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Nedime - Die Tochter des Kalifen
Nedime - Die Tochter des Kalifen
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Art: Handy-Soloabenteuer
Ausstattung: Handy-Abenteuer im Java-Format für J2ME-fähige Handys
Autor: Ulrich Kiesow, Dr. Stefan Blanck
Preis: ca. 5,- Euro
Kontakt: WWW: http://www.chromatrix.com/
Stimmung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Details: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Komplexität: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunktleerer Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Ausstattung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Preis/Leistung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Gesamt: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
DSA-Soloabenteuer auf dem Handy
Vor fast 20 Jahren erschien das erste Soloabenteuer für Das Schwarze Auge. Ulrich Kiesow schrieb damals Nedime - Die Tochter des Kalifen und begründete damit eine ganze Reihe von erfolgreichen DSA-Soloabenteuern. Damals, zu Zeiten des B-Netzes, wo man als Anrufer noch ganz genau wissen mußte, in welcher Funkzelle der gewünschte Teilnehmer gerade war um ihn zu erreichen, waren Handys (oder Endbenutzergeräte für das "öffentliche, bewegte Landfunknetz") sehr teuer und daher nur wenigen Leuten vorbehalten.
Daher wird wohl niemand damals gedacht haben, daß das Abenteuer, was gerade vom Verlag Droemer-Knaur veröffentlicht wurde, rund 20 Jahre später erneut - diesmal als Handy-Version - auf den Markt kommen würde.

Nedime - die Tochter des Kalifen Doch nun gibt es seit kurzem von Chromatrix in Zusammenarbeit mit elkware die ersten DSA-Abenteuer auf Handys. Nach dem Motto "So eben noch das erste DSA-Soloabenteuer in Papierform ... jetzt das erste DSA-Soloabenteuer auf dem Handy" macht Nedime - Die Tochter des Kalifen Auftakt in dieser Reihe.

Wie kommt das Abenteuer auf das Handy? (Installation)
Welches Handy ist dafür überhaupt geeignet? Wie geht das?
Diese und ähnliche Fragen stellen sich das erste Mal, wenn man hört, daß es DSA-Abenteuer auf dem Handy gibt. Diese Abenteuer laufen nur auf Handys welche Java2 unterstützen, insgesamt gibt es derzeit rund 20 verschiedene Modelle (eine vollständige Liste gibt es auf dieser Seite von Chromatrix).
Doch reicht es nicht eines dieser Handys zu besitzen, denn man muß das Abenteuer ja auch erstmal auf das Handy übertragen bekommen. Dies geschieht entweder durch einen Datenkanal der den GSM-Standard nutzt (also von jedem Handy unterstützt werden müßte) oder aber über den GPRS-Kanal, was meistens schneller ist, da GPRS höhere Übertragungsraten ermöglicht (und nach übertragener Zeitmenge und nicht nach der Zeitdauer abrechnet). GPRS muß jedoch oft noch explizit freigeschaltet werden, dies geschieht meist durch einen einfachen Anruf bei der Hotline. Wer ein MMS-fähiges Handy beitzt und schon einmal eine MMS verschickt/empfangen hat, dürfte aber GPRS schon freigeschaltet haben.

