Neue Kund und Nachricht vom Immerwährenden Hort der Hesindianischen Gaben
Nr. V, VI & VII
Hesinde-Spiegel
30. HES 1020 BF
Versenkungsfest

Magazin der Gelehrten und Weisen, Nachrichtenblatt der Akademien und Schulen, Blatt der Weisheiten, Medium der Hohen Herrin Hesinde und Organ der Magisterin der Magister aus den Heiligen Hallen zu Kuslik
Preis der Weisheit: 5 Golddukaten

Blick durch Raum und Zeit
Schwarze Augen

"Die Sterne am Firmament erscheinen unendlich und zahllos, doch jeder weiß, das jeder Stern eines Tages vom Himmel stuerzen wird. Große Kostbarkeiten, allen voran das Schwarze Auge, entstehen aus diesen gefallenen Sternen."

'Brevier der zwölföttlichen Unterweisung', 312 vor Hal

"Welch gloriose Gabe, den Sterblichen die schwarzen Steinaugen SEiner Feinde darzubieten, auf daß sie hinter die Fassade blicken und daran zugrunde gehen."

Aus der 3. Lobpreisung der 'XIII. Lobpreisungen des Namenlosen'

"Das alte Tulamidya kennt es als Al Satafir (Nachtauge), das Alt-Güldenländische nennt es Optolith (Sehender Stein), der Gelehrte Arkanoskop, doch der Volksmund bezeichnet es schlicht als Schwarzes Auge. [...] Diese gefallenen Sterne, Träger der Essenz aus der Sechsten Sphäre, gelten als die wichtigsten und geheimnisvollsten Artefakte - und doch sind sie kaum bekannt, scheinen in der Geschichte nicht aus ihrem eigenen Schatten herauszutreten. Rohal sagte, das Mysterium von Kha vergrabe seine Geheimnisse in Schwarzen Augen, und ich halte sehr viel von der Theorie, daß einst Illumnestra, die Verkünderin unserer Kosmogonie, zu einem Novizen sagte, es sei sinnlos mit einem Schwarzen Auge in die Ferne blicken zu wollen, sei doch unsere Welt nichts weiter als ein gigantisches Schwarzes Auge, in das Wesen voller Träume aus Welten jenseits des Auges blicken."

'Astrale Geheimnisse', originalgetreue Abschrift, 467 vor Hal von Niobara von Anchopal

Bedeutung
Schwarze Augen sind in Aventurien der Inbegriff von Allwissenheit, Geheimnis und Hoher Magie. Diese Artefakte, mit denen man an jeden gewünschten Ort blicken kann, sind in Händen von Gildenoberhäuptern und Verhüllten Meistern mystische Instrumente, von denen ein Uneingeweihter nie mehr als einen Hauch erfahren kann. Ganz im Sinne Phexens, der sie vom Sternenhimmel fallen läßt - oder sollte es etwa eine andere in der Sechsten Sphäre hausende Wesenheit sein, die sie nach Dere schleudert?
Es sind nicht viele Sagen, die von Schwarzen Augen erzählen, doch in allen sind sie nur ein ungelöstes Rätsel im Hintergrund, das die Wendungen und Wirrungen der Geschichte unverändert übersteht. Die Historien sprechen kaum von ihnen: Es ist keine großartige Vision bekannt geworden. Wenn einmal ein Krieg um ein Auge geführt wurde, so hat sich dies nicht in den Chroniken niedergeschlagen. Es scheint, als ob sich diese Schöpfungen aus Meteoreisen und Magie der Welt entziehen.
Das legendäre Erste Schwarze Auge ist ein Erzartefakt, mit dem nur Siebenstreich und die Dämonenkrone in einem Atemzug genannt werden.

