Vinsalts DSA-Ticker

Aktuelles Im Gespräch Rezensionen Aventurien-Kurier

Interviews und Gespräche die Vinsalts DSA-Ticker rund um Das Schwarze Auge führt sind hier aufgelistet. Ob nun mit der DSA-Autorenschaft, mit Personen aus der "Szene" oder anderen die irgendwie etwas mit DSA zu tun haben - hier findet man die Fragen und natürlich auch die dazugehörigen Antworten.

Frank Bartels Im Gespräch...
Frank Bartels über die Königsmacher-Kampagne und mehr aus der Welt des Schwarzen Auges:

Er war einer der Initiatoren des Briefspiels im Lieblichen Feld und wurde hier 1996 noch von Ulrich Kiesow als Betreuer ("Kanzler") eingesetzt. In diesem Zusammenhang wirkte er auch am bekannten Fanzine Bosparanisches Blatt als auch am Aventurischen Boten mit. Darüber hinaus verfasste er bereits Beiträge zu Spielhilfen wie Rauhes Land im Hohen Norden oder Stolze Schlösser, Dunkle Gassen (beide 1998).
Mehr Beachtung fanden seine Beiträge in Stäbe, Ringe, Dschinnenlampen (Zauberzeichen, 2003), dem DSA4-Meisterschirm (neue Preisliste, 2003), In den Dschungeln Meridianas (Waldinseln u.a., 2004), Drachenodem (Abenteuer "Im Drachenhort", 2004) und Questadores (Herausgeber, 2004).
Richtig in Erscheinung trat Frank jedoch erst mit der Regional-Spielhilfe Unter dem Westwind, die im Herbst 2004 erschien. Dort zeichnete er für die Bereiche Andergast und Nostria verantwortlich, die er auftragsgemäß - als er noch nicht Mitglied der DSA-Redaktion war - ab 2003 konzeptionell vorbereitete.
Gleich danach ging es mit den Regional-Spielhilfen zu den Tulamidenlanden weiter, die er – gemeinsam mit Stefan Küppers und Chris Gosse – redaktionell betreute: Raschtuls Atem (2005) und das auf dem RatCon erschienene Land der Ersten Sonne (2005). Die Idee zu dem bereits berüchtigten Geheimnis-Kapitels "Hinter dem Schleier" ist z.B. von ihm...

Neben der stillen Vorarbeit am Krieg der Drachen, der über den Umweg des Onyx-Projektes zur Königsmacher-Kampagne wurde, bereitete er seine Dissertation vor, die er vor kurzem abgeschlossen hat, so dass sich Dr. rer. nat. Frank W. Bartels nunmehr vor allem um die neue Kampagne im Horasreich kümmern kann.

Nachfolgend nun das Interview; hier wurden immer wieder Fragen der Besucher von Vinsalts DSA-Service eingestreut, die vorher gestellt werden konnten.


DSA-Ticker: Frank, könntest Du Dich für die Besucher von Vinsalts DSA-Service, die Dich noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Frank Bartels: Gerne. Ich gehöre erst seit 2003 zur DSA-Redaktion, kann jedoch auf eine längere Geschichte als Autor und Zuträger zurückblicken. Wie die meisten meiner Kollegen betreibe ich dies nur als Nebentätigkeit - mein Hauptberuf liegt im Bereich der Naturwissenschaften (in denen ich mich jüngst promoviert habe). Privat hatte ich die Gelegenheit, im Laufe der Jahre eine ganze Reihe verschiedener Brett- und Rollenspiele auszuprobieren, wobei Mage, Shadowrun, Pendragon und Cthulhu sicherlich zu meinen (z.Z. nicht bespielten) Favoriten zählen.

DSA-Ticker: Wie bist Du zum Schwarzen Auge gekommen?
Frank Bartels: Mein Interesse weckten Spielbücher wie Der Hexenmeister vom flammenden Berg und die Mickey-Mouse-Sonderausgabe, die ein spielbares Comic-Abenteuer zu Taran und der Zauberkessel enthielt. Als mir dann als jungem Menschen die DSA-Basisbox in die Hände fiel, war es um mich geschehen... Nach einigen Solo-Abenteuern habe ich mit zwei Freundinnen DSA-Junior gespielt. Schade eigentlich, dass es so etwas nicht mehr gibt!

DSA-Ticker: Den meisten DSA-Spielern wird Dein Name erstmalig mit der Spielhilfe Unter dem Westwind vorgekommen sein. Wie kam es zu Deiner Mitwirkung an dieser Spielhilfe?
Frank Bartels: Das ergab sich im September 2003, also noch vor meiner Beteiligung an der DSA-Gesamtredaktion. Zuerst war ich bei Unter dem Westwind nur für einige randständige Beiträge und Ratgeber zu horasischen Themen eingeplant. Zu diesem Zeitpunkt war noch eine Teilung Nostrias zwischen Thorwal und Albernia angedacht. Als diese jedoch nicht die Zustimmung der FanPro-Verantwortlichen fand, wurden verschiedene Konzepte eingeholt, wie sich Nostria und Andergast in Zukunft gestalten ließen. Neben anderen Autoren war auch ich ermutigt worden, einen Vorschlag einzureichen - der letztlich den Zuschlag erhielt.

Unter dem Westwind

DSA-Ticker: Kannst Du kurz darlegen, welches Konzept in Sachen Nostria und Andergast die DSA-Redaktion verfolgt?
Frank Bartels: Sicher. Für uns stellen die beiden Streitenden Königreiche eine ideale Einsteigerregion dar. Dieser Begriff ist in der Vergangenheit leider oft fehlinterpretiert worden: In einigen Internet-Foren wurde gemutmaßt, wir hätten Nostria und Andergast auf Biegen und Brechen umgestaltet, um sie in Einsteigerregionen zu verwandeln, was unnötig gewesen wäre, da es ohnehin genug Regionen für Einsteiger in Aventurien gäbe.
Hier wird das Pferd von hinten aufgesattelt. Tatsächlich haben wir einfach eine Bestandsaufnahme gemacht und dabei festgestellt, dass die beiden Länder bereits alle Voraussetzungen mitbrachten, um einem DSA-Neuling den Einstieg so leicht möglich zu machen: Durch ihre Jahrhunderte währende Isolation vom Rest Aventuriens sind Geschichte, Politik und Lebensweise in dieser Region ohne weitere Vorkenntnisse zu verstehen - etwas, was nicht einmal Albernia, Thorwal oder das Bornland von sich behaupten können (die ansonsten als besonders geeignete Einsteigerregionen gelten). Lokale Bräuche, die sich in der Abgeschiedenheit entwickelt haben, ermöglichen auch unerfahrenen Spielern, Götter und Geweihte, aber auch Magie und Geisterwesen in ihr Spiel einzubeziehen, obwohl sie den kanonisierten DSA-Hintergrund aus Götter und Dämonen noch nicht kennen - in Nostria und Andergast mag vieles anders sein als im übrigen zwölfgöttlichen Aventurien. Ein Rondra-Geweihter aus Andergast, den sich ein DSA-Neuling aus Unkennntnis im Widerspruch zu den detaillierten Glaubensregeln aus der genannten Box erschaffen hat, ist also nicht notwendigerweise "falsch gespielt worden" und muss später neu gestaltet werden, sondern ist einfach mit einer veralteten oder abweichlerischen Lehre aufgewachsen - und kann im weiteren Abenteurerleben (gemeinsam mit dem Spieler) "dazulernen" und sich (rollenspielerisch interessant) weiterentwickeln.
Natürlich kann ein erfahrener Spielleiter Einsteiger an jedes beliebige Setting heranführen (wobei ich mir dies beim Horasreich ein wenig schwieriger vorstelle als, sagen wir, beim Bornland). Aber mit Nostria und Andergast können wir auch jene Runden erreichen, in denen alle Beteiligten gerade erst beginnen, sich mit DSA und Aventurien vertraut zu machen. Diese Erkenntnis stand am Beginn des Schreibprozesses für Unter dem Westwind. Da man eine Stärke ausbauen soll, war allen Autoren klar, dass wir alle neuen und ergänzenden Texte - die trotz des knappen Umfangs einen viel tieferen Blick auf beide Länder erlauben als jemals zuvor in 20 Jahren DSA - nur auf eine einsteigerfreundliche Weise gestalten würden. Das war aber auch schon alles.