Szene aus Nedime - Die Tochter des Kalifen Wenn die technischen Voraussetzungen vorliegen, dann kann man auf der Seite http://www.dsa-mobile.de/ das jeweils gewünschte Abenteuer bestellen, in dem man auf sein spezielles Handy klickt (für jedes Handymodell gibt es eine extra angepasste Version).
Gezahlt wird entweder per Kreditkarte oder aber per Click & Buy von Firstgate. Bei Click & Buy handelt es sich um ein im deutschsprachigen Internet inzwischen gebräuchlichen Zahlungssystem, mit dem vor allem kleinere Beträge bezahlt werden können. Neben Chromatrix vertrauen auch z.B. die renommierte Stiftung Warentest oder das c't-Magazin auf Click & Buy. Beim Zahlungsvorgang gibt man noch seine Handynummer ein und kurze Zeit nach der Bezahlung erhält man schon eine sogenannte Dienstemitteilung via SMS.
Mit dieser SMS kann man dann das Abenteuer vom Chromatrix-Server herunterladen. Für diesen Download fallen noch weitere Kosten an, die jedoch von Netzanbieter zu Netzanbieter unterschiedlich ausfallen. Nedime - Die Tochter des Kalifen ist z.B. abhängig vom verwendeten Handy-Modell unterschiedlich groß. Beim Nokia 3650, welches für den Test verwendet wurde, dem Nokia 7650 und dem Sony Ericsson P800 ist das Abenteuer insgesamt 183 KB groß, bei den anderen Handy-Modellen werden kleinere/weniger Grafiken angezeigt, so daß hier die Download-Größe deutlich geringer ist.
Daher sollte man sich unbedingt erkundingen, wie teuer der Download von einem KB bei seinem Netzanbieter ist. Dies hängt natürlich vor allem auch vom Handy-Vertrag ab, wer einen Vertrag mit hohen Datenvolumen abgeschlossen hat, zahlt im günstigsten Fall nur ein paar Cent an seinen Netzanbieter.
Vor dem eigentlichen Download kann man - je nach Handy-Typ natürlich - auswählen ob das Abenteuer im Handy-Speicher selbst oder auf einer externen Speicherkarte (so vorhanden) gespeichert werden soll. Wer diese Auswahl hat, sollte unbedingt die letzte Option wählen, da man so auf der sichereren Seite ist. Denn sobald bei einem Handy mit internem Speicher irgendwann einmal die Firmware (das Betriebssystem) aktualisiert wird, oder aber wenn man ein Austausch-Handy bekommt - dann hat man von den intern abgespeicherten Daten nicht viel.

Hat man das Abenteuer dann abgespeichert, dann kann es endlich losgehen...

Szene aus Nedime - Die Tochter des Kalifen Das Abenteuer beginnt!
Nachdem das Abenteuer installiert wurde (was trotz des Eindruckes, den der obige Textes eventuell weckt, gar nicht so lange dauert) kann es endlich losgehen. Startet man das Abenteuer taucht erst einmal das farbige Abenteuercover (siehe oben) auf, natürlich nur wenn das benutzte Handy Farbe unterstützt - ansonsten gibt es halt Graustufen.
Direkt danach wird man kurz und bündig über Das Schwarze Auge im allgemeinen und Nedime - Die Tochter des Kalifen im besonderen informiert.
Wenn man zum ersten Mal eines der DSA-Abenteuer auf dem Handy spielt, kann man natürlich noch keinen existierenden Heldentypen nutzen, sondern muß stattdessen einen der vierzehn angebotenen Archetypen auswählen, das Geschlecht angeben und dann dem Helden oder der Heldin einen Namen geben. Bei den Archetypen stehen alle Heldentypen der beiden DSA-Boxen Das Schwarze Auge und Schwerter und Helden zur Verfügung, außer der Magierin und der Elfe - denn bekanntlich gibt es nur wenige Soloabenteuer die die Komplexität der Magie ins Spiel adäquat einbringen können.

Szene aus Nedime - Die Tochter des Kalifen Worum geht es in dem Abenteuer?
Prinzessin Nedime, die Tochter des Kalifen Abu Dhelrumun, wurde entführt. Der finstere Sultan Hasrabal hält die bezaubernde Tochter in seinem Palast in Gorien gefangen, und bisher hat es niemand geschafft sie zu retten.
Doch ein wahrer Held lässt sich nicht davon entmutigen und versucht es dennoch - und genau darum ist man jetzt selber am Drücker (der Handy-Tasten).

