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Zauberei & Hexenwerk
Zauberei & Hexenwerk
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Art: Regelbox
Ausstattung: Aventurische Zauberer: 160 Seiten s/w, Mit Wissen und Willen: 203 Seiten s/w, Liber Cantiones: 192 Seiten s/w, Magische Bibliothek: 24 Seiten s/w, Archetypen: 16 Seiten Farbe/32 Seiten s/w, A2-Heldentypen-Poster in Farbe, 4 Magieglossare s/w, 8 Zauberdokumente s/w
Autor: Florian Don-Schauen, Thomas Römer, Anton Weste
Illustrationen: Zoltán Boros/Agentur Kohlstedt, Caryad, Jens Haupt, Ina Kramer, Sabine Weiss u.v.a.
Preis: 35,- Euro
Kontakt: Fantasy Productions GmbH
Ludenberger Str. 14
Postfach 1416
40674 Erkrath
WWW: http://www.fanpro.com/
eMail: arnfried@fanpro.com
Stimmung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunkt
Details: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Komplexität: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunkt
Ausstattung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunkt
Preis/Leistung: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Gesamt: voller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktvoller Bewertungspunktleerer Bewertungspunkt
Was lange währt wird endlich gut?
Unter skeptischen Blicken liess sich die neue Magie-Box des schwarzen Auges von erwartungsvollen Spielern und Meistern öffnen. Frisch von der Spiel 2002 in Essen, FanPro quasi aus den Händen gerissen, und von guten Wünschen Thomas Römers und Florian Don-Schauens begleitet, konnten wir eine Woche lang die etwa 600 Seiten Gesamtwerk durchwühlen und auf Herz und Nieren prüfen.

Wer die vierte Edition des Abenteuer-Basis-Spieles in Verbindung mit Schwerter und Helden als gewaltige Umwälzung empfunden hat, ob des vielfältigen Kampfsystems, dass dennoch die ursprünglichen DSA-typischen Proben und Eigenschaften behalten durfte, der wird sich beim Studium dieser Regelbox gehörig umschauen.

Der Aufbau folgt der neuen Linie für die Regelboxen und weist deutliche Parallelen zur Box Schwerter und Helden auf.
Der Pool an Sonderfertigkeiten wird um magische Eigenheiten erweitert, die das Gefüge der Macht genauso farbenfroh gestalten, wie die Spezialitäten, die den Schwertgesellen vom thorwalschen Piraten trennen.
Im Zuge der vierten Ausgabe werden alle Charaktere einfach, nun ja, bunter. Gerade Magiebegabte sind ja gewissermaßen von Natur aus mit Eigenheiten gespickt. Beim Vergleich der Archetypen fällt bereits auf, wie sehr die Kultur, die Vor- und Nachteile sich auf die Gestalt der Figuren auswirken.

Archetypen
Gerade Magiebegabte sind ja gewissermaßen von Natur aus mit Eigenheiten gespickt. Beim Vergleich der Archetypen fällt bereits auf, wie sehr die Kultur, die Vor- und Nachteile sich auf die Gestalt der Figuren auswirken.
Beginnt das farbige Heftchen doch mit der Olporter Kapermagierin, die den durchschnittlichen Mittelländer grinsend unter den Tisch trinken kann, die in typisch thorwalscher Art eher prakmatisch veranlagt ist und hochgeistigen Theorien meist nur den Tauschwert des Folianten gegen nützliche Gebrauchsgegenstände beimisst.
Im Gegensatz zu dieser emotionalen Wutausbruchsmaschine steht der nuechterne Waldelfische Kämpfer, mit dem der Kreis der Archetypen sich schließt: Das Urbild des Elfen schlechthin mit seiner Weltsicht, geprägt von Werden und Vergehen, seinem Begriff von Notwendigkeit und seiner kompromisslosen Ablehnung der menschlichen Werte; alles längst bekannt und doch scheint das neue System auch dieser vertrauten Figur neues Leben einzuhauchen.
Weiterhin stehen für den Sofortstart ins magische Abenteuererleben zur Verfügung:

  • der tulamidische Magier
  • die horasische Scharlatanin
  • der erzzwergische Geode
  • die tulamidische Sharisad
  • der Nordmärker Druide
  • die bornländische Hexe

