Vom Weg den Brogars Blut bisher nahm
Schon auf der Spiele-Messe in Essen 1996, als sich noch Schmidt-Spiele für DSA verantwortlich zeigte, wurde
Brogars Blut angekündigt. Da war es noch als ein Soloabenteuer konzipiert, bei dem man die Rolle eines Zwergen spielt. Etliche Monate, einen Konkurs und einige Konzeptänderungen später ist dann endlich das Gruppenabenteuer (für Helden der Stufen 6-10) bei FanPro erschienen.
Der Inhalt des Abenteuers
Das Abenteuer handelt von dem verzweifelten Kampf der Brillantzwerge des Bergkönigreiches Lorgolosch in den Beilunker Bergen gegen die Schergen Borbarads. Die oberirdische Hauptstadt Schatodor ist schon gefallen, die Zwerge haben sich in die tiefen Stollen zurückgezogen, doch es wird befürchtet, daß sie nicht viel länger dem feindlichen Ansturm trotzen können. Der neue Hochkönig der Zwerge beschließt daher eine Rettungsaktion um die vollständige Vernichtung eines der vier Zwergenvölker Aventuriens zu verhindern und - man kann es schon erahnen - an der Rettungsaktion nimmt eine Gruppe wagemutiger Abenteurer teil, die vom legendären Geoden Xenos angeführt werden, da dieser sowohl einen sicheren (unterirdischen) Weg mitten in die Schwarzen Lande weiß (denn das Bergkönigreich Lorgolosch liegt ja inmitten der von den Borbaradianern eroberten Gebiete) als auch mit Hilfe des Elementarherren des Feuers einen Großteil der Brillantzwerge glaubt zu retten können.
Um die Mission zu einem Erfolg zu bringen wird beschlossen die Heldengruppe mit einer List im besetzten Gebiet agieren zu lassen - die Helden sollen in den besetzten Gebieten die typischen rot-schwarzen Uniformfarben der Dunklen Horden tragen und sich als borbaradianische Gruppe Irrlicht ausgeben, die Xenos als angeblichen Gefangenen nach Lorgolosch bringen soll, damit die Angreifer ein Druckmittel gegen die sich verteidigenden Brillantzwerge haben. Das ist jedoch ein möglicher Knackpunkt für einige Heldengruppen und nicht umsonst wird am Anfang des Abenteuers davon abgeraten Praios- oder Rondrageweihte bzw. solch "ehrliche" und geradlinige Charaktere dieses Abenteuer spielen zu lassen, denn diese werden kaum den Mut zur Lüge, List und Verschlagenheit haben der hier vonnöten ist. Dies führt jedoch im Verlauf des Abenteuers auch zu weiteren Gewissenskonflikten, denn welch Zwölfgöttergläubige kann es ansehen wie z.B. Geweihte der Rondra von den feindlichen Truppen gefoltert und massakriert werden? Doch ein Eingreifen ist ja nicht möglich, da ansonsten die Tarnung auffliegt und die Brillantzwerge wohl nicht gerettet werden können...
Um in die Schwarzen Lande zu gelangen müssen die Helden durch eine inzwischen verlassene Zwergenstadt unter den Trollzacken (die die natürliche Grenze zwischen den besetzten Gebieten und den freien Landen bilden) hindurch. Doch so verlassen wie sie eigentlich sein sollte ist Aradolosch nicht, denn hier trifft die Gruppe auf die Zwerge von Brogars Blut (Brogar ist einer der Stammväter der Zwerge). Diese haben sich anscheinend auf die Seite Borbarads gestellt und versuchen durch Aradolosch ein gutes "Einfallstor" für die dunklen Horden ins Mittelreich zu finden. Und dann existiert in Aradolosch immer noch der Grund weswegen die Zwerge diese Stadt verlassen haben, und daß es sich dabei nicht um etwas positives handelt kann man sich denken. Wenn die Helden nach einigen Strapazen endlich die unterirdische Stadt unter den Trollzacken auf der anderen Seite des Gebirges verlassen haben geht es erst richtig los. Ab sofort befindet man sich im Feindesland und muß sich vorsichtig verhalten, damit die Tarnung nicht auffliegt. Doch selbst wenn man Lorgolosch dann erreicht hat ist das Abenteuer noch nicht zu Ende, denn hier wartet eine besonders dämonische Überraschung auf die Helden...
Bewertung
Brogars Blut ist mal ein Abenteuer einer anderen Art, denn wann ist man schon auf der Seite der Borbaradianer (und wenn auch nur verdeckt)? Dies macht auch den Reiz des Abenteuers aus, denn hier gibt es viele Möglichkeiten für gutes Rollenspiel, denn es ist ja für die Helden beileibe nicht einfach den Schrecknissen der Schwarzen Lande einfach so unbekümmert zu begegnen - doch gerade das ist notwendig damit der Auftrag gelingt. Das Abenteuer liefert für diesen Gewissenskonflikt die optionale Zusatzregel "Entsetzen" gleich mit, die immer dann zum Tragen kommt wenn ein Ereignis besonders grausam (z.B. das sinnlose zu Tode quälen von Gefangenen) ist - bei Mißlingen beginnen die Helden zu resignieren (der Mut-Wert sinkt). Das Abenteuer ist im üblichen DSA-Stil (Allgemeine Informationen / Meisterinformationen) gehalten, die Texte sind so schön geschrieben, so daß man beim Lesen an eine gute Fantasy-Geschichte denken mag. Die Zeichnungen im Abenteuer hingegen sind gewöhnungsbedürftig: Die für die Spieler gedachte Karte der Region sieht wirklich schön aus, doch die anderen Zeichnungen sind meiner Meinung nach nicht so gut gelungen, vor allem wenn man die Illustrationen von Caryad gewöhnt ist, die Personen meiner Meinung nach viel schöner darstellen kann - das ist aber eine Frage des Stils, der vielleicht anderen eher zusagt. Spieltechnisch sollte man jedoch anmerken, daß dieses Abenteuer wirklich ein Himmelfahrtskommando ist, denn wenn man dieses Abenteuer mit einer durchschnittlichen 6-stüfigen Heldengruppe spielt kann es schnell dazu kommen, daß einer oder gar mehrere das Abenteuer nicht leben, wenn man nicht als Spielleiter die Kämpfe dementsprechend modifiziert. A propos Kämpfe: Teilweise finden sich bei den Kampfwerten auch die für das Tabletop-Spiel Armalion umgerechneten Werte, so daß man einige Armalion-Scharmützel in das Abenteuer einbinden kann.
Fazit
Das Abenteuer setzt trotz der häufigen Kämpfe viel mehr auf gutes Rollenspiel (damit lassen sich auch einige der Kämpfe vermeiden), und ist damit kein "Haudrauf-Abenteuer" in dem man nur durch Muskelleistungen vorwärts kommt. Die Geschichte um die Brillantzwerge ist schön geschrieben, vor allem am Ende des Abenteuers wird eine schöne Atmosphäre aufgebaut. Wer also Lust auf einen strapraziösen "Ausflug" in die Schwarzen Lande hat sollte sich dieses Abenteuer ruhig mal anschauen!
