barg der Tempel doch nicht annähernd soviel Platz - aber waren die Geweihten nicht allzu überrascht ob unserer Bitte - schienen sie es nicht zum ersten mal zu hören. So mußten wir die Messe auf eine der nahen Wiesen, außerhalb der schützenden Mauern Gareths verlegen. Erst dort, umlagert von den vielen Vertriebenen und Heimatlosen aus den ganzen besetzten Provinzen des geschändeten Mittelreichs, wurde uns der Sinn und die Ehrenhaftigkeit unseres Tun und Handels bewußt. So hallte es, angestachelt durch die flammende Messe der Geweihten, wie von einem göttlichen Donnerschlag beflügelt, aus nun mehr als zweihundertfünfzig Kehlen - für Rondra, Thalionmel, das alte Reich, den Kaiser wider Borbarad....

Nach zwei Tagen in Gareth, wo wir Zeit fanden die Vorräte aufzufüllen - Korrespondenz mit anderen Verbündeten zu halten - und uns selbst auf das Bevorstehende vorzubereiten - ließen wir das Elend, aber auch die Faszination hinter uns. Der direkte Weg nach Wehrheim war das Ziel. Unterwegs begegneten uns unzählige Ströme von Flüchtlingen und Verirrten, die vor dem scheinbarem Unausweichlichen flohen - auch Truppen säumten unseren Weg, die sich zu den Sammelräumen ihrer Marschalle begaben - ihres Schicksals wissend. Wehrheim glich einem Ameisenhaufen - jeder war erfüllt vom Haß und tiefer Trauer - doch auch von Hoffnung und dem Mut eines in die Ecke getriebenen Wolfes. Doch was sagt schon eine alte bornische Weisheit: 'Ein kranker Wolf ist gefährlich - doch ungemein tödlicher ist ein Rudel hungriger Wölfe'.

Über Wehrheim und Baliho gelangte unsere tapfere Schar nach Salthel, was zugleich auch der Aufmarschort der weidener Truppen und Freiwilligen war. Eine Vielzahl von Bannern und Flaggen begrüßte uns - es mochten wohl an die 3.000 Mannen und Frauwen sein, die dem finsteren Borbarad ihre schmutzige Stirn boten - welch ein schöner, rondragefälliger Anblick der dort unser Herz und unsere Seele erquickte.

Wir waren mit die letzten die in Salthel ankamen - hatten wir doch auch den weitesten Weg. Nur wenige Tage blieben uns alles Notwendige vorzubereiten - die letzten Absprachen mit den anderen Heerführern - die Versorgung der Truppen - und auch das eine oder andere muntere Beisammensein der Truppen - wobei ich darauf achtete, daß auch wir Liebfelder uns unter das feiernde Volk mischten - ein letztes Mal - gemeinsam.
Kurz vor dem Aufbruch des Heeres - stieß die Herzogin von Weiden zu uns - trotz ihrer Krankheit - ließ sie es sich nicht nehmen selbst zu ihren Vasallen zu sprechen. Es betrübte mich sehr - meine Großcousine - in einem solchen Zustand zu sehen - doch Verstand die Herzogin es, die Massen zu begeistern - wären die meisten doch nur allzu gerne noch am selben Abend gen Ysilia gezogen.

Wenig Zeit blieb - unser letztes Treffen aufzufrischen, mußte die Herzogin sich doch mit den Weidener Regimentern rasch zur Trollpforte begeben. Am nächsten Morgen brachen wir auf....."

(Hier wollen wir abbrechen - und den Leser auf einen zweiten Teil des Erlebnisberichtes des Gransignore verweisen, der wohl wahrscheinlich im nächsten BB erscheinen wird.)

Kim Hartwig