Wissen
Schwarze Augen befinden sich nahezu vollständig in den Händen von geachteten Gildenmagiern, die ihren Optolithen meist als wertvollstes Eigentum betrachten und eifersüchtig über ihn wachen. Nirgendwo wird stärker Obskurantismus betrieben, als beim Wissen um die Schwarzen Augen: Der Besitz wird geleugnet, essentielle Berichte und Analysen liegen unter Verschluß und die wenigen existenten Artefaktthesen werden häufig per MEMORABIA auswendig gelernt und vernichtet. Anderen Zauberern und Schülern wird vom Auguren - wie die Besitzer seit Bosparans Zeiten genannt werden - höchstens ein kurzer Einblick gewährt, um Macht zu demonstrieren und zu zeigen, welche Kostbarkeiten der Kosmos bereithält.
Die größte zugängliche Analysensammlung (ein komplett entschlüsseltes und drei tiefgehend untersuchte Arkanoskopen) weist die Akademie der Magischen Wissens zu Methumis auf. Viele oberflächliche Berichte finden sich in der Academia der Hohen Magie zu Punin. Thesispapiere zur Erschaffung von Schwarzen Augen auf Basis von Ladungen besitzen die Akademien von Khunchom und Rhayodan de Porcupino vom Institut der Arkanen Analysen. Die Erschaffung von unbeschränkt nutzbaren Arkanoskopen ist ebenso unbekannt wie der INFINITUM.
Die magische Literatur verschweigt mehr als sie preisgibt: Die Enzyclopaedia Magica listet Allgemeines, Sichtungen und etliche Querverweise auf. Gandolf von Gareth kannte sich offenbar bestens mit Schwarzen Augen aus, beschreibt in der Ringkunde für Fortgeschrittene aber nur ausführlich die Wirkung, nicht die Erschaffung. Weiteres bieten Astrale Geheimnisse (Beziehungen zur Astronomie), Theorie der Wahrnehmung und Beobachtung (Spekulationssammlung), Etherisches Geflüster (krude Behauptungen) sowie die Systemata Magica (Kosmologie, Arkanologie) und angeblich auch das Naranda Ulthagi - beides Werke, die aber entweder unverstanden oder verschollen sind.

Entstehung
Schwarze Augen sind die größten Kostbarkeiten, die vom gestirnten Himmel fallen: Die niedergegangene Sternschnuppe muß mindestens kindskopfgroß sein. Seine Feuerkugel und der donnernde Einschlag sind meist über 100 Meilen weit zu vernehmen. Der Krater hat einen Durchmesser von mehreren Dutzend Schritt. Es heißt, daß die Kraft des gefallen Sterns, der wie Mada die Sphären durchstoßen hat, von der Mondphase abhängig ist. Vollmondmeteoriten und Neumondmeteoriten sollen die stärksten Sphärenkräfte in sich gebunden haben, so daß sich in ihnen Einsprengsel von Endurium finden.
Der schwarze Meteorit kann nur solange er noch glüht oder zumindest warm ist, verzaubert werden: Mittels Zauberei (als Möglichkeiten werden am häufigsten HARTES SCHMELZE, Dienste von Erzdschinnen und Agribaal genannt) wird das Meteoreisen in perfekte Kugelform gebracht. Kein Makel darf an dieser vollendetsten aller Formen sein.
Die Magie, die aus einer Sternschnuppe einen Optolithen macht, muß dem Kanon der komplexesten Rituale der Hochmagie angehören. Für dieses Artefakt sind nicht nur ein Bindender Spruch und ein halbes Dutzend Wirkende Sprüche nötig, sondern auch potente Paraphernalien und Ingredienzien. Es heißt, daß der Optolith in der Orkschädelsteppe vom Zauberer Morghai unter Verwendung von Blutmagie geschaffen wurde.
In den letzten zwei Jahrhunderten ist kein Fall bekannt geworden, in dem ein unbegrenzt nutzbares Schwarzes Auge mittels INFINITUM geschaffen wurde. Von den auf Ladungen oder stark eingeschränkter Semipermanenz basierenden ARCANOVI-Varianten wird nur etwa einmal in einer Generation eines gefertigt. Jedes ist für sich ein Unikat: Es gibt keine drei Arkanoskopen, die nach der selben Artefaktthesis verzaubert wurden. Zauber, die zu den Wirkenden Sprüchen gehören könnten, sind OBJECTUM FIX, ODEM ARCANUM, SCHARFES AUG', PENETRIZZEL sowie solch wenig bekannte oder verschollene Formeln wie PLANASTRALE ANDERWELT, BLICK DURCH FREMDE AUGEN, WAS VERLOREN ... und ADAMANTIA EHERN UND FEST.
Nach der Verzauberung läßt sich das Schwarze Auge nur noch 7 x 7 Schritt weit bewegen, danach ist es unverrückbar. Dadurch erklärt sich auch die seltsame Baulage mancher Magiertrüme und Akademien, die um einen gefallenen Stern herum errichtet wurden. Da die meisten Meteoriten im Norden Aventuriens niedergehen, finden sich auch hier die meisten Optolithen. Einige wenige Augen sollen transportabel sein. Dieser Begriff relativiert sich aber bei einem Gewicht von etwa 50 Stein schnell - Meteoreisen ist deutlich schwerer als Stahl.
Der Codex Albyricus bestimmt in Foliant I, § 240a, daß nur Zauberkundige ein Schwarzes Auge anwenden dürfen. Da jedoch Viele vor diesem nicht mal 500 Jahre alten Werk geschaffen wurden, gibt es gewiß manche Augen, die von jedem aktiviert werden können.

