Interviews und Gespräche die Vinsalts DSA-Ticker rund um Das Schwarze Auge führt sind hier aufgelistet. Ob nun mit der DSA-Autorenschaft, mit Personen aus der "Szene" oder anderen die irgendwie etwas mit DSA zu tun haben - hier findet man die Fragen und natürlich auch die dazugehörigen Antworten.
Im Gespräch...
Jürgen Pirner zum Abenteuer- & Phantastik-Magazin Nautilus:
1993 erschien erstmals die Nautilus als Nachfolgerin der ZauberZeit, und das Magazin für Abenteuer und Phantastik berichtete in sieben Ausgaben über allerlei Neuigkeiten aus dem phantastischen Genre. Doch der große Erfolg des (ehedem als Nautilus-Sonderausgabe gestarteten) Sammelkarten-Magazins Kartefakt sorgte dafür, daß sich der Abenteuer Medien Verlag voll und ganz auf diese Zeitung konzentrierte und das Erscheinen der Nautilus eingestellt wurde.
Jürgen Pirner: Da kamen seinerzeit zwei Umstände zusammen. Der eine klingt im Nachhinein ziemlich profan, hat uns aber damals ziemlich getroffen: Es waren zwei neu angeschaffte Festplatten, die ziemlich gleichzeitig ihren Dienst versagten und die kompletten Graphik- und Layoutdaten der Nautilus 07 und z.T. auch schon der Nautilus 08 inklusive Backup ausradierten. Das warf uns ziemlich zurück und sorgte für eine heftige Verzögerung beim Erscheinungstermin der Nautilus 07. Zum anderen die über uns hereinbrechende Welle der Sammelkarten-Spiele. Das fing 1994 ganz klein an mit einer halben Seite News in der Nautilus 02 über das neu erschienene Magic: The Gathering in den USA. Dort prophezeiten wir, daß es demnächst zu allen führenden Abenteuerspielen auch Trading Card Games geben würde. Wie recht wir haben sollten, zeigte sich, als sich dann in den Folgenummern die Berichterstattung über Neuerscheinungen schnell auf 16 Seiten ausweitete. Deshalb haben wir die Trading Card Games in das Kartefakt ausgegliedert, welche eigentlich nur als "Sonderausgabe" gedacht war. Die fing mit 60 Seiten an und lief parallel zur Nautilus, hatte dann aber zum Zeitpunkt der Nautilus 07 ebenfalls bereits sieben Ausgaben erreicht und war auf 120 Seiten und die doppelte Auflage der Nautilus angewachsen. Das Redaktions-Team mußte also zweimonatlich rund 200 Druckseiten für zwei Magazine abliefern. Als das durch den Datenverlust aus dem Takt geriet, addierte sich letztlich eine Verzögerung zur anderen, so daß die Nautilus terminlich voll aus dem Ruder lief. Wir versuchten, durch Personalaufstockung dagegenzusteuern, was aber leider nicht gelang. Als Chefredakteur von zwei Magazinen im 1-Mann-Verlag waren die Grenzen, was ein 15-16-stündiger Arbeitstag hergibt, letztlich überschritten. Kurz: Ab Mitte 1996 ging einfach nichts mehr - die Nautilus mußte trotz tollem Erfolg und höchster Auflage unter den damaligen Abenteuerspiele-Magazinen aus Zeit- und Ressourcenmangel die Maschine stilllegen und abtauchen. Der große Crash in der Spiele-Szene, bei dem international und national zahlreiche Spielehersteller zusammenbrachen - da sei für unser Genre nur TSR oder Iron Crown Enterprises oder hierzulande Schmidt Spiele genannt - und als Folge weltweit und auch in Deutschland die