Aventurische Zauberer Aventurische Zauberer
Das Erschaffungsbuch für magische Helden hangelt sich durch alle dazu nötigen Werkzeuge: Generierung, Vorstellung der Professionen, eine Auflistung weiterer Vorteile und Nachteile sowie die zusätzlichen (!) Sonderfertigkeiten.
Zunächst sei angemerkt, dass als Folge der Regelung mit definierten Sonderfertigkeiten und Vorteilen ALLE (magischen) Professionen in eine der folgenden Klassen eingeteilt werden: Vollzauberer, Halb- oder Viertelzauberer.
Als Vollzauberer gelten Druide, Geoden, Hexen, die neuen Kristallomanten (Achaz), Magier und die elfischen Professionen. Gerade den letztgenannten werden nun mehrere doch stark unterschiedliche Rollen innerhalb ihrer Sippengemeinschaft ermöglicht. So wird es manch einen sicher freuen, alsbald mit dem elfischen Kämpfer ganz Dere unsicher machen zu können.
Den Kristallomanten stehen die magischen Wege der Edelsteine offen, Thesisbindung und vieles mehr lassen sich nun arkan mit den vielen bunten Steinchen verknüpfen.
Halbzauberer sind Scharlatan, Schelm, Derwisch, Zaubertänzer und Zibilja. Die drei letztgenannten sind Anwender magischer Ritualzauber (z.B. Tänze).
Viertelzauberer sind letztendlich Alchimisten, Gjalskerländer Tierkrieger und Ferkina-Besessene, alle ausführlich beschrieben. Und natürlich der Magiedilettant, welcher in seinen Fähigkeiten ein wenig aufgewertet wurde.

Den Schwerpunkt des Buches nehmen die Magierakademien ein, wie auch Gildenmagier die größte Vielfalt unterschiedlicher Ausprägungen derselben Schule hervorbringen. Ganze achtunddreißig (38) Seiten sind den Lehranstalten gewidmet, so daß ein junger Eleve (sprich : Spieler) schonmal recht genau weiß, wo er denn nun eigentlich herkommt.
Schamanistische Zauberei soll in der Box Götter und Dämonen enthalten sein und fehlt demzufolge hier.

Mit Wissen und Willen Mit Wissen und Willen
Dieses Buch enthält im wesentlichen die Grundkapitel der Mysteria Arkana, wer darin belesen ist, wird einige Passagen wiedererkennen. Behandelt werden unter anderem die Artefakte und die Alchimie, reichlich Rituale für die verschiedenen Repräsentationen, Elementzauberei, die Gilden, Sphärenkunde für Anfänger grinsender Smiley und vieles rund um die Stimmung der Magie.
Nicht enthalten sind etwa die komplette Dämonenhierarchie, neben den zwei Beispielen hierzu nur noch ein Verweis auf die für das nächste Jahr geplante Box Götter und Dämonen.

Hier kurz und knapp alle wichtigen Neuerungen für Kenner der "alten" Magie:

  • jeder Zauberer nennt eine Repräsentation sein eigen: Gildenmagier, Hexen, Elfen, Druiden, Geoden, Schelme, Scharlatane, Borbaradianer und Achaz-Kristallomanten. Diese Repräsentation ist spieltechnisch mit Auflagen (z.B. als Hexe bitte schön Bodenkontakt beim Zaubern), Einschränkungen und Lehr-/Lernmethoden verknüpft. Spielerisch jedoch besagen sie vor allem, wie, also auf welche Art und Weise, jemand Magie wirkt. Diese Neuerung stellt auch eine rollenspielerische Bereicherung dar. Aber keine Angst - viele Zauber sind in mehreren Repräsentationen bekannt; manche Akademie lehrt sogar schonmal den einen oder anderen Zauber in elfischer Repräsentation.
  • jedem Zauberspruch werden nun eines oder mehrere Merkmale zugeordnet, die den Charakter des Spruches beschreiben.
    Statt der alten Einordnung in Kampf, Hellsicht, usw. Sprüche, ist jetzt beispielsweise der "Haselbusch und Ginsterkraut" mit den Merkmalen "Eigenschaften, Elementar(Humus), Form" verknüpft.
    Die alte anwendungsorientierte Sortierung nach der grundsätzlichen Wirkung gilt also nicht mehr ausschlieslich, sondern wird um die ursächlichen Verknüpfungen erweitert. Eine passende Sonderfertigkeit "Merkmalskenntnis" sowie der Vorteil "Begabung für [Merkmal]" finden sich folgerichtig in Aventurische Zauberer. Außer den Elfen besitzen fast alle Vollzauberer zumindest eine Merkmalskenntnis.
  • neu sind nun auch die spontanen Modifikationen, die einige Zauberkundige aus der Rolle der berechenbaren Spruchmaschine erlösen. Ob durch schiere Kraft (Aufwendung von AsP), hohe Kunstfertigkeit (Probenerschwernis) oder Geduld, es lassen sich nun die Reichweite erhöhen, die AsP-Kosten senken, die Magieresistenz umgehen u.v.m.
Desweiteren erfahren die magischen Sonderfertigkeiten eine genauere Beschreibung. Die Rituale einer Repräsentation sind aufgelistet und beschrieben, seien es Dolchrituale, Hexenflüche, Stabzauber... Diese nun als Sonderfertigkeiten geführten magischen Fähigkeiten werden genauer beschrieben als in der dritten Edition, und - es sind mehr geworden: Allein zwölf Stabzauber anstelle der früheren sieben.
Wer sich nach Studium der Mysteria Arkana fragend nach dem Kapitel "Tödliche Träume" erkundigte, dessen Neugierde wird jetzt gestillt, denn Mit Wissen und Willen kann mit ebendiesem aufwarten.

Liber Cantiones Liber Cantiones
Die Spruchsammlung für alle Zauberer. Enthält ca. 250 Zaubersprüche, viele altbekannt, manche umbenannt, einige verändert. Zauber erhalten nun jeweils ihre Merkmale, alle Modifikationen sind erläutert, die Wirkung des Reversalis jeweils direkt beim Zauberspruch angegeben und auch die Möglichkeit Antimagie zu wirken, mit Liste der entprechenden Zauber und was sie konkret anrichten. Und das ist eine feine Sache, weil lästiges Blättern in Errata oder einem separaten Reversalis-Kapitel unterbleibt.
Gerade die Antimagie wird sich, so denke ich doch, größerer Beliebtheit erfreuen, als zuvor. Die schwarzen Schergen und ihr Dämonengezücht sind schließlich nicht nur brutale Mordbrenner, sondern werden vielen Heldengruppen als magische Widersacher sicherlich einige arkana Steine in den Weg zu legen wissen.
Auch ein positives Merkmal im Gegensatz zum Codex Cantiones aus der 3. DSA-Edition: Die Zaubersprüche sind nicht mehr nach Spezielgebieten sortiert (logisch, es gibt sie ja nicht mehr in der altbekannten Form) - sondern alphabetisch... das Blättern auf der Suche nach einem bestimmten Spruch hat nun ein Ende.

Die magische Bibliothek - und mehr
Neben den drei "Hauptwerken" und der Vorstellung der Archetypen gibt es noch mehr in der Box. So z.B. Die Magische Bibliothek (die nicht nur vom Namen her an ein Fan-Projekt von Peter Diehn erinnert), in der einiges über Folianten, Codices, Formelsammlungen usw. zu finden ist. So lernt man hier neben einigen grundlegenden Hintergrundinformationen auch wie man die magische Bibliothek ins Rollenspiel einbauen kann, wie man aus den magischen Werken lernen kann, welche Auswirkungen bestimmte Bücher haben usw.
Desweiteren gibt es noch neben einem Poster der Archetypen (ganz schön anzusehen), einige Kopiervorlagen für Zauberdokumente (oder gibt es einen Spieler der das nicht braucht, da er den Memorans Gedächtniskraft für all die Eintragungen und Werte in realitas wirken kann?) und insgesamt vier Exemplare eines Magie-Glossares, in dem wichtige Termini erklärt werden.

Geschmacksfrage
Alle Bücher dieser Box sind im DIN-A4 Format. Einigen gefielen sicherlich die kleinen A5-Formate der Mysteria Arcana und des Codex Cantiones besser, weil die fühlen sich dicker an und sind irgendwie "cooler". Aber das ist halt eine Geschmacks- und auch Kostenfrage. Das A5-Format war nämlich für Liber Cantiones nicht möglich, da es laut FanPro über 350 Seiten umfasste und so nicht mehr in die Box hineingepaßt hätte.
Eventuell gibt es aber noch eine noblere Ausgabe des Liber Cantiones in A5 und im schmucken, aber noch bezahlbaren Kunstledereinband - aber dieses Projekt steht noch in den Sternen.