Fähigkeiten
"Er war schwarz wie die Nacht: Kalt und undurchsichtig. Und doch glaubte man, in den Augenwinkeln eine Reflexion oder Tiefe zu erkennen, die beim genauen Hinsehen sogleich wieder verschwand. Als ich meine Hand auf die Kugel legte, glomm sie unter meinem Fleisch violett auf, um dann rostrot zu glühen. Knistern zuckte über den Stein und kroch meinen Arm hinauf. Plötzlich blutete es aus meinen Fingernägeln. Nebel wallten im Stein und rissen dann mit schmerzhafter Klarheit auf: Ich starrte auf eine knochige Landschaft, in der Bäume aus Gehenkten und Berge aus geborstenen Treppen bestanden. Eine Gestalt in einer Kutte, Schwert und Peitsche zu Händen, glitt über beinerne Stufen. Wie gebannt konnte ich den Blick nicht lösen, obwohl mich Grausen ergriff. Da entdeckte mich das Wesen und starrte mich mit Augen aus dem Nichts an. Direkt sprang es auf mich zu. Mein Geist war nur noch von der schreienden Dunkelheit unter der Kutte erfüllt - dann erlosch das Auge."

Letzter Tagebucheintrag eines Brabaker Adepten, am nächsten Morgen mit Schwertwunden und Striemen tot aufgefunden, 967 BF

Der Blick in ungeahnte Ferne ist die Macht, die ein Schwarzes Auge verleiht. Hierbei sollen viele Artefakte recht eigensinnig sein und häufig etwas zeigen, was man besser niemals erblickt hätte. Neben dem Blick aus allen möglichen Perspektiven, ist es bei manchen Arkanoskopen auch möglich, die Augen eines anderen Menschen oder Tieres zu verwenden.
Schwarze Augen, deren Erschaffung mißlang, oder die durch eine astrale Katastrophe für immer verändert wurden, zeigen oft nur noch Unbrauchbares: Den Blick auf den stets selben Ort, verschwommene Sicht oder gar die Astralperspektive aus dem näheren Limbus.
Einige Schwarze Augen können in andere Sphären sehen, so wie das zerstörte Dämonenauge von Brabak. Andere sollen anstatt in den Raum in vergangene Zeiten blicken können (BLICK IN DIE VERGANGENHEIT). Spekulationen über gedankenlesende Optolithen kursieren seit eh und je. Dem Ersten Schwarzen Auge spricht man all diese Möglichkeiten zu - und noch Weitere, die an die Macht von Göttern gemahnen.

Schwarze Augen im Spiel

Schwarze Augen sind Meisterartefakte. Sie sind ein willkommenes Mittel, um der Gruppe bedeutende Informationen zukommen zu lassen. Aber ebenso überraschend wie die Helden zu einem solchen Artefakt Zugang erhalten hat, kann er vom Meister problemlos wieder entzogen werden. Seien Sie sparsam beim Einsatz: Das namensgebende Artefakt sollte im Spiel nur zur Geltung kommen, wenn es über großen Dingen steht. Wenn Sie wissen möchten, was aus heutiger Sicht übertriebene Bemühung dieser Artefakte ist, müssen Sie nur ein bißchen im Abenteuer DIE GÖTTIN DER AMAZONEN blättern.
Einen Optolithen uneingeschränkt den Helden zu überlassen, bedeutet, Aventurien seiner Geheimnisse zu berauben und das Spielgeschehen zu einem immer fader werdenden Vorhersehen und Fernsehen zu machen. Es werden bewußt keine spieltechnischen Werte angegeben: Spielerhelden können keine Schwarzen Augen erschaffen. Punkt.

