Märkische Postille
Periodicum der Alten Mark - Gazette der Chababischen und Drôler Lande
Verbannt in alle Ewigkeit

Neetha/Ehzm. Chababien. Don Enrisco da Vancha, Salonlöwe in Neetha (BB 16), ein Rebell und Verräter? Wie dieser Tage aus den Drôler Kolonialbehörden und der Königsstadt Khefu im Tiefen Süden nordwärts sickert, dreht sich um den Trahelier in der Heimat eine politische Affäre, die selbst das Grafenhaus Oikaldiki in ihren Strudel zu reißen droht. Die Rede ist von den Vorwürfen des Hochverrats und der Seperation, die Kreise des trahelischen und horasischen Geheimpolizeien in trautem Verein vertraulich verlauten lassen.
Don Enrisco soll dem Prinzen Timor unter vier Augen vorgeschlagen haben, sein heimatliches Dorf Yleha mit einigen benachbarten Siedlungen dem Königreich Trahelien zu entreißen und als Kolonie direkt der horasischen Krone zu unterstellen. Kaiserliche Truppen sollten in Yleha landen, die bewaffnete Rebellion unterstützen und den Hafen womöglich als Stützpunkt zur Eroberung von Sylla benützen. Der Deckname dieser abenteuerlichen Pläne lautete "Operation Legende".

Indiskretionen gaben den schwelenden Seperationsgerüchten um Yleha daraufhin neue Nahrung. Da Vanchas Feinden in der trahelischen Lokalpolitik, an erster Stelle Kanzler Dio de Cavazo, war es ein leichtes, den königlichen Vasallen als Verräter abzustempeln. Don Enrisco rechtfertigte sich erfolglos mit dem Schreiben einer gewissen Cavalliera Yanis Calvina di Castell Firdayon: Diese horaskaiserliche Sonderbeauftragte für stadtstaatliche Diplomatie habe mit einem zweideutig formulierten Angebot zur Kooperation seine späteren Vorschläge an den Prinzen überhaupt erst provoziert.
Dem gelernten Höfling will es tatsächlich scheinen, daß die Cavalliera als Lockspitzel für Vinsalt und Khefu fungierte: Der trahelische Hof ist einen unbequemen Lokalpotentaten losgeworden, der kaiserliche Hof aber sieht die antikaiserliche Madonna Lutisana ay Oikaldiki als Freundin Don Enriscos in eine peinliche Lage versetzt. Wie zum Trotze wider diese Intrige steht die Madonna jedoch ungebrochen zu ihrem Gastfreund, und mehr als das: sie hat ihm Asyl am Pavonischen Hof geboten.
Der verbannte Adlige lebt nun im Exil auf Burg Eskenderun. Wie es der Zufall wollte, wurde indes der Kommandant der pavonischen Leibwache Edorian ya Timerlan als Kolonel der Chababgarde nach Neetha berufen, um in dieser Funktion die Nachfolge Selenio da Marascentas anzutreten, der seinerseits dem gefallenen Grafen Cedor Khelianada als Generalkapitan von Chababien nachfolgte. Lutisana ay Oikaldiki zögerte nicht, den Schutz ihres Lebens in vertraute Hände zu legen: Enrisco da Vancha ist Profos der Trabantengarde. Denn die Heimat hat ihn "verbannt in alle Ewigkeit".

Michael Hasenöhrl