Zuvörderst ist natürlich ein Dank an PRAios auszusprechen - muss man doch dem Sonnengott dafür Huldigung erweisen, dass er seine Gaben wirklich großzügig gen Dortmund entsandte (sprich: wie eigentlich jedes Jahr war es auch diesmal schön warm, um nicht gerade von heiß zu sprechen).

Schon am Freitag konnte man ab 18 Uhr bei diversen Rollenspielrunden teilnehmen, so z.B. dem multiparallelen Abenteuer Waldmensch, Sumpf & dichter Dschungel, welches in sechs Spielrunden zu jeweils sechs Spielern gleichzeitig gespielt wurde und die Helden - gar nicht überraschend bei diesem Titel - in die grüne Hölle Aventuriens schickte.

Doch auch wenn für viele Besucher von Veranstaltungen wie dem RatCon diese Spielrunden das Salz in der Suppe sind, kommen doch nicht wenige Besucher nicht deswegen, sondern wegen der anderen Programmpunkte. Denn traditionell bietet der RatCon viele Workshops, Diskussionsrunden, Podiumsdiskussionen und dergleichen - und man hat die Chance Bekannte und Freunde wieder zu treffen.

Workshops
Die angebotenen Workshops zeigten eine breite Palette auf, so konnte man sich u.a. in einigen Workshops allgemein über das Rollenspiel an sich informieren bzw. Themen wie "Rollenspiel zwischen Fakt und Fantasie" und "Abenteuer präsentieren: die Praxis des Meisterns" zusammen diskutieren, Lösungswege ansprechen und sich gemeinsam austauschen.

Ein Workshop dieser Art war z.B. der von Hadmar von Wieser durchgeführte Workshop "Der Spieler: das ultimative Monster":
Mit diesem Workshop wandte sich von Wieser vor allem an die Spielleiter, denen er hilfreiche Tipps und Hinweise gab, wie man als Spielleiter zu einem besseren Rollenspiel mit seinen Spielern kommt.

Dazu formulierte er z.B. die vier klassischen Spieler-Archetypen

• "Crush, den Barbaren", der alle möglichen Situationen nicht durch Köpfchen, sondern durch Muskelmasse lösen möchte (oder einfach ausgedrückt: alles niedermetzeln will)
• "Sensemilla Säuselwind", die einfühlsame Elfe die versucht die Psyche der Mitmenschen zu analysieren, auf Gefühle setzt und zur Not auf die Bambi-Kavallerie (Feen auf Reitrehen) hofft
• "Magister Hirnwichs, Meister der arkanen Künste", der versucht den inneren Zusammenhang der Welt zu verstehen (auch wenn es gar keinen gibt)
  und schlussendlich
  
• den Heldentypen der Regeln/Besitz und dergleichen als äußerst flexibel auslegt, und sich auch gerne mal Namen klaut - momentan ist er unter dem Namen "Jack Sparrow" bekannt...

Die zustimmenden Lacher bei der Vorstellung machten deutlich, dass nicht gerade wenige im Publikum genau diese Heldentypen aus eigener, leidvoller Erfahrung kennen. Er erklärte, dass für ein gutes Rollenspiel, bei dem die Spieler miteinander und nicht gegeneinander spielen es zwei wichtige Dinge gibt: Teamgeist & Kommunikation.

"Eine besondere Form des Powergamers ist der Poser - solche Typen fahren auch 800 km nach Dortmund um den Leuten das hier zu erzählen, anstatt in Salzburg Geschichten zu schreiben."
- Hadmar von Wieser

Natürlich nutzte Hadmar von Wieser auch die Gelegenheit immer wieder mal am Rande auf seinen aktuellen Roman Himmlisches Feuer aus der Reihe Gezeitenwelt hinzuweisen.
Hierzu veranstaltete dann Hadmar von Wieser auch einen eigenen Workshop, bei dem er mit Fans und Lesern über das Projekt Gezeitenwelt diskutierte, dessen dritter Roman Das Weltennetz (geschrieben von Thomas Finn) in Kürze erscheinen wird.

"Wenn die BILD-Zeitung sich beschwert, dass mein Buch zu intellektuell sei, dann kann ich das verkraften."
- Hadmar von Wieser zur Kritik an der Gezeitenwelt

Andere Workshops widmeten sich spezielleren Themen, so z.B. die gesamten Workshops die sich dem Regelsystem DSA 4 widmeten und dort insbesondere die neuen Regeln für Götter & Dämonen (aus der gleichnamigen Box) thematisierten, welche in rund einem Monat erscheinen soll.

Es gab natürlich noch viel mehr Workshops - zu den beiden Workshops FanPro-Interna und DSA auf dem Handy gibt es eigene Berichte hier bei Vinsalts DSA-Service - doch zu den anderen kann ich persönlich nicht viel schreiben, da man schließlich auch bei den Workshops anwesend gewesen sein sollte, um darüber zu berichten.

Abenteuerwettbewerb "Gänsekiel & Tastenschlag"
Mehrere Internet-Seiten die sich mit DSA beschäftigen (u.a. alveran.org, Das Aventurium und Orkenspalter) haben sich zusammengetan um einen Wettbewerb zu veranstalten, bei dem es darum ging ein Abenteuer zu schreiben, welches zum Thema die aventurische Magie hat. Da der Wettbewerb ursprünglich nach dem Erscheinen der Box Zauberei & Hexenwerk initiiert wurde, war es außerdem eine Wettbewerbsvorgabe die Regeln der 4. DSA-Edition zu benutzen, wobei hier Verstöße nicht zur Disqualifikation, sondern nur zur Abwertung führten.