Schwarze Augen in Aventurien
(Absolute Meisterinformationen)

Pyrdacors Auge
Das Erste Schwarze Auge, ein Artefakt aus den Nebeln der Zeit, soll einen Durchmesser von über einem Schritt haben und gänzlich aus Endurium bestehen. Es war Teil der Allwissenheit des Gottdrachen Pyrdacor, ehe es von Trollen geraubt und in das Ewige Eis verschleppt wurde, wo es noch heute liegen soll. Frostwürmer sind angeblich so versessen auf dunkle Gegenstände, weil ihre ganze Rasse nur dazu erschaffen wurde, diesen Stein wiederzufinden. Doch wer weiß, ob es überhaupt noch im Grimmfrost zu suchen ist: Vielleicht liegt es längst in der Khom neben einem an Hitzschlag gestorbenen Frostwurm ...

Optolithen
Nicht einmal ein Dutzend Schwarze Augen sind bekannt, die sich uneingeschränkt - also zumindest einmal am Tag - nutzen lassen. Von diesen sind vielleicht ein oder zwei transportabel. Weitere zwei Dutzend basieren auf Ladungen, sind nur unter großem Aufwand zu verwenden oder schlicht mißlungen. Auch unter diesen sind die Transportablen an einer Hand abzuzählen.

  • Nahemas Turm in Havena: Ein beseeltes Auge, das den Betrachter in Bann und Verderben stürzt (Albernia S. 78)
  • Bibliotheksturm der einst schwarzmagischen Akademie von Donnerbach (Magie des Schwarzen Auges S. 109)
  • Das Sphärenauge von Brabak, mittlerweile zerstört, da Dämonen durch das Artefakt nach Dere gelangen konnten (Der Tiefe Süden S. 16)
  • Katakomben von Warunk, die Erschaffung wird dem Drakologen Pher Drodont zugesprochen (Der Lichtvogel S. 174ff.)
  • Felsenorakel vom Einsiedlersee, in den Magierkreigen vom Blutmagier Morghai geschaffen (Die Schicksalsklinge)
  • Villa Tamerlein in Festum (Aventurischer Bote 24)
  • Sternenkugel von Al'Anfa: Von Anhängern des Namenlosen aus der Stadt des Schweigens gestohlen und später dem Leuchtturmwächter und Alchimisten Wischwugul auf Phrygaios übergeben (transportabel!) (Das Eherne Schwert, Das Geheimnis der Zyklopen)
  • Das Ogerauge in Galottas Turm im Ochsenwasser: überdimensional und unbrauchbar (Mehr als 1000 Oger), wird demnächst von der KGIA abtransportiert und im Kosch "endgelagert"
  • Schule der Variablen Form zu Mirham: Vom Bund der Schatten aus Shamaham gestohlen, wo es der Magier Helborn besaß (transportabel!) (Die Göttin der Amazonen)
  • Rohezals Turm im Amboß (Der Lichtvogel)
  • Kun-Kau-Peh im Regenwald: urzeitlich und unbekannt (Der Tiefe Süden S. 74)
  • Palast von Al'Ahabad: Man fragte sich schon, warum dieser Komplex mitten in der Gorischen Steppe errichtet wurde. Zwei Diebe, die törichterweise das nicht transportable Auge stehlen wollten, hat Sultan Hasrabal in Mäuseriche verwandelt. (Nedime, Tochter des Kalifen)
  • Drachenei-Akademie zu Khunchom (ladungsbasierend): hat beim Fallen vom Himmel vor zweihundert Jahren eine Spektabilität erschlagen
  • Ohort im Orkland: ein von Nahema geschaffenes Auge, das in die Vergangenheit blicken kann (Der Orkenhort)
  • Informations-Institut zu Rommilys: Zur Zeit der Friedenskaiser schenkten es tulamidische Weise dem Hofmagus des Horas. Um das Artefakt herum bildete sich der Orden vom Auge als mystisches Beratungsorgan, das auch heute noch besteht. Der Aufbewahrungsort des Artefakts wanderte von Bosparan über Punin und Gareth in die darpatische Fürstenstadt (transportabel!) (Mysteria Arkana)
  • Al-Achami-Akademie zu Fasar
  • Shafirs Hort: Mißlungenes Artefakt der Akademie des Magischen Wissens zu Methumis (Fürsten, Händler, Intriganten)
  • Schwarze Feste in der Gorischen Wüste: Eines vernichtet, eines in den Limbus geschleudert, eines unter den Trümmern begraben ... (Krieg der Magier)

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