Spiele-Magazine - hier etwa Fantasywelt, Ringbote und WunderWelten - schließen mußten, kam ja erst ein paar Jahre später. DSA-Ticker: Ab wann gab es denn die Planung die Nautilus zu "reaktivieren"? Jürgen Pirner: Na, wir waren ja nie ganz weg, sondern zumindest auf "Seerohrtiefe" immer noch da. Und was sich da am Horizont abzeichnet, ist ja für das Fantasy-Genre als solches sehr erfreulich: Computer-Rollenspiele z.B. sind bei den Fans beliebt wie nie. Durch solche fantasy-beheimatete Erfolgs-Phänomene wie Pokémon und Harry Potter besteht derzeit eine große Akzeptanz und Aufgeschlossenheit gegenüber Fantasy - nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch bei deren Eltern. Zudem sind diese Eltern nun auch schon eine Generation, wo viele bereits mit Fantasy-Literatur wie Tolkiens Mittelerde oder Pratchetts Scheibenwelt und nicht zuletzt mit Rollenspielen wie D&D oder Das Schwarze Auge oder Miniaturenspielen aufgewachsen sind: 26 Jahre D&D, 25 Jahre Games Workshop, 16 Jahre DSA, 6 Jahre Magic - das addiert sich alles auf. Daß auch die populären Medien wie Film und Fernsehen diesen Trend unterstützen - die kommende Mittelerde-Verfilmung, D&D im Kino, mengenweise Fantasy-, SF- und Mystery-Serien im TV - sind da ein zusätzlicher Punkt. Daß es dazu aktuell auch noch zahlreiche neue und innovative Abenteuerspiele-Konzepte gibt, die sich nicht nur an eine kleine Freak-Gemeinde, sondern an ein großes Publikum wenden wie Diskwars, Mage Knight, das D20-System von TSR, das neue D&D3 oder auch das DSA-Einsteigerspiel "Abenteuer Aventurien", ist glücklich und entspricht dem Zeitgeist. Auf dem diesjährigen GenCon in den USA war eine richtige Aufbruchsstimmung zu fühlen, und ich denke, das wird auf den Spieletagen in Essen ebenso zu spüren sein. Man muß diese Entwicklung des Abenteuerspiele- und Fantasy-Genres halt im Gesamtzusammenhang sehen - was viele Rollenspieler leider viel zu wenig tun. Die Nautilus - Abenteuer & Phantastik war und ist erklärtermaßen aber das Info-Medium für diese Zusammenhänge. Die "Abenteuer" sind im Kommen - die Nautilus transportiert sie. Wir hoffen, mit dem Auftauchen der Nautilus wieder etwas bewegen zu können.
DSA-Ticker: Hatte die Einstellung der WunderWelten 1999 irgendwelche positiven oder negativen Auswirkungen auf den Plan die Nautilus wieder auf den Markt zu bringen?
DSA-Ticker: Sie sind bei der Nautilus der Herausgeber, und Thomas Finn zeichnet sich als Chefredakteur verantwortlich, jedoch nach dem neuen Impressum nur als komissarischer Chefredakteur. Kann man davon ausgehen, daß Thomas Finn sich um den erfolgreichen zweiten Stapellauf kümmert, um dann das Steuer an einen neuen "Kapitän Nemo" abzugeben?
DSA-Ticker: Stimmt es, daß Sie als Chefredakteur Guido Hölker, den ehemaligen Chefredakteur der WunderWelten, verpflichten woll(t)en?
DSA-Ticker: Es scheint nicht gerade einfach zu sein, die Nautilus käuflich zu erwerben; zwar kann man die Nautilus via Internet bestellen (Einzelheft | Abonnement), aber im Zeitschriftenhandel sowie auch in den Fantasy- & Rollenspiel-Läden ist es schwierig, die Nautilus zu finden. Woran liegt das?