Fazit
Diese Schöpfung darf sich gar nicht verstecken.
Zum einen, weil sie ein wichtiges Element der aventurischen Spielwelt an das neue System anpasst. Zum anderen ist sie ein gelungenes Werk, das seit langem angedacht war, und dennoch sicherlich "ein halbes Jahr" (Florian Don-Schauen) ausschließliche Redaktionsarbeit verschlungen hat.
Viele Beiträge weiterer Autoren und einige stimmungsvolle Zeichnungen (und einige eher nicht so gelungene) bereichern den Text. Die einzelnen Bücher lesen sich durchweg gut und flüssig. Jedoch ist das Regelwerk teilweise zu umfangreich - jedenfalls wenn man mitten im Spiel nach dem Motto "Ähm... keine Ahnung, ich guck mal schnell nach..." etwas nachschauen muß. Dafür muß man sich erst einmal an die vielen Kapitel gewöhnen - ein alphabetischer Index würde hier natürlich weiterhelfen.
Einen solchen gönnte man nur dem Liber Cantiones, dort aber gleich mit Probe und Steigerungskostentabellenspaltenangabe (was für ein Wort!). Dieser Index steht direkt im Einband und macht die Spontansuche eines Zaubers zum Kinderspiel.
Als negativ schlägt zu Buche, dass keine weiteren Konvertierungsregeln für Recken des alten System hinzugekommen sind.
Da muss die Kampfmagierin der 16. Stufe im Gegensatz zu ihrem Kriegergefährten der 15. Stufe wohl noch bis zu den Errata (hoffentlich) im Schrank vor sich hinstauben, fehlen doch wenige, aber wichtige Hinweise zur Übernahme von "Ritualkunde", Zaubern, die zusammengefasst wurden (attributo) und eine Regelung für nicht-kampforientierte Sonderfertigkeiten. (Dafür gibt es immer noch die Neuerschaffung, wobei diese immer ein wenig von der alten Stimmung verdrängt.)

Der Preis
Nun ja, mit 35,- Euro ist diese Box so teuer wie Schwerter & Helden, wiegt aber ein bißchen mehr (1,9 kg laut Thomas Römer).
Doch Inflation, viel Papier, die bunten Farben tragen dazu bei... alle klagen über den Preis (der sogar noch steigen könnte in der 2. Auflage... siehe den Messe-Bericht von Vinsalts DSA-Ticker), also sagen wir mal : nicht zu unangemessen (und damit ist diese Box auch nach DM/Euro-Umrechnerei auch noch nicht die teuerste DSA-Box die je erschienen ist).
Wer Neueinsteiger in der Welt des Schwarzen Auges ist, findet viel Neues und reichlich Material. Alte Hasen finden sich sicher schnell im neuen Regelwerk zurecht, vor allem mit Kenntnis von Schwerter & Helden, werden aber auch noch neues über die Welt der Magie erfahren, denn mit dem umfangreicheren Regelwerk kommen viele alte Randbeschreibungen und Auszüge aus Romanen endlich in die Spielwelt hinein, aus der sie inhaltlich schon kamen.

Empfehlung
Diese Box sollte man erstmal nur dem Meister zugänglich machen. Das ist billiger, und er wird nicht von Wünschen bezüglich der Einführung von 17,5 Sonderregeln genötigt.
Dieses Regelwerk kann, wie bei Schwerter & Helden auch, modular eingeführt werden, bei Hesinde - eine vernünftige Entscheidung!
Denn wehe dem Meister, der sich einen Tag nach dem Kauf entscheidet, gleich mal eben die ganze Magie loszulassen... Schon die Namensänderungen im Liber Cantiones machen "alte" Spieler unsicher, da nunmal nicht alle Zauber unverändert dem neuen System eingegliedert werden konnten (und das ist auch gut so). Und dann heißen die auch noch anders! grinsender Smiley

Siehe auch:

Andreas Bielawny/jm