DSA-Ticker: Bedeutet das dann, dass die Regionen Nostria und Andergast in Zukunft nur von Einsteigern bespielt werden sollen oder dürfen auch Jahr des Feuers-Recken im Steineichenwald nach dem Rechten sehen?
Frank Bartels: Es gilt immer noch die Feststellung aus Das große Donnersturmrennen, dass eine Gruppe gut ausgerüsteter, sehr erfahrener und weithin bekannter Helden in den kleinen Königreichen einen erheblichen Machtfaktor darstellt. Wir wollen dies demnächst in einer Kampagne verdeutlichen, die auch Herausforderungen für etwas erfahrenere Helden bietet (sich allerdings noch nicht an Experten und Jahr des Feuers-Veteranen richtet).

DSA-Ticker: Wieso war es nötig innerhalb kürzester Zeit so gravierende Änderungen in Andergast/Nostria zu vollziehen (Königshaus in Nostria durch Seuche hinweggerafft, Liebfelder König in Andergast)?
Frank Bartels: Nostria ist ein anderes Kapitel. Als wir im Oktober 2003 mit der Arbeit begannen, war noch ein Erscheinungstermin von Unter dem Westwind vor dem Oktober 2004 im Gespräch. Die Artikelreihe im Aventurischen Boten (wo der Platz in diesen bewegten Zeiten im Vorfeld reserviert werden muss) war zeitlich darauf ausgelegt. Hätten wir zu Beginn gewusst, dass mehr Zeit zur Verfügung stünde, hätten wir entspannter konzipiert.
So ad hoc, wie manchmal behauptet wird, sind die Ereignisse übrigens gar nicht über die Spielerschaft "hereingebrochen" - sie hatten zwei Ausgaben des Aventurischen Boten (und damit vier Monate) Vorlauf.
Die Blaue Keuche in Nostria, also die Seuche selbst, ist in Spielerkreisen ja äußerst kontrovers diskutiert worden. Manche haben über eine vermeintliche Wiederholung des Seuchen-Themas gestöhnt (obwohl die letzte Epidemie Aventuriens, die Rote Keuche im Horasreich, bereits acht Jahre zurücklag und zudem dämonischen Ursprungs war), andere haben den Untergang der nostrischen Herrschaftsschicht durch den berühmten und in der Vergangenheit oft missbrauchten ‚Erlasz, dye Bleue Keuch betreffend' als humorige Reminiszenz verstanden.
Für uns war dies das geeignete Instrument, das alte Nostria-Bild, das geradezu ausschließlich vom höfischen Leben geprägt war, noch einmal zu zelebrieren und zugleich den Wandel anzudeuten, indem die Not der einfachen Leute gezeigt wurde. Echte, greifbare Probleme und handfeste Lösungsansätze haben Spieler für das kleine Land zwischen Albernia und Thorwal interessiert, die bislang dort keine Abenteuermöglichkeiten sahen.

DSA-Ticker: Wo Du es gerade ansprichst: Das "alte Nostria" war auch immer sehr humorig - jedenfalls in den bisherigen Beschreibungen in Spielhilfen, Abenteuern und Romanen. Fällt jetzt - neben Engasal - der eigentliche aventurische Operettenstaat mit Witz und Humor weg?
Frank Bartels: Nostria bietet immer noch Raum für Schildbürgertum, liebenswürdige Marotten und seltsames Brauchtum. Doch der Operettenstaat à la "Brazil" ist passé. Was für einen Roman taugt, muss nicht gut für ein Spiel sein. Wer will schon dauerhaft in einer Witz-Welt spielen? Humorige Szenarien kann ich in Aventurien überall ansiedeln (die meisten Mantel-und-Degen-Geschichten gehen so), ein ganzes Volk von Witzfiguren erscheint jedoch arg überzogen - und zwischen dem urtümlichen Thorwal und dem ritterlichen Albernia ohnehin deplaziert.

DSA-Ticker: Wie soll ich meinen Spielern inneraventurisch erklären, dass die Königin von Nostria einen männlichen Zweitnamen hat (Aventurische Helden, Seite 134)? Oder ist sie in Wirklichkeit ein König?
Frank Bartels: Nein, sie ist weiblichen Geschlechts. Kasmyrin ist der Familienname. Wir haben seinerzeit einen Namen für das nostrische Herrschergeschlecht gesucht und uns in Analogie zu Andergast am (halblegendären) Stammvater orientiert: Wo sich die Zornbolds von Argos Zornbold herleiten, bot sich auf nostrischer Seite der bereits publizierte Fringlas Kasmyrin als Namensgeber an. Die "Kasmyrinen" klingt doch schick!
Dass sich aus männlichen Vornamen Nachnamen entwickeln, ist ja auch keine Besonderheit. All die Leute, die mit Familiennamen Michael, Walter, Heinrich usw. heißen, werden mir beipflichten. Um einer Verwirrung auf Seiten der Spieler vorzubeugen, haben wir Kasmyrin jedoch in Unter dem Westwind (Seite 147) aus der Liste der vorgeschlagenen Vornamen herausgenommen - und werden dies bei einer Neuauflage von Aventurische Helden sicherlich anpassen.

Questadores

DSA-Ticker: Thorwal wurde in Unter dem Westwind ja gestärkt (vermutlich um gegen das Horasreich bestehen zu können), die Orks scheinen auch auf den aufsteigenden Ast zu sein (gegen das Mittelreich), was hindert die beiden daran sich Nostria beziehungsweise Andergast, einzuverleiben? Alle anderen, welche den beiden Streitenden Königreichen zur Hilfe kommen könnten sind ja mit sich selbst mehr als genug beschäftigt.
Frank Bartels: Diese Gefahr ist durchaus real - und in Unter dem Westwind (Seite 166) andiskutiert. Eigentlich gibt es keine Macht außerhalb des Landes, die sich für die nostrische bzw. andergastische Sache aufopfern würde. Darum ist das Heldensache. ;-)
Es mag natürlich auch seine Gründe haben, dass die beiden Kleinstaaten seit fast zwei Jahrtausenden trotz ihrer desolaten Verfassung Bestand haben. Keinem Invasor ist es gelungen, den Großteil eines der Länder zu besetzen oder Landesteile (mit der bemerkenswerten Ausnahme Kendrars) für länger denn wenige Jahre zu halten. Vielleicht hält ja doch jemand oder etwas seine/ihre schützende Hand über Nostria und Andergast ...