DSA-Ticker: Wie sieht das Konzept für die Nautilus aus? Denn sie ist ja keine reine Rollenspiel-Zeitschrift, aber auch keine reine Zeitschrift des phantastischen Genres? Jürgen Pirner: Doch - sie ist genau das: Das Magazin des phantastischen Genres. Das ist natürlich ein weites Feld: Phantastische Literatur, phantastische Spiele, phantastische Filme, phantastische Computer-Games; denn alles hängt zusammen. "Multimedia" ist ja ein blödes und abgedroschenes Wort. Wir haben es deshalb "Abenteuermedien" genannt. Gemeint ist damit, daß die Nautilus als "Abenteuermedien"-Magzin über alles berichtet, was mit Fantasy und Science Fiction in allen seinen Facetten zu tun hat. Das ist beispielweise Tolkiens Mittelerde als Buch, Hörspiel, Film, Computerspiel, Postspiel, Rollenspiel, LIVE-Event oder Sammelkarten-Spiel - das ist alles Fantasy. Das Konzept der Nautilus ist, diese Verbindungen aufzuzeigen und transparent zu machen. Wer die Nautilus liest, soll hinterher halt wirklich umfassend informiert sein! Die wichtigste Frage, die die Nautilus beantworten will, ist dabei: Wie hängt das zusammen? Wie funktioniert das? Wie ist das gemacht? Welche Gedanken und Konzepte haben die Autoren und Designer? Kann ich das vielleicht auch? Und wenn, was muß ich tun? Die Nautilus versucht, hinter die Kulissen des "Machens" von Spielen, Büchern und Filmen zu schauen und zu zeigen, welche Rezepte die Autoren benutzen. Ein Schwerpunkt der Nautilus sind deshalb zum einen die "Werkstattberichte", in denen die Autoren und Designer ihre Pläne, ihre Absichten und Tricks verraten. Der andere Schwerpunkt sind die enzyklopädischen Artikel, in denen Bücher, Spiel, Computergames etc. auseinandergenommen werden, die Figuren, Schauplätze, Handlungsstränge im Detail vorgestellt werden. Gerade für kreative Rollenspieler ist das dann eine wahre Fundgrube an Ideen, die sich hemmungslos ausschlachten läßt. Die Reihe "Rollenspiel für Profis" bringt das auf den Punkt: Wie schreibt man Abenteuer, kreiert als Spieler interessante Figuren oder als Spielleiter spannende Plots? Die Sammelkarten-Spieler nennen das "Metagame": Die Technik des Spiels an sich. Dieses Know-how wird jedem Leser der Nautilus vermittelt. Die Nautilus ist das älteste existierende und erfahrenste Abenteuerspiele-Magazin Deutschlands. Die Nautilus gibt es seit 1993 - zählt man das Vorläufer-Magazin ZauberZeit dazu, sind das seit 1986 nun 14 Jahre Erfahrung darin, wie man Abenteuerspiele und Bücher macht. Die Redaktions-Crew der Nautilus hat beispielweise folgende Rollen-, Brett- und Karten-Spiele verlegerisch betreut und konzeptionert: H.P. Lovecrafts Cthulhu, Sturmbringer, Mittelerde, RoleMaster, Ringgeister, Robin Hood, Hanse, Dampfross, Illuminati, Dragonwrath, Star Trek Classic Card Game und mehrere preisgekrönte Abenteuer veröffentlicht für DSA, Plüsch, Power & Plunder, Cyberpunk und Cthulhu. Dazu kommen dutzende Fantasy&SF-Romane, geschrieben von Nautilus-Mitarbeitern wie Bernhard Hennen, Hadmar Wieser, Thomas Finn, Alexander Huiskes, Jörg Kastner, Martin Ruf u.a. Die Leser der Nautilus profitieren direkt von diesem Know-how.
DSA-Ticker: Für die Besucher von Vinsalts DSA-Service ist natürlich vor allem der Rollenspiel-Bereich bzw. genauer gesagt alles, was mit dem Schwarzen Auge zu tun hat interessant. Wird es neben den guten Hintergrundartikeln in Zukunft auch eventuell Abenteuervorschläge, Regel-Hinweise und Rezensionen geben? Mit diesen weiteren Zutaten würde die Nautilus sicherlich noch interessanter für die Freunde des Schwarzen Auges sein.
DSA-Ticker: Derzeit erscheint die Nautilus ungefähr dreimonatlich. Ist es geplant diesen Erscheinungsrhythmus zu verkürzen, denn in drei Monaten kann ja viel passieren, vor allem im Bereich von aktuellen Nachrichten.
DSA-Ticker: Vielen Dank für dieses Interview und weiterhin frohes Schaffen mit der Nautilus und der Kartefakt!
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