Die Abenteuer wurden teilweise von den Autoren an die verschiedenen Veranstalter-Websites geschickt, wo dann - unabhängig von der Jury! - Tipps und Tricks an die Teilnehmer gingen, bevor diese dann die Abenteuer für den Wettbewerb endgültig eingereicht haben. Nachfolgend nun die zwanzig bestplazierten Abenteuer:

1. Das Vermächtnis der Völker von Katharina Pietsch - 126 Punkte (Wolkenturm)
2. Die Einhornritter von Mario Rogowski - 125,25 Punkte (Aventurium)
3. Wahnsinn und Wahrheit von Daniel Jödemann - 124,5 Punkte (Alveran)
4. Der Kuss der Schwarzen Witwe von Michael Spieß - 123,25 Punkte (Wolkenturm)
5. Bardensang und Sphärenklang von Armin Bundt - 112,5 Punkte (Alveran)
6. Dreckige Gassen von Christian Löwenthal - 109,25 (dsa4.de)
7. Unter dem Totenkopfbanner von Arne Weber - 105 Punkte (Wolkenturm)
8. Mirhamionettenspiel von Jens und Joachim Stellhorn - 104,5 (dsa4.de)
9. Die Erben des Kriegsherrn von Stefan Frenzel - 103,25 (Orkenspalter)
10. Die Weinprinzessin von Felix Füzi - 103 Punkte (dsa4.de)
11. Ymras Vermächtnis von Christian Jeub - 97 Punkte (unabhängig)
12. Feilscher Händel von Daniel Krüger - 96,25 Punkte (Orkenspalter)
13. Göttliche Erleuchtung von Sebastian Willert - 95 Punkte (Alveran)
14. Ein alter Hut von David Schmidt - 94,5 Punkte (Wolkenturm)
15. Echsenmacht von Julia Leodolter - 89 Punkte (Wolkenturm)
16. Kein Geist zuviel von Alexander Korn - 83,25 Punkte (unabhängig)
17. Madas Früchte von Matthias Reinhardt - 80,75 Punkte (dsa4.de)
18. Drachenfeuer von Gregor Große-Bölting - 78 Punkte (Alveran)
19. Rote Rosen von Thomas Neudörfer - 78 Punkte (Orkenspalter)
20. Der Wolf von Vinsalt von Sven Vogler - 74 Punkte (Aventurium)

Andere Systeme
Auch wenn natürlich vor allem die Fans von Das Schwarze Auge beim RatCon 2003 ein interessantes Programm geboten wird, kommen doch auch Spieler von anderen Systemen auf ihre Kosten.

Hauptsächlich, man muß ja bedenken, daß der RatCon von FanPro veranstaltet wird, die Anhänger von anderen FanPro-Systemen wie Armalion, MageKnight, Shadowrun, BattleTech usw. werden noch angesprochen - sei es nun mit Spielrunden, Turnieren und dergleichen. MageKnight-Fans konnten sich z.B. schon die zweite Edition anschauen - welche offiziell erst zur Spielemesse in Essen in rund einem Monat erscheinen soll.

OCS Event präsentierte neben schicken irdenen Krügen mit dem Wappen des Mittelreiches vor allem natürlich auch Informationen zum geplanten Aventurien-LARP (Live Action Role Playing).
Feder & Schwert präsentierte z.B. Vampire, Engel sowie Vergessene Reiche und bot auch Spielrunden dazu an. Der Games-In Verlag zeigte neben Earthdawn auch die 7te See. Beim Stand der Gilde der Fantasy-Rollenspieler e.V. konnte man sich über die GfR an sich, die von der GfR herausgegebene Zeitschrift Windgeflüster, geplante Cons und dergleichen informieren. Unter dem Namen History of War wurde ein nicht gerade friedfertiges Sammelkartenspiel vorgestellt, welches vor allem für die Spieler interessant sein dürfte, die gegenüber Taktik- und Strategieelementen im Spiel keine Berührungsängste haben.

Sonstiges
Seitens von Phoenix Press, dem Buchlabel von FanPro, wurden viele Lesungen/Signierstunden mit Autoren veranstaltet, aber auch einige der bekannten DSA-Illustratoren waren zugegen, so z.B. Caryad und Sabine Weiss, die beide in den Gesprächen mit den Besuchern ein wenig aus dem Nähkästchen (oder dem Tuschefässchen?) plauderten.
Auch "altbekannte" Standards - schließlich findet der RatCon jetzt schon zum 8. Mal statt - fanden sich wieder, wie z.B. das berühmt-berüchtigte FanPro-Glücksrad oder die lange Filmnacht.

Resümee
Der RatCon 2003 hat sich wirklich gelohnt:
Ein attraktives Programm, interessante und kurzweilige Gäste, spannende Spiele, gutes Wetter - und das alles zu einem wirklich moderaten Preis. Gerade für DSA-Interessierte bot der RatCon 2003 sehr viel, so daß man auch für 2004 einen guten RatCon erwarten kann.

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