DSA-Ticker: Mir gefällt das neue, nicht so unbedingt auf witzig getrimmte, Setting von Nostria. Nur: Warum wird bei Thorwal fast jeder Stein beschrieben, so dass sowohl bei Nostria als auch Andergast weniger Platz zur Verfügung steht? Die gleiche Unsitte liegt ja jetzt bei Am Großen Fluss vor, wo das schon lange bekannte Albernia (genau wie Thorwal) am ausführlichsten beschrieben wird.
Frank Bartels: Den Vorwurf höre ich nicht zum ersten Mal. Ich kann nur versuchen, mögliche Gründe für die bestehende Publikationslage aufzuzeigen. Die Entscheidung für die Gliederung und Textmengenverteilung in den einzelnen Regionalspielhilfen obliegt der jeweiligen Gesamtredaktion, und diese hatte ich weder bei Unter dem Westwind noch Am Großen Fluss inne.
Man muss sich immer vor Augen führen, dass die gegenwärtig im Entstehen begriffene Serie von Regionalbeschreibungen nicht nur für langjährige DSA-Veteranen gedacht ist, sondern auch für neue Spieler, welche die alten Produkte nicht besitzen und längst nicht mehr käuflich erwerben können. Zwischen dem Erscheinen der Box Die Wüste Khom und die Echsensümpfe und den neuen Hardcover-Spielhilfen Raschtuls Atem und Land der Ersten Sonne liegen 15 irdische Jahre! Angesichts dieser Zeitspanne wäre bereits ein simpler Nachdruck der alten Texte (evtl. in Hardcover-Bindung) gerechtfertigt gewesen.
Wir bemühen uns jedoch, die neue Serie nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich ansprechender zu gestalten, indem wir 1. alte Texte gründlich hinterfragen und überarbeiten (viele tendieren dazu, den Zeitaufwand für die Recherche und den Abgleich mit DSA-Material aus 20 Jahren Publikationsgeschichte zu unterschätzen), 2. dringend notwendige oder hilfreiche Ausschmückungen oder Ergänzungen vornehmen (z.B. die kurzen Sprachwörterbücher für Thorwalsch, Rogolan und Tulamidya) und 3. völlig neues Material zur Verfügung stellen - hier seien als Beispiele die geographischen Ecken Nostria, Windhag, Nordmarken, Ghurenia und die Echsensümpfe genannt, die zuvor noch nie zusammenhängend beschrieben wurden, und auch Andergast, Fasar oder Thalusien wurden bislang noch nie in solcher Breite behandelt wie in den gegenwärtigen Regionalspielhilfen.

DSA-Ticker: Gerät man damit nicht auch in die Gefahr, dass die letzten "freien" Ecken Aventuriens zu Tode definiert werden? Früher konnte man als Spielleiter sich sicher sein, dass man z.B. in Fasar freie Hand hat, eben weil es dort nichts gab. Und auch das Güldenland ist ja inzwischen nicht mehr die reine Terra Incognita mehr.
Frank Bartels: Ich sehe dies als Service für den Spieler und ganz besonders für den Meister. Denn es ist ja nicht so, dass wir über die erwähnten Ecken noch nichts veröffentlich hätten - das Beispiel Nostria und Andergast hat mir deutlich vor Augen geführt, wie mühevoll es ist, die Informationsfetzen, Andeutungen und (teils widersprüchlichen) Setzungen aus 2W20 DSA-Produkten zusammenzutragen und miteinander in Einklang zu bringen. Ich mache mir diese Arbeit, um sie anderen zu ersparen ...
Ob jemand dann das angebotene Gesamtbild annimmt oder als für sich unbrauchbar verwirft, ist seine ganz persönliche Sache. DSA unterhält schließlich keine Spielpolizei. ;-)

Frank Bartels als Fingorn von Mersingen

DSA-Ticker: Für die Spielhilfe Stäbe, Ringe, Dschinnenlampen hast Du das Thema "Zauberzeichen" in Angriff genommen. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Frank Bartels: Eine gegenständliche Form der Zauberei, die auf Schriftzeichen und geometrischen Symbolen basiert. Quasi "kalligraphische Alchimie", bei der aus Grundbausteinen eine Zauberwirkung synthetisiert wird. Zauberzeichen ermöglichen einige "sanfte Artefakte" (im Sinne stimmungsvoller, aber weniger spektakulärer Effekte), aber auch magische Fallen, die man den Helden beim Ausplündern von Magiergräbern aus der Frühzeit der Echsen und Tulamiden um die Ohren hauen kann.
Mein ursprünglicher Antrieb, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, war übrigens die Frage, wie zur Hölle eigentlich die Zeichen auf den Magieroben aussehen, die allerorten erwähnt, aber nie beschrieben wurden. Also fing ich an zu zeichnen - und den Zeichen folgten weitere Ideen und schließlich Regeln.

DSA-Ticker: Einiges in Zauberei und Hexenwerk wirkt durch die erst nachträgliche Einführung von Zauberzeichen in Stäbe, Ringe, Dschinnenlampen ein wenig seltsam, so z.B. dass es in ZuH keine Profession gibt, welche eine dieser SF's von Anfang an erhält. Die dämonischen Akademien in MGS haben dann aber beide die SF Zauberzeichen, was irgendwie nicht so ganz zur Beschreibung im SRD passt. Wird das irgendwann mal auf angeglichen?
Frank Bartels: Ja, da sind bei Götter und Dämonen Fehler unterlaufen. Die Dämonologen aus Mit Geistermacht und Sphärenkraft (MGS) benötigen die SF Zauberzeichen tatsächlich nicht (die entsprechenden Bannkreise kommen gemäß SRD ohne aus). Andererseits passt die SF auch beim Moha-Schamanen nicht - sein Einsatz von Zauberzeichen beschränkt sich auf die Verwendung im Rahmen seiner traditionstypischen Rituale (wie in SRD erläutert). Und schließlich wäre es mehr als plausibel, wenn die SF Zauberzeichen bei der Profession des Magiers aus Khunchom (wo sie wesentlich entwickelt wurde) zumindest verbilligt würde. Ich hoffe, dass wir dies bei der anstehenden Neuauflage des Regelwerks berichtigen können.

Frank Bartels bei einer RatCon-Diskussion

DSA-Ticker: Gibt es Ansätze, wenn die Forschungen in Khunchom und Olport weitere Fortschritte machen, eventuell die Einsatzmöglichkeiten von Zauberzeichen für Spieler-Helden zu erweitern?
Frank Bartels: Durchaus. Ein aventurischer Fortschritt braucht natürlich einige Jahre. Nach ein, zwei passenden Abenteuern um die Geheimnisse der Runen und Arkanoglyphen jedoch, warum nicht?
Ich freue mich, in dieser Sache bereits die Phantasie einiger Spieler angestoßen zu haben, die bereits konkrete Ausarbeitungen zu solchen Ergänzungen vorgenommen haben. Dieses Material wird bei einer Neubearbeitung oder Erweiterung des Systems bestimmt bedacht werden.

DSA-Ticker: Wird es irgendwann mal möglich sein, Arkanoglyphen und Schutzkreise zu erlernen ohne eine der 4 bislang nötigen Ritualkenntnisse, welche alle auch noch anderes streng gehütetes Wissen beinhalten, zu erlernen? Bei Runen hat man dies ja auch getrennt und so auch anderen Zauberkundigen einen Zugang geschaffen. Gerade bei Scharlatanen oder Schamanen würde so etwas doch im geringen Maße passen.
Frank Bartels: Das Schrifttum ist integraler Bestandteil der vier Repräsentationen Gildenmagie, Kristallomantie, Alchimie und Zibilja. Dem Druidentum beispielsweise läuft es dagegen direkt zuwider, weswegen ich hier wenig Handlungsbedarf sehe. Bei Scharlatanen und Schamanen wäre es dagegen durchaus vorstellbar, das ist richtig.
Generell bin ich aber der Auffassung, dass die Regeln in Zauberei und Hexenwerk zum Erlernen von Fremdrepräsentationen oder fremden Ritualkenntnissen nicht ausgeführt worden wären, wenn man sie nicht benutzen sollte, will sagen, dass dies inneraventurisch durchaus vorkommen darf. Ein Schamane, der tiefer in die Mysterien seiner (von den Echsen überkommenen) Bann- und Ritualsymbole einsteigen will, muss sich ohnedies mit altechsischer Magie beschäftigen, was in einer Ritualkenntnis Kristallomantie resultieren könnte. Ein Scharlatan, der nicht nur auffällige und hübsche Dekormuster sucht, sondern sich ernsthaft mit der Kunst der magischen Schrifterschaffung beschäftigen will, kann sich in die Alchimie oder Gildenmagie einlesen. (Und es gibt ja auch satuarische oder druidische "Studienabbrecher", die zu Scharlatanen werden und zu dieser Art von Zauberei wenig Zugang besitzen.)
Allenfalls (als Kompromiss) wäre eine spezialisierte Ritualkenntnis Glyphenmagie denkbar, die für Schamanen und Scharlatane nach Spalte E steigerbar ist (Erwerb auf einem Wert von 3 durch SF Zauberzeichen), die jedoch in den vier "Schriftzauberer"-Repräsentationen und ihren entsprechenden Ritualkenntnissen bereits enthalten ist (und für diese nicht separat erworben oder gesteigert werden muss).