Eine Talentprobe Technische Umsetzung
Die alles entscheidende Frage ist ja: Wie wurde das Abenteuer auf dem Handy umgesetzt? Bei normalen Soloabenteuern ist es ja so, daß man sich mit Würfel, Heldenbogen und ggf. Zettel und Stift "bewaffnet" an einen Tisch setzt, und dann die einzelnen Abschnitte des Abenteuers liest, an den Verweisen umblättert, ab und zu Proben/Kämpfe auswürfelt. Das alles fällt natürlich bei einem Handy weg, denn man braucht nur das Handy selbst.
Mit den Navigationstasten des Handys scrollt man den Text, denn logischerweise ist Nedime - Die Tochter des Kalifen als Umsetzung eines DSA-Soloabenteuers vor allem textbasiert. Wenn man an einen Auswahlpunkt kommt, kann man eine der verschiedenen Optionen auswählen und durch einen Klick bestätigen - das lästige Blättern durch ein ganzes Heft entfällt also.
Doch natürlich lockern auch Grafiken den Text auf, ähnlich wie in den normalen DSA-Soloabenteuern gibt es in einzelnen Abschnitten immer wieder nette Illustrationen (siehe diese Rezension mit Beispielgrafiken; Hinweis: Die Grafiken mit der Talentprobe und dem Kampf stammen nicht aus diesem Abenteuer). Diese Illustrationen orientieren sich zum Teil an den ursprünglichen Abenteuerabbildungen (z.B. bei Zwergnase) oder wurden extra neu angefertigt. Im Gegensatz zu dem eigentlichen Soloabenteuer Nedime - Die Tochter des Kalifen, auf dem ja das gleichnamige Handy-Abenteuer basiert, sind diese natürlich in Farbe gehalten.

Ein Beispiel einer Kampfszene Kommt es zu einem Kampf oder aber einer Talentprobe (wenn man z.B. sich verstecken will), dann beginnt normalerweise das große Würfeln. Doch hier funktioniert das alles im Handy selbst. Virtuelle Würfel (W20 und W6) rollen auf dem Display, und man muß eigentlich nichts machen - außer halt die Würfel anzuhalten und zu entscheiden ob und ggf. mit wem man weiter kämpfen möchte. Die Regeln für Talentproben und Kämpfe orientieren sich an dem Regelwerk der 4. DSA-Edition, so daß z.B. bei erschwerten Proben +2 der Zuschlag nicht nur bei einer guten Eigenschaft, sondern bei allen Eigenschaften geschafft werden muß.
Das neue Regelwerk macht sich auch an anderen Stellen bemerkbar, so z.B. wenn man die gewonnenen Abenteuerpunkt sofort zum Steigern verwenden kann - was für DSA'ler die vor allem noch nach der 3. Regeledition spielen anfangs etwas ungewohnt ist.

Fast an jeder Stelle des Spiels (nur nicht gerade im Kampf) kann man sich den "virtuellen Heldenbogen" anschauen, in dem die einzelnen Charakter-, Talent- und Kampfwerte, die Ausrüstungen usw. übersichtlich aufgelistet sind. Von hier aus kann man auch die sogenannten "Checkpoints" (wobei man sich fragen muß, warum das hier nicht - wie bei DSA eigentlich üblich - mit einer deutschen Bezeichnung versehen ist) abrufen, denn alle paar Abschnitte wird automatisch abgespeichert, so daß man von hier aus im Zweifelsfall erneut beginnen kann.
Nokia 3650 mit dem Abenteuer Geheimnis der Zyklopen Was besonders gefällt, ist die Möglichkeit, daß man nach dem erfolgreichen Absolvieren eines Abenteuers den erfolgreichen Helden auf einem Chromatrix-Server mit Passwort abspeichern kann, und diesen Helden dann in die weiteren Abenteuer übernehmen kann (wobei dies vom verwendeten Handytyp abhängt). Diese Helden landen auch auf dem Chromatrix-Server in einer Art Bestenliste, welche nach den unterschiedlichen Archetypen sortierbar ist (wobei die horasischen Streuner als horasische Gaukler verzeichnet sind). Schade jedoch, daß man seinen Heldentypen nicht "lokal" speichern kann, damit man ihn direkt ins nächste Abenteuer übernehmen kann - aber da die J2ME-Programme auf Handys gewissen Sicherheitsbeschränkungen unterliegen, liegt es wahrscheinlich daran, daß es nur über den Umweg über den Server geht - wobei hier jedoch auch nur geringe Daten (1 bis 2 KB) übertragen werden müssen, udn sich somit die Kosten in Grenzen halten dürfen.
Negativ zu sehen (das ist jetzt nicht ganz ernst gemeint!) ist jedoch, daß man im Gegensatz zu den Soloabenteuern in Papierform seine Würfelergebnisse nicht "optimieren" kann... grinsender Smiley

