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Thorwal - Die Seefahrt des Schwarzen Auges
Thorwal - Die Seefahrt des Schwarzen Auges
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Art: Regionalbeschreibung
Ausstattung: 128 Seiten s/w, farbiges Boxencover, Farbkarte "Thorwal und die angrenzenden Gebiete", Stadtpläne von Thorwal (farbig), Olport (s/w) und Prem (s/w)
Autor: Michael Johann, Ulrich Kiesow, Ina Kramer, Thomas Römer, Hadmar von Wieser u.v.a.
Illustrationen: Ina Kramer, Nicolas Bau, Ugurcan Yüce
Preis: 49,80 DM
Kontakt: Fantasy Productions GmbH
Ludenberger Str. 14
Postfach 1416
40674 Erkrath
WWW: http://www.fanpro.com/
eMail: arnfried@fanpro.com
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Diese Box war die erste Regional-Box, die 1990 bei Schmidt-Spiele erschien.
Die Box enthält 2 Hefte: die eigentliche Beschreibung der Region Thorwal auf 64 Seiten und "Die Seefahrt des Schwarzen Auges" auf ebenfalls 64 Seiten.

Das Thorwal-Heft
Wie bei den Regional-Beschreibungen üblich beginnt auch dieses Heft mit einem einem Überblick der Geschichte, es folgen einige aventurische Stellungnahmen über die Thorwaler aus Nicht-Thorwaler-Sicht und auf 15 Seiten einiges zur Kultur und Lebensweise der aventurischen Nordleute. Auf 24 Seiten folgen die wichtigsten Städte Thorwals und abschließend einige NSC's und der Geweihte der thorwalschen Hauptgottheit Swafnir als Heldentyp.
Ich weiß noch wie begeistert ich war, als ich die Box vor 10 Jahren erstmals durchgelesen hatte. Doch aus heutiger Sicht kann sie mich nicht mehr überzeugen: Die 15 Seiten Kulturbeschreibung sind einfach zu wenig. Die Beschreibung bleibt meist oberflächlich.
Jede Fantasy-Welt braucht ihre Wikinger. Die Thorwaler sind aber weder eng an die Wikinger angelehnt, noch in ihrer aventurisch historischen Entstehung eigenständig genug: Die eigene Gottheit Swafnir soll der Sohn der Götter Rondra und Efferd sein. Dabei ist Rondra keine güldenländische Gottheit und war sowohl den Ur-Thorwaler (Hjaldingardern) als auch dem Volk (Canterer), das sie von Güldenland nach Aventurien vertrieben hat unbekannt. Dann sollen die Hjaldingarder und die Canterer die gleiche Sprache gesprochen haben, können kulturell also nicht so unterschiedlich sein. Die Nachfahren der Canterer, die nach Aventurien ausgewandert sind und das Horas-Reich gründeten, unterscheiden sich aber schon äußerlich sehr von den Thorwalern. Worauf ich hinaus will, ist, daß man sich in der Redaktion vor 10 Jahren noch zu wenig Mühe gemacht hat die verschiedenen Völker in einen konsequent durchdachten Hintergrund einzufügen. Durch die zu geringen Unterschiede in den Göttervorstellungen und kulturellen Wurzeln, speziell der Thorwaler zu den Nachfahren der Canterer in Aventurien, hat man sich selbst vieler potentieller Konfliktherde und damit Abenteuermöglichkeiten beraubt.
Die in dieser Box präsentierten Thorwaler sind sehr klischeehafte, naive, sauf- und rauflustige Tunichtguts, die auf einem irdischen Entwicklungsstand des ausgehenden 9. Jahrhunderts dargestellt werden. Das war aber schon damals ein krasser Widerspruch zu der beschriebenen Entwicklung im Lieblichen Feld, das der größte Seefahrkonkurrent der Thorwaler auf dem westlichen Meer darstellt.
Dabei sind sie auch keine bösen Piraten, sondern sie bekämpfen ihre Opfer lieber mit Schimpfkanonaden und entblößen des Hinterteils. Niedliche, liebenswerte Piraten eben. Dabei hätte eine genauere Beschäftigung mit dem irdischen Vorbild der Wikinger zu Tage fördern können, daß die Sagenwelt der Wikinger einen gigantischen Fundus an Abenteuern und Kampagnen zu bieten hat. Die Götter- und Weltvorstellungen der Wikinger sind zu denen der Thorwaler aber so fundmental unterschiedlich, daß Versuche wikingische Heldensagen zu adaptieren zum Scheitern verurteilt sind.
Ich denke man hätte also wesentlich mehr vom irdischen Vorbild klauen sollen, wie es auch fast alle anderen Rollenspielsysteme gemacht haben. Verbunden mit den aventurischen Spezialitäten, wie der Vertreibung von Güldenland z.B., hätte ein spannender Mix entstehen können. So aber wurden die Spielleiter allein gelassen. In der Box finden sich nämlich keinerlei Hilfen zum gestalten eigener Abenteuer und Kampagnen (bei Runequest z.B. gibt es einen eigenen Band mit Hilfen zur Gestaltung eigener Wikinger-Kampagnen) und mit der Thorwal-Box startete auch eine weitere Unart der Redaktion, nämlich die Regionen, die in einer Box vorgestellt wurden danach der Vergessenheit zu überantworten. Seit 1990 ist außer der Phileasson Saga (die nur ihren Anfang in Thorwal nimmt) kein offizielles Abenteuer mehr erschienen, das in Thorwal spielt. Im Aventurischen Boten (AB) stand zwischen 1990 und 1999 fast nichts mehr zur weiteren Entwicklung in dieser Region. Wobei dies damit begründet wurde, daß im Rahmen der umwälzenden Auswirkungen der Kampagne der Sieben Gezeichneten rund um Borbarad & Co. den Spielleitern "Freiräume" gelassen werden sollten, wo sich nichts ändern soll.
Heute, im Jahr 2000 muß die Box noch kritischer gesehen werden, da sie auch aventurisch als veraltet anzusehen ist.

Das Seefahrt-Heft
Nur kurz will ich auf das zweite Heft eingehen. Eine Beurteilung "Der Seefahrt des Schwarzen Auges" muß nämlich noch schlechter ausfallen, da die Seefahrt sich leider fast ausschließlich auf die Beschreibung von Schiffstypen und einiger NSC's beschränkt. Zu den Geschützen fehlen die Regeln, wie sie zu bedienen sind (die wurden seinerzeit im AB nachgereicht - wäre es wirklich zuviel verlangt wenigstens Kopien mit diesen Seiten aus dem schon ewig vergriffenen AB beizufügen?). Es finden sich auch keinerlei Regeln für den Seekampf. Die wurden viele Jahre später in der Al'Anfa-Box nachgereicht.

Fazit
Wenn FanPro fair wäre, würden sie auf der Box vermerken, daß der Box nicht die in diesem Jahr im Rahmen des dreiteilgen Kartenwerkes die Karten der Olportsteine und der Brinasker Marschen beigefügt werden und das auch sonst der Inhalt einfach 10 Jahre alt ist und deshalb die unveränderten Nachdrucke der Box statt 50 DM nur 30 DM kosten...
Dann könnte man den Kauf der Box auch noch heute empfehlen. So aber verweise ich auf den Gebrauchtmarkt wie Offerto oder eBay und auf die geplante völlig überarbeitete Neuauflage in 2002 oder 2003.

Ragnar Schwefel