Frank Bartels moderiert einen RatCon-Workshop

DSA-Ticker: Gibt es schon weitergehende Pläne zum Thema Zauberzeichen, z.B. Zauberzeichen in der myranischen Form der Magie?
Frank Bartels: Nun, für den Kundigen sind einige Hinweise zu diesem Thema in den Texten in SRD versteckt (man führe sich die Anmerkungen zu Elderruna und Triskal noch einmal unter diesem Blickwinkel zu Gemüte). Unzweifelhaft ist, dass die alten Hjaldinger der Kunst der Zauberzeichen mächtig waren. Aber ob es ihre heutigen Nachfahren noch sind?
Für verschiedene myranische Kulturen wäre eine Form der Schriftzauberei durchaus vorstellbar. Ziemlich sicher wäre ich mir bei den Alten vom Baan-Bashur ...

DSA-Ticker: Von Myranor wieder zurück nach Aventurien - genauer gesagt in den aventurischen Südosten, zu den Tulamiden. Hier hast Du ja zusammen mit Chris Gosse an zwei Spielhilfen gearbeitet. Was persönlich gefällt Dir - ganz subjektiv - am meisten bei den beiden Spielhilfen?
Frank Bartels: Strukturell gefällt mir die Aufteilung auf zwei Bücher mit den Schwerpunkten "Gefährliche Wildnis" (Raschtuls Atem, RA) und "Uralte Hochzivilisation" (Land der Ersten Sonne, LDES), aber auch die Trennung von Politik- und Geographie-Kapitel in LDES, weil dies dynamischere Entwicklungen (auch in der Zukunft) erlaubt.

DSA-Ticker: Wo Du gerade die Politik und die Geographie erwähnst: Werden in Zukunft also keine genau festgezurrten Grenzen und am besten noch die Nennung lokalen Machthaber nebst der Stellvertreter publiziert?
Frank Bartels: Nach Möglichkeit nicht. Wir wollen bei der laufenden Serie von Regionalbeschreibungen nur die "Fixgrößen" festlegen, also diejenigen "Player", die in den nächsten Jahren bestimmend sein werden. Veränderungen auf anderen Ebenen (seien es Grenzgebiete, tributpflichtige Städte oder lokale Adelsfehden) bieten dann Stoff für selbsterdachte Abenteuer.

DSA-Ticker: Zurück zu den beiden Spielhilfen - neben der strukturellen Aufteilung, was findest Du beim eigentlichen Inhalt besonders gelungen?
Frank Bartels: Inhaltlich konnten mich als Redakteur insbesondere die Ausarbeitungen zu Fasar, zur tulamidischen Magie und zu den Märchen sowie originelle Personenbeschreibungen und einfallsreiche Mysterientexte begeistern - ohne die beachtlichen Leistungen der anderen Autoren schmälern zu wollen. Ein wenig stolz bin ich auch darauf, dass es uns gelungen ist, Sultan Hasrabal von Gorien endlich die zentrale Rolle und die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen, die dieser Figur schon seit langem gebührt.

Frank Bartels beim Plenum auf Burg Ludwigstein

DSA-Ticker: Und gleichzeitig habt ihr Hasrabal auch eine ganze Sippschaft verschafft - oder gab es vorher schon Hinweise zu seiner weitschweifigen Familie? Habt Ihr diese aus "Kompatibilitätsgründen" eingeführt, damit man auch nach einem möglichen Ableben Hasrabals irgendwann weiterhin den "Archetypus Tulamidischer Magierpotentat" zur Verfügung hat?
Frank Bartels: Du liegst nicht ganz falsch mit deiner Vermutung. Die Familie Hasrabals weist in eine spannende Zukunft ... Ich finde es auch ganz charmant, wenn jemand seine Ziele erreichen kann, ohne selbst mehrere hundert Jahre alt werden zu müssen. Und was die Kontinuität betrifft: Hasrabals (mittlerweile verstorbene) Lieblingsfrau Nahema stammt noch aus dem Uralt-Abenteuer Nedime - es erschien unwahrscheinlich, dass der Inbegriff eines tulamidischen Magierpotentaten keine Kinder gezeugt hat.

DSA-Ticker: Die in LDES aufgezeigte Situation ist ja gewissermaßen die von einigen in etwa gleichstarken Mächtegruppen, welche sich gegenseitig belauern. Wird es da irgendwann mal zum großen Krieg alle gegen alle kommen?
Frank Bartels: Die Frage zeigt, dass wir anscheinend unserem selbst gesetzten Ziel gerecht geworden sind, die Region spannungsgeladen und abenteuerträchtig zu gestalten. Seit dem Khomkrieg war ja nicht mehr besonders viel los in der Ecke (und auch dieser betraf nur geringe Teile der Tulamidenlande)!
Also ja, bei konkurrierenden Interessen verschiedener Mächtegruppe ist nicht auszuschließen, dass das Ringen darum, wer das Erbe der Diamantenen Sultane und Magiermogule antreten darf, irgendwann in mittlerer Zukunft zu einem offenen Konflikt eskaliert. Einstweilen hoffen wir jedoch, dass das gegenwärtige Setting erst einmal genug Stoff für Abenteuer und Geschichten liefert. Der in der Regionalspielhilfe geschilderte Status Quo soll schließlich mindestens bis 2009 Bestand haben.

Drachenodem

DSA-Ticker: Was war die Intention für die massiven Veränderungen in Oron?
Frank Bartels: Die Spielwiese Oron stand seit ihrem ersten Auftauchen auf der Bühne Aventurien stark in der Kritik, sowohl aus den Reihen der Spielerschaft als auch innerhalb der DSA-Redaktion. Persönlich hielt ich dieses Land genau wie sein Gegenstück Aranien immer für ein schwaches Konstrukt: auf der einen Seite ein exzessiv dämonischer Staat, auf der anderen ein herzensgutes Gebilde, mächtig in der Hand der Phexensdiener. Oron bot damit nicht das (angekündigte) Potential, Abenteuer mit psychologischer Raffinesse, Überraschungen und vielen Graustufen zu ermöglichen, da die Gräuel offensichtlich und offenkundig waren. Zwischen Schwarz und Weiß gab es weder einen Raum für Phexens Grau noch die mannigfaltigen Farben der Täuschung und Verführung, die den Dämonen eigen sein sollten. Über manche geschmacklichen Entgleisungen möchte ich hier lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten ...

DSA-Ticker: Doch nicht nur bei Oron hat sich was getan, auch bei Aranien hat sich einiges geändert. Kannst Du dazu was erklären?
Frank Bartels: Was Aranien betrifft, kam erschwerend hinzu, dass der größte und bevölkerungsreichste Tulamidenstaat die klassische tulamidische Herrschaftsform des Patriarchen konterkarierte - ebenfalls ein Grund, warum wir Aranien in LDES um einige Gebiete zurechtgestutzt und außerdem die Eigenständigkeit der einzelnen Unterregionen betont haben (z.B. ist Elburien das Zentrum des Matriarchats, während in Baburin durchaus andere Meinungen herrschen).