Szene aus Nedime - Die Tochter des Kalifen Inhaltliche Umsetzung
Man fragt sich natürlich "Passt ein DSA-Abenteuer komplett in ein Handy rein?" - und man kann diese Frage mit einem guten "Ja, aber..." beantworten. Zwar unterstützen die modernsten Handytypen heutzutage schon Speicher in Megabyte-Größe, aus programmtechnischen Gründen (und der Abwärtskompatibilität) müssen die Abenteuer jedoch möglichst klein gehalten werden. Aus diesem Grund wird auch der reine Text immer wieder komprimiert, so daß bei dem Laden eines neuen Spielabschnitts das ganze erst einmal wieder entpackt werden muß (was man anhand der Ladebalken auch erkennen kann). Inhaltlich ist Nedime - Die Tochter des Kalifen annähernd komplett, einzig und allein der unterirdische Tunnel fehlt. Ansonsten ist alles da, der Koch Zwergnase, Sultan Hasrabal selbst, der legendäre Schleiertanz (diesmal mit farbigen Illustrationen), ein gewisser Trank (der jedoch von der Wirkung her an DSA 4 angepasst wurde) usw.
Da das Ursprungs-Abenteuer nicht unbedingt als komplex zu bezeichnen ist, wundert es auch nicht, daß die Handy-Variante auch nicht so umfangreich geworden ist. Doch kann man das erste DSA-Soloabenteuer Nedime - Die Tochter des Kalifen kaum mit einem jüngeren Soloabenteuer wie Ewig ist nur Satinav vergleichen, welches deutlich komplexer ist.

Fazit
Natürlich kann man Nedime - Die Tochter des Kalifen als Handy-Abenteuer nicht mit einem heutigen PC-Spiel vergleichen, was Komplexität, Interaktion und Präsentation angeht. Wenn man jedoch bedenkt, daß ein Handy-Spiel vor allem für den kurzen Zeitvertreib (in der Pause, in der Bahn usw.) gedacht ist, und einfache Spiele wie z.B. Snake sehr erfolgreich sind, dann weiß man, das an ein Handy-Spiel andere Ansprüche als an ein PC-Rollenspiel gestellt werden müssen. Und hier weiß Nedime - Die Tochter des Kalifen zu gefallen. Der Umfang orientiert sich zwar grundsätzlich am papiernen Original, was bedeutet, daß das Abenteuer nicht ganz so komplex wie heutige Abenteuer ist. Hier wird dann gerne eingeworfen, daß das ganze vom Preis/Leistungsverhältnis daher nicht so toll wäre. Doch selbst wenn man für ein Spiel 4,99 Euro zahlt (bei den Providern direkt gibt es dieses (und die anderen) Abenteuer teilweise billiger - so z.B. kann man auf der Internet-Seite eines großen privaten Fernsehsenders aus Köln die Abenteuer auch günstiger bekommen), sollte man bedenken, daß man bei einem Soloabenteuer verschiedene Lösungsmöglichkeiten (und zusätzlich noch in Kombiniation mit verschiedenen Charakteren) und so einen Spielspaß von mindestens zwei, drei Stunden hat.

Daher kann man Nedime - Die Tochter des Kalifen als gute Kurzweil-Unterhaltung eigentlich nur empfehlen. Wer die beiden notwendigen Voraussetzungen erfüllt (Handy und Interesse an DSA-Soloabenteuern) sollte sich dieses Abenteuer unbedingt anschauen.

Siehe auch:

Jens Matheuszik