Meisterinformationen zu "Unter dem Schleier"! (aufdecken durch Strg-A oder markieren)
DSA-Ticker: In Wirklichkeit hat Oron ja den 35-Tage-Krieg doch "überstanden". Was habt ihr mit dieser Entwicklung, die in "Unter dem Schleier" beschrieben wird, noch vor. Was war genau die Intention dazu und wer hatte die Idee dazu?
Frank Bartels: Die Intention war natürlich, die oben konstatierten Mängel zu beheben und einen Hintergrund für hintergründige Abenteuer zu schaffen. Doppelbödiges Spiel und schwierig zu durchschauende Meisterpersonen verlangen ganz klar nach Geheimnissen, nach dem Verborgenen. Von da war es bis zum Konzept der Verborgenen Heptarchie nicht mehr weit.
Die grundsätzlichen Überlegungen und der entscheidende "Twist", mit dem Oron sich rettet, stammen von mir. In einer Bielefelder Marathonsitzung und vielen Mails habe ich dann mit Chris daran gefeilt, der die Ausarbeitung für den Aventurischen Boten übernahm. Um das neue Oron hat sich schließlich Heike Wolf verdient gemacht, die das Gros der entsprechenden Texte in Land der Ersten Sonne geschrieben hat.
Was die Zukunft betrifft, sind die Meisterhinweise aus LDES durchaus als Hintergrund für eine mehrjährige Kampagne gedacht, die jede Runde individuell bestreiten kann. Einzig das Ableben oder Wohlergehen einer kleinen Clique höchstrangiger Charaktere behalten wir uns vor - eben diejenigen, die im Personenkapitel der Spielhilfe ausführlich beschrieben sind. All die anderen lokalen Verschwörer, die Geheimnisteil genannt sind, sind mit großer Wahrscheinlichkeit gefahrlos verwendbar und im Zweifelsfall auch ersetzbar.
In einigen Jahren (vier oder fünf, eher nicht) werden wir wohl ein größeres Abenteuer um die Verborgene Heptarchie spinnen müssen - auf unbegrenzte Zeit wird sich die Maskerade dank der Helden hoffentlich nicht aufrecht erhalten lassen. Meine Vorstellung wäre, einen "Default-Einstieg" anzubieten, der vom Meister nach den individuellen Vorerfahrungen, Erlebnissen und Kontakten der Gruppe in Bezug auf Aranien und Oron angepasst oder ersetzt werden kann, um dann in ein Finale überzuleiten, das sich gewaschen hat.
Und wenn jemand eine Prognose möchte: Ich würde darauf wetten, dass einzig das Miststück Iphemia von Elburum (wie bisher) alles, was kommt, ohne Schaden an Leib und Seele übersteht ...
DSA-Ticker: Wird jetzt, wo Oron nur noch Geschichte ist, das Thema Aranien (und insgesamt die Tulamidenlande) im Aventurischen Boten wieder eher stiefmütterlich behandelt?
Frank Bartels: Definitiv nein, auch wenn in nächster Zeit keine große, ähnlich raumgreifende Artikelserie wie zu den Veränderungen in Oron geplant ist. Der Aventurische Bote soll in Zukunft verstärkt aus allen Teilen Aventuriens berichten, nicht nur dem Herzen des Kontinents. Im AB 116 gibt es z.B. ein Szenario in Anchopal.

DSA-Ticker: In welchen Regionen wird die geplante Abenteueranthologie spielen?
Frank Bartels: Da mein lieber Kollege Chris für die Basargeschichten verantwortlich zeichnet, kann ich da nur zitieren. Die Anthologie wird eigentlich das gesamte in LDES beschriebene Gebiet abdecken: Von Thalusien und dem Perlenmeer über Khunchom und Gorien nach Mhanadistan und Fasar sowie in den Raschtulswall und nach Elburum und Zorgan. Ausgespart wurde, so weit ich sehen kann, nur die Region Baburin/Palmyramis, die jüngst mit Der Schwur des letzten Sultans einen eigenen Abenteuerband bekommen hat. Dazu gibt es ja bei den Vinsalts DSA-Foren auch einen eigenen Thread.

DSA-Ticker: Kommen wir nun zu einem DSA-Thema, welches Dich sicherlich derzeit vom Arbeitsaufwand her am meisten beansprucht: das Horasreich und die kommende Königsmacher-Kampagne. Seit wann beschäftigst Du Dich damit?
Frank Bartels: Streng genommen seit fast zehn Jahren - mein erstes, noch an Ulrich Kiesow gesandtes Konzeptpapier stammt vom August 1996 ...
Die Zeit war damals jedoch noch nicht reif, und meine Ideen auch nicht. Heute bin ich froh, damals keinen Schreibauftrag bekommen zu haben, denn nun wird die Kampagne viel, viel cooler und spannender. ;-)
Es sind auch eine ganze Menge neuer Elemente hinzugekommen. Meine Ideen von anno `96 sind nur noch ein Pfeiler von mindestens fünfen, die jetzt die Kampagne tragen. Diese Ergänzungen entwickelte ich ab dem Sommer 2003, nachdem die alten Konzepte bereits ordentlich Staub angesetzt hatten und ich die Sache mit der nötigen Distanz betrachten konnte. Königsmacher hat also auch in der Neufassung bereits zwei Jahre Vorlauf und intensiver Planung ...

DSA-Ticker: Warum heißt es eigentlich die Königsmacher-Kampagne? In Vinsalt herrscht man schließlich horaskaiserlich und nicht horasköniglich. Der angebliche Arbeitstitel "Krieg der Drachen" klingt viel spannender und mysteriöser. Außerdem gibt es dazu doch auch schon ein passendes Brettspiel.
Frank Bartels: Na, das Brettspiel ist kein kommerzielles Produkt und spiegelt auch nicht wirklich das wieder, was wir jetzt mit der Königsmacher-Kampagne verfolgen wollen. Den Arbeitstitel "Krieg der Drachen" hätte ich selbst gerne einmal auf dem Cover der Abenteuerbände gesehen, zugegeben, aber heute kann ich mir nur schwer noch etwas anderes als eben "Königsmacher" vorstellen ...
"Kaisermacher" wäre vielleicht auch gegangen, aber zum einen ist "Königsmacher" der einschlägige Begriff aus dem politischen Jargon, und zum anderen hat das Wort aventurisch noch andere Bedeutungen (siehe auch http://www.hinter-dem-thron.de/begrifflichkeiten.html). Die Kampagne wird noch aufzeigen, dass sie keinen anderen Namen tragen könnte!

DSA-Ticker: Was für ein Ziel verfolgst Du mit der Königsmacher-Kampagne?
Frank Bartels: Mir unsterblichen Ruhm und unschätzbare Reichtümer bereiten ... Nein, im Ernst: Es geht um eine abenteuerliche, aber plausible Überführung der Setzungen aus der alten Box Fürsten, Händler, Intriganten (FHI) aus dem Jahr 1996 in ein neues (wie wir hoffen, spannenderes) Setting, das Gegenstand der neuen Spielhilfe Reich des Horas sein wird, die für 2007 geplant ist. Letzten Endes läuft dies also auf die zwei Grundprinzipien heraus, denen sich die meisten Erzähler verpflichtet fühlen: Informieren und Unterhalten.

DSA-Ticker: Wo Du gerade die geplante Spielhilfe erwähnst: Wird man nach Lektüre wie anno dazumal bei FHI feststellen, dass plötzlich aus dem beschaulichen Königreich Yaquiria ein expandierendes Kaiserreich wurde?
Frank Bartels: Nein, Gebietserweiterungen sind in nächster Zeit nicht geplant. Gut, dann und wann mag eine überseeische Erwerbung hinzukommen (eine Südmeerfestung oder ein unentdecktes Eiland), doch genauso oft wird eine andere verloren gehen (durch Eingeborenenaufstände, feindliche Mächte oder magische Phänomene).

Hinter dem Thron

DSA-Ticker: Den Windhag kann man aber doch jetzt de facto auch dem horasischen Machtbereich zuordnen oder wie ist es jetzt zu verstehen, dass der Herzog Grangoriens jetzt auch in dieser Provinz des Mittelreiches das Sagen hat?
Frank Bartels: Herzog Cusimo hat viele Titel gesammelt: u.a. Herzog von Grangorien, Markgraf vom Windhag und Graf von Phecadien. Damit herrscht er über ein großes Gebiet an der Grenze beider Reiche - und ist beiden Kaiserkronen Gefolgschaft schuldig. Das ist ein aufreibender Job (da in den verschiedenen Landesteilen mitunter verschiedene Gesetze und Bräuche gelten), aber auch ein einflussreicher: Cusimo ist Mittler zwischen beiden Reichen und - da es in seinem Interesse liegt - Garant für den Frieden.
Man mag die Sache daher auch andersherum sehen: Das Mittelreich hat einen liebfeldischen Adligen auf seine Seite gezogen und nimmt über Cusimo Einfluss auf horasische Geschicke.

DSA-Ticker: Wie sieht es denn mit der Loyalität eines Herzogs Cusimo aus? Ist er Vinsalt treu

Meisterinformationen zum Reichskongress! (aufdecken durch Strg-A oder markieren)
(wer auch immer dort regiert) oder aber Elenvina oder gar Punin, schließlich ist er auch Lehensnehmer vom selbsternannten Kaiser Selindian Hal.
Frank Bartels: Vor allem ist Cusimo sich selber treu ... Neuerdings weiß er Verwandte in Elenvina, und die Familie Firdayon hat er immer hochgehalten. Mit Selindian verbindet ihn dagegen nur eins: der Anspruch auf Phecadien. Das ist kaum eine Basis für gute Beziehungen ...

DSA-Ticker: Zum Jahreswechsel soll der erste Kampagnenband Hinter dem Thron erscheinen. Was erwartet die Spieler und Spielleiter dort?
Frank Bartels: : Zum einen drei ausgearbeitete Abenteuer (gewissermaßen "Kapitel" einer fortlaufenden Handlung) und mehrere Szenarien, zum anderen ausführliche Hintergrundinformationen, mit denen sich eigene Abenteuer in der Zeit des Umbruchs gestalten lassen. Selbst die vorgegebene Kampagne lässt dafür genügend Raum: Jedes der Abenteuer spielt in einer anderen Jahreszeit, dazwischen liegen also meist mehrere Monate.
Ich empfehle jedem Meister, von diesen Optionen Gebrauch zu machen und seine ganz eigene Kampagne um die Thronfolgewirren im Horasreich zu stricken.

DSA-Ticker: Ist die Kampagne mit anderen bisherigen Kampagnen wie z.B. der Gezeichneten-Kampagne oder insbesondere dem Jahr des Feuers zu vergleichen?
Frank Bartels: Natürlich tragen alle Kampagnen ähnliche Züge - in erster Linie eine fortlaufende Entwicklung der Handlung und der Helden. Deutlich unterscheiden sowohl von der 7G-Kampagne als auch vom Jahr des Feuers (JdF) wird sich Königsmacher inhaltlich u.a. durch das Ausbleiben von großdämonischen Angriffen und massenhaftem Magieeinsatz. Also wird man Dämonenwällen, Pforten des Grauens, Fliegenden Festungen oder Magna Opera hier nicht begegnen - die sind ja gerade andernorts im Einsatz ... ;-)

Land der ersten Sonne

DSA-Ticker: Was sagst Du gegenüber den Leuten, die eine zu große Ähnlichkeit zwischen JdF und KMK bemängeln (z.B. sind in beiden Kampagnen drei kaiserliche Kinder involviert)?
Frank Bartels: Es ist wohl eher ein Zufall, dass in beiden Kaiserfamilien derzeit genau drei Sprösslinge am Werke sind, aber in gewissem Sinn ist dies auch dem Einfluss von Familiensagas im Stile von Fackeln im Sturm zuzuschreiben: Hier ist eine dramaturgische Erwartungshaltung, die offenbar bedient werden will.
Abseits dieser groben Ähnlichkeiten wird sich jedoch Königsmacher deutlich vom Jahr des Feuers abgrenzen. Zum Beispiel bedingt allein schon das Fehlen übermächtiger Heptarchen und ihrer finsteren Heerscharen bedeutsame Unterschiede.

DSA-Ticker: Das Horasreich soll ebenso wie das Mittelreich und alle anderen größeren Reiche geschwächt werden. Läuft dabei aber nicht in die Gefahr, dass man überall die gleiche Situation schafft? Wie soll sich die geplante Lage im Horasreich, denn großartig von der im Mittelreich nach JdF unterscheiden? Eine schwache Staatsspitze und intrigierende Regionalherrscher gibt es denke ich bei beiden. Ich hoffe jetzt aber schon mal, dass es hier durchaus bedeutende (nicht bloß, dass die einen mit Schwert und die anderen mit Rapier kämpfen) Unterschiede gibt, sonst würde es ja irgendwie langweilig werden.
Frank Bartels: Du hoffst zu recht. Es wird sehr deutliche Unterschiede geben. Allerdings kann ich die kaum jetzt ausführen, ohne das Ende der kommenden Kampagne vorweg zu nehmen ...
Vielleicht aber doch eine Sache als Denkanstoß: Ein Element, das wir konsequent ausbauen werden, ist die städtische Kultur des Horasreichs, gerade im Unterschied zum Mittelreich, das - mit der Ausnahme Gareths (und, mit Abstrichen, Punins und Havenas) - deutlich vom Land geprägt ist. Mächtigen Territorialherrschern (Provinzherren, Grafen) im Neuen Reich kann man stolze Städte im Alten Reich gegenüberstellen, die sich dann aber natürlich als individuelle Settings (ähnlich den mittelreichischen Provinzen) deutlich voneinander unterscheiden müssen, um möglichst abwechslungsreiche Spielmöglichkeiten zu bieten. Das ist aber auch nur eine Facette des neuen Horasreiches.

DSA-Ticker: Ist die Kampagne schon genau "durchgeplant", oder wird noch auf Meinungen und Stimmungen innerhalb der DSA-Gemeinde eingegangen?
Frank Bartels: Die Kampagne ist tatsächlich schon durchgeplant - ausgehend von den Anfangsbedingungen haben wir, eine klare Vorstellung von einer Endsituation vor Augen, die Handlungsfäden gesponnen. Der Plot hat sich seit 2004 nur noch in Details verändert, die der konkreten Ausarbeitung geschuldet werden müssen.
Eigentlich verleiht mir das als Hauptautor ein ruhiges Gewissen: Die Vielzahl der Kritikpunkte oder Anregungen, die jetzt irgendwo in einem Forum oder Workshop auftauchen, haben wir schon lange eingeplant (und die Betreffenden werden sich beim Lesen der Bücher freuen).
Allerdings haben wir durchaus vor, zwischen Band I und II das Feedback sorgsam zu betrachten, um vielleicht noch besonders gewünschtes Material oder ausführliche Informationen zu bestimmten Themen im zweiten Buch nachreichen zu können.

DSA-Ticker: Es gibt viele Kampagnen-Spielleiter, die erst dann eine Kampagne starten wollen, wenn alle Teile erschienen sind. Kannst Du diese insofern beruhigen, als dass der zweite Teil der Kampagne zügig erscheinen wird oder rätst Du es den Spielgruppen, sofort mit der Kampagne zu beginnen?
Frank Bartels: Ich hoffe sehr, dass der zweite Band recht bald nach dem ersten erscheint, möchte aber nicht mein Leben darauf verwetten ...
Allerdings wird man mit dem ersten Teil bereits einen aventurischen Zeitraum von einem Jahr mit Handlung ausfüllen können, das sollte zumindest die Wartezeit auf das Erscheinen des zweiten Teils gut überbrücken.

DSA-Ticker: Welche Stufen setzt die Kampagne denn bei den Spielern als gegeben voraus?
Frank Bartels: Die Kampagne richtet sich an mäßig erfahrene Helden, also weder "blutige Anfänger" noch Experten-Helden.
Früher hätte ich gesagt: "Stufen 5-9", aber das ist jetzt obsolet. Leider fällt es auch schwer, einen AP-Richtwert anzugeben. Einzelne Gruppen unterscheiden sich bei gleicher AP-Summe doch sehr, abhängig von der Auswahl der Charaktere (Gaukler oder Kampfmagier?) und den erworbenen Fertigkeiten (breitgefächert oder hochspezialisiert).
Königsmacher tritt also auch hier nicht in Konkurrenz zum Jahr des Feuers: Ein und dieselbe Heldengruppe könnte ohnehin nicht beide Kampagnen spielen.

DSA-Ticker: Ist die Kampagne eigentlich nur für horasische Helden geeignet, oder können auch die Helden, die keine Visitenkarte, kein Schnupftuch, keine Weißhaarperücke, kein Vinsalter Ei und keine Arbalette ihr Eigentum nennen, bei dieser Kampagne mitspielen?
Frank Bartels: Nach meinem Verständnis besitzen auch die meisten horasischen Helden keine Visitenkarten oder Weißhaarperücken, Vinsalter Eier und Arbaletten sind ohnehin kostspielige Luxusartefakte. Schnupftücher dagegen sind eine feine Sache - sofern damit nicht ständig herumgewedelt wird.
Man sieht hier wieder, dass die Vorstellung vom Horasreich ganz entscheidend von Schlüsselbegriffen und bildhaften Darstellungen geprägt wird, die sich verselbstständigt und schrittweise bis zum Rokoko weiterentwickelt haben. Leider.
Auf die eigentliche Frage kann ich nur antworten, dass die Kampagne explizit auch für nicht-horasische Helden geeignet ist. Der Einstieg in Königsmacher ist universell. Allerdings sollten die Helden spätestens im Verlauf der Kampagne im Land ein wenig heimisch werden und Freunde, Feinde und Verwandte sammeln, da dies klare Anreize und interessante Handlungsmöglichkeiten schafft

DSA-Ticker: Wenn du von den DSA4-Archetypen ausgehst, welche fünf davon würdest du selber ins Rennen setzen, welche für am ehesten geeignet halten?
Frank Bartels: Hm ... Vermutlich die horasische Einbrecherin, den albernischen Schwertgesellen, die horasische Nandus-Geweihte, den garetischen Krieger und die tulamidische Magierin. Aber auch der Rondra-Geweihte, die Scharlatanin, der Phex-Geweihte und die Hochstaplerin würden auf ihre Kosten kommen, ebenso wie Hexen, Gaukler, Händler, Forscher oder Zwerge. Von Stammeskriegern, Dämonenbeschwörern, Achaz, Orks und Goblins rate ich dagegen eher ab ...

DSA-Ticker: Viele kritisieren beim Jahr des Feuers das sogenannte "Railroading", bei dem die Helden quasi in eine bestimmte Richtung gelenkt werden müssen, damit sie das Abenteuer bestehen. Ist man aber nun der Meinung, dass

Meisterinformationen zu Rückkehr des Kaisers! (aufdecken durch Strg-A oder markieren)
Answin der bessere Kaiser wäre, oder aber, dass Rohajas Thronanspruch nicht wirklich existiert (da Brin ein Bastard gewesen ist oder aber der Hoftagsbeschluss 21 Hal, der Selindian zurücksetzte ungültig sei),
hat man ein Problem. Wie wird das bei den Königsmachern aussehen?
Frank Bartels: Zu diesem Problem haben wir uns recht früh Gedanken gemacht. Ich glaube, dass uns für den Hauptplot eine sanfte Spielerführung gelingen wird, bei der die Spieler so viel Freiraum wie möglich geboten bekommen und so wenig Zwänge wie nötig in Kauf nehmen müssen.
Wessen Heldengruppe sich selbst in dieses leichte Geschirr partout nicht einspannen lässt, muss auf Königsmacher noch lange nicht verzichten, sondern kann den Hintergrundteil und die Szenarien nutzen, um seine eigene Kampagne (z.B. mit passender politischer Parteinahme) zu gestalten.

DSA-Ticker: Laut FanPro soll die Kampagne auf die kommende neue Regionalspielhilfe zum Horasreich hinwirken. Benötigt man dennoch noch die alte FHI-Box um die Kampagne zu spielen?
Frank Bartels: Nur zum Teil. Wir bemühen uns, zumindest die ausgearbeiteten Abenteuer gänzlich ohne Kenntnisse von Fürsten, Händler, Intriganten (FHI) spielbar zu machen. Bei den Szenarien und Abenteuertipps dagegen müssen wir auf FHI-Material verweisen, um die Kampagnenbände nicht ins Bodenlose ausufern zu lassen. Wir planen jedoch, die benötigten Auszüge aus der alten Box als kostenlosen Download auf der FanPro-Seite verfügbar zu machen, sobald Hinter dem Thron erschienen ist.
Letzten Endes wird aber gelten, dass Angaben aus den beiden Königsmacher-Bänden Vorrang vor Informationen aus FHI haben. In gewissem Sinne stellt Königsmacher eben schon ein "Update" dar, das auch Veränderungen durch die Abenteuer und die fortlaufende Geschichte berücksichtigt.

DSA-Ticker: Magotech mit fliegenden Schiffen in Myranor, fliegende Festungen im Mittelreich. Welche aventurisch-derische Hightech wird im Horasreich reüssieren? Bemannte Kampfjets "Rondras Zorn", hesindegefällige Superrechenmaschinen, die mit schillernd-silbernen Scheiben gefüttert werden und das ganze Wissen präsentieren, praiosgefällige Tafeln, die zur Energiegewinnung und Erwärmung von Wasser dienen usw.usf.
Frank Bartels: Gekauft! Diese tollen Anregungen werde ich umgehend einarbeiten. ;-)
In Wahrheit verspüre ich kaum das Bedürfnis, weiter zu gehen als die Setzungen aus Angroschs Kinder, In den Dschungeln Meridianas, Fürsten, Händler, Intriganten oder Zyklopenfeuer. Viele aventurische Innovationen kranken meines Erachtens daran, dass sie zu profan und modern-technologisch daher kommen. Ich werde mich eher bemühen, die phantastischen Seiten von Mechanismen wie Belagerungsmaschinen, Uhren und Linsen auszuschöpfen. Hier steckt noch Erzähl- und Abenteuerpotential ...

DSA-Ticker: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Königsmacher-Seite zu starten?
Frank Bartels: : Was die Schattenrisse für das Jahr des Feuers waren, ist die Website für Königsmacher: Werbung. Wir wollten aber nicht einfach die alte Idee neu auflegen, sondern eine andere Herangehensweise ausprobieren. Dem Genre und der Stimmung der Abenteuerbände gemäß setzen wir bei der Werbung zu Königsmacher auf Informationen, Gerüchte, Geheimnisse ...

Frank Bartels als Herzog Cusimo von Grangor

DSA-Ticker: Was wird man in Zukunft noch auf der Königsmacher-Seite finden?
Frank Bartels: Wir haben seit dem ersten Erscheinen der Seite jede Woche ein (meist mehrteiliges) Update online gestellt und haben nun dieses Tempo nun ein wenig reduziert, da die Fertigstellung der Königsmacher-Bände Priorität hat. Wenn weitere Teaser kommen, werden diese vermutlich jedoch konkreter werden, wie es sich gehört ...
Auch nach dem Erscheinen der beiden Bände würde ich die Seite gerne als zentrales Forum erhalten, z.B. für Ergänzungen oder gekürztes Material.

DSA-Ticker: Wird es noch weitere Geheimupdates geben?
Frank Bartels: Bevor ich die Frage beantworte, zunächst vielleicht eine Erläuterung für den unkundigen Leser: Findige Besucher der Webseite haben bereits herausgefunden, dass man auch auf die schwarze Öffnung im Vorhang "hinter dem Thron" klicken kann und auf diese Weise an einen passwortgeschützten Bereich gelangt. Je nach eingegebener Parole erhält man so zusätzliche Informationen. Bisher gab es drei Geheimupdates.
Zwei Losungen kann ich hier verraten, ohne von meinen Mitverschwörern erdolcht zu werden: zum einen den Begriff "Nanduria", zum anderen das Geheimwort "Menetekel".
Doch das Horasreich ist voller Geheimnisse, und sicher werden in den kommenden Monaten weitere Entdeckungen folgen.

DSA-Ticker: Es soll auch einen Soundtrack zur Kampagne geben. Was genau ist damit gemeint?
Frank Bartels: Ein echter Soundtrack zu den Abenteuern wie man ihn auch vom Film her kennt. Die Kompositionen vereinen die enge thematische Bindung von Filmmusik an Szenen mit der Notwendigkeit, in Spieltisch-Situationen deutlich mehr Zeit als in vergleichbaren Medien zu benötigen (z.B. bei Kämpfen, die im Film 30 Sekunden dauern können, bei DSA dagegen gerne mal eine Stunde). Ich habe dieses Problem bisher noch nie zuvor so überzeugend gelöst gesehen!

DSA-Ticker: Wer hatte eigentlich die Idee, die Königsmacher zu vertonen?
Frank Bartels: Die Musiker sind an FanPro herangetreten mit dem Angebot, als Lizenznehmer Soundtracks zu entwickeln. Gemeinsam wurde beschlossen, als ordentliches Debüt gleich ein größeres Projekt zu vertonen - und die nächste Kampagne auf dem Plan hieß Königsmacher.

DSA-Ticker: Wie arbeitest Du mit den Musikern zusammen?
Frank Bartels: Für mich stand von Anfang an fest, dass wir hier keine halben Sachen machen. Das heißt, dass die Musiker eng in die Arbeit miteinbezogen werden. In Planungssitzungen haben wir Themen, Stimmungen und Tracklistings besprochen. Zum Vorteil gereicht mir dabei, dass ich mich selbst seit etlichen Jahren mit Filmmusik beschäftige. Natürlich freut mich dieses Projekt daher ganz besonders, und es ist außerordentlich spannend, mit den Klangwelten eine zusätzliche Interpretationsebene der eigenen Ideen präsentiert zu bekommen.
Während die meisten Stücke anhand der Abenteuertexte entworfen werden, entstehen nun einige Texte nach bereits bestehenden musikalischen Hörproben.

Raschtuls Atem

DSA-Ticker: Wird es auch ein Königsmacher-Abenteuer für Handys geben?
Frank Bartels: Mein letzter Stand ist, dass keine weiteren Handy-Abenteuer geplant seien. Von daher sieht es wohl eher schlecht aus in dieser Richtung.

DSA-Ticker: Wird demnächst im Aventurischen Boten - ähnlich wie bei der Jahr des Feuers-Kampagne - ein Symbol auf die kampagnenrelevanten Artikel hinweisen?
Frank Bartels: Wohl nicht. Die relevanten Artikel stehen immer in einem Block zusammen (der altbekannte Marker "Blickpunkt Horasreich" täte es da wohl auch). Zudem hätte ein solches Logo bereits im AB 115 stehen müssen, jetzt würde es eher nachgetragen wirken ... Die Informationspolitik der Kampagne ist jedoch eine besondere - eine Abenteuerinhalte verratende Berichterstattung im Boten ist überhaupt nicht geplant.

DSA-Ticker: Stimmt es, dass die Prinzessin Lamea auch noch eine Rolle in der Kampagne spielen wird?
Frank Bartels: Ja, aber erst in Masken der Macht.

DSA-Ticker: Wird die Königsmacher-Kampagne bisher gemachte Setzungen der aventurischen Geschicht (vor allem aus dem damaligen Geheimnisse-Band der ersten Yaquir-Spielhilfe) beibehalten oder einfach über Bord werfen?
Frank Bartels: Ich weiß schon, worauf die Frage zielt ... Bei unserer Arbeit ziehen wir die Spielhilfe Königreich am Yaquir (1990) sehr oft zu Rate und wägen im Einzelfall ab, ob eine alte Angabe oder eine spätere Setzung (z.B. aus Fürsten, Händler, Intriganten) Vorrang hat. Wir geben der älteren Quelle den Vorzug, wenn diese stimmiger oder stimmungsvoller erscheint (so geschehen bei der Universitätsstadt Methumis und ihrem Herzog Eolan). Ich kenne also mein Königreich am Yaquir und seinen Geheimnisteil sehr genau ...

DSA-Ticker: Am vergangenen Wochenende hat ja der sogenannte Reichskongress des Mittelreiches als Teil des offiziellen DSA-Redaktionskonventes stattgefunden. Was hältst Du von solchen Ereignissen, wo die aventurische Geschichte "live" erlebbar gemacht wird?
Frank Bartels: Das ist eine schöne Ergänzung zu den anderen Möglichkeiten, Aventurien zu erleben. Ich schätze ein vielfältiges Angebot, aus dem sich jeder das herauspicken kann, was ihm am meisten zusagt: Tischabenteuer, Romane, Miniaturenspiele, Handy-Solos, Musik-CDs, Hörbücher, Brettspiele ...

DSA-Ticker: Es gibt immer wieder Kritiker, die von dem sogenannten "Briefspiel" und all seinen Manifestationen, wie z.B. den Bilstein-Treffen, nichts halten. Was denkst Du dazu und beeinflusst das auch Deine Arbeit als DSA-Redakteur?
Frank Bartels: Briefspiel-Projekte sind keine "Geheimsache" einiger Weniger - Kontaktadressen finden sich im Aventurischen Boten und im Internet. Wer Lust hat, kann sich beteiligen, wer es nicht mag, soll es lassen - es ist ein Zusatzangebot.
Das Briefspiel ergänzt die fortlaufende Geschichte Aventuriens durch Ausschmückungen, Anregungen und Abenteuervorschläge. Gute Ideen fließen in die FanPro-Veröffentlichungen ein, nicht mehr oder minder als gute Ideen aus dem Rest der Spielerschaft. Wenn bisweilen ein anderer Eindruck entsteht, so liegt dies daran, dass im Briefspiel viele Personen engagiert sind, die bereits seit Jahren für qualifizierte Beiträge bekannt sind und für Kontinuität bürgen.

Als Redakteur ist es meine Aufgabe, die Arbeit von mehreren Schreibern zu koordinieren und darauf zu achten, dass persönliche Vorlieben der Autoren zwar kreativ in die Arbeit eingebunden werden, aber dabei das Gesamtbild nicht verzerren. Jeder hat halt sein Lieblingsthema, sei es eine bestimmte Region, eine Spielweise, eine Profession, eine Gottheit, einen Bereich der Magie, ein Mysterium oder einen Kulturaspekt. Da unterscheiden sich Briefspieler nicht von anderen DSA-Fans. ;-)

DSA-Ticker: Wenn die Königsmacher-Kampagne und die neue Regionalspielhilfe abgeschlossen sind - was können die Spieler dann von Dir erwarten? Hast Du schon weitergehende Pläne? Welchen Regionen möchtest Du Dich gerne widmen?
Frank Bartels: Wenn ich so weit schon schauen darf - ich würde "danach" ganz gerne etwas ganz anderes machen. Der hohe Norden oder Myranor würden mich reizen ...

DSA-Ticker: Zum Abschluss des schon jetzt recht langen Interviews - vielen Dank noch einmal für die Bereitschaft dazu! - jetzt die letzte Frage: Hast Du noch eine letzte Botschaft an die Besucher von Vinsalts DSA-Service?
Frank Bartels: Vielleicht die folgende: In Internet-Foren melden sich häufig nur die Kritiker einer bestimmten Sache zu Wort. Dies scheint mir symptomatisch für unsere deutsche Gegenwartskultur zu sein: Gemäkelt wird viel, gelobt wird wenig. Ich wünsche Vinsalts Besuchern daher den Mut, gleich wo - ob in Foren, in der Spielrunde, auf der Arbeitsstelle oder daheim - auch mal wieder zu loben!
Ansonsten: Viel Spaß und eine allzeit glückliche Würfelhand!


Quelle: Weiterführende Links:
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Das Forum für die Königsmacher-Kampagne:
http://vinsalt.regioconnect.net/wbb2/board